WALTER SEBASTIAN RESCH
7
W. S. RESCH HERZ JESU (1915)
Holz’ialbfigur in der kath. Kirche zu Ehingen in Wttbg. — Text S. 5
pinmotiv rauscht
aus der belebten
Steinmasse, man
hört die Melodie,
die Dissonanzen
und ihre Auflösung,
Baß und Oberstim-
men. In stark ge-
bundener Form pla-
stisch empfunden,
stark durchmodel-
liert treten uns die
neueren Arbeiten
entgegen. Seine
Kompositionsli-
nien wiederholen
sich da, wo sie die
Steigerung des
Ausdrucks ver-
langt. SeinePlastik
ist die Übersetzung
desRodinschen Sat-
zes : Die Plastik ist
die Kunst der Lö-
cher und Buckel.
Resch prägte den
Satz: Esgibtin der
Bildhauerei keine
Flächen, sondern
nur Rundungen, da
wo zwei solche Zu-
sammenstößen,
sind je nachdem
Flächen, Mulden,
Falten der zarten
Halbschatten, die
einer Figur die
Weichheit geben.
Als das sprechend-
ste Zeugnis für die
Verwirklichung
dieser plastischen Absichten darf derKruzifi-
xus (Abb. S. 15) angesehen werden, den der
Künstler für den Friedhof in Trier ausführte.
Zunächst überrascht die Haltung des Körpers,
die als der Natur widersprechend unmöglich
erscheint. Der Versuch am lebenden Modell
zeigte aber, daß der Natur keinerlei Gewalt
angetan wurde. Das Werk verrät im Gegen-
teil bis auf die Wiedergabe auch des letzten
Muskels eine geradezu glänzende Beherr-
schung des Aktes, die ihre Krönung findet in
dem dramatischen Zusammenspiel der Mus-
keln. Durch diesen Ausdruck der Gesamtbe-
wegung erzielte der Künstler die hervor-
ragende Wirkung der Hauptfigur. Es ist das
letzte Zusammenbrechen des leidenden Hei-
lands, das sich der Künstler zum Vorwurf
nahm, ein Motiv, das wie kein anderes be-
rufen ist, als Kriegerdenkmal die Leiden und
Schrecken, Mühen und Opfer des Weltenge-
schehens der letzten Jahre zu versinnbilden.
Gegenüber der geradezu klassischen Kom-
position tritt alles andere in den Hintergrund.
Die Draperie ist Nebensache geworden.
In diesem Zusammenhang sei noch be-
sonders auf das schon erwähnte ergreifende
Kriegerdenkmal verwiesen, das Resch für
die Pfarrkirche in Wallerstein bei Nörd-
lingen fertigte. Es stellt einen Fahnenträger
vor dem Heiland am Kreuze dar, der sich
zum tiefgebeugten Krieger in liebevoller
Rede niederneigt. Diese Gestalt des Gekreu-
zigten mag als Vorläufer des Kruzifixus für
Trier (Abb. S. 15) und des im Entstehen
7
W. S. RESCH HERZ JESU (1915)
Holz’ialbfigur in der kath. Kirche zu Ehingen in Wttbg. — Text S. 5
pinmotiv rauscht
aus der belebten
Steinmasse, man
hört die Melodie,
die Dissonanzen
und ihre Auflösung,
Baß und Oberstim-
men. In stark ge-
bundener Form pla-
stisch empfunden,
stark durchmodel-
liert treten uns die
neueren Arbeiten
entgegen. Seine
Kompositionsli-
nien wiederholen
sich da, wo sie die
Steigerung des
Ausdrucks ver-
langt. SeinePlastik
ist die Übersetzung
desRodinschen Sat-
zes : Die Plastik ist
die Kunst der Lö-
cher und Buckel.
Resch prägte den
Satz: Esgibtin der
Bildhauerei keine
Flächen, sondern
nur Rundungen, da
wo zwei solche Zu-
sammenstößen,
sind je nachdem
Flächen, Mulden,
Falten der zarten
Halbschatten, die
einer Figur die
Weichheit geben.
Als das sprechend-
ste Zeugnis für die
Verwirklichung
dieser plastischen Absichten darf derKruzifi-
xus (Abb. S. 15) angesehen werden, den der
Künstler für den Friedhof in Trier ausführte.
Zunächst überrascht die Haltung des Körpers,
die als der Natur widersprechend unmöglich
erscheint. Der Versuch am lebenden Modell
zeigte aber, daß der Natur keinerlei Gewalt
angetan wurde. Das Werk verrät im Gegen-
teil bis auf die Wiedergabe auch des letzten
Muskels eine geradezu glänzende Beherr-
schung des Aktes, die ihre Krönung findet in
dem dramatischen Zusammenspiel der Mus-
keln. Durch diesen Ausdruck der Gesamtbe-
wegung erzielte der Künstler die hervor-
ragende Wirkung der Hauptfigur. Es ist das
letzte Zusammenbrechen des leidenden Hei-
lands, das sich der Künstler zum Vorwurf
nahm, ein Motiv, das wie kein anderes be-
rufen ist, als Kriegerdenkmal die Leiden und
Schrecken, Mühen und Opfer des Weltenge-
schehens der letzten Jahre zu versinnbilden.
Gegenüber der geradezu klassischen Kom-
position tritt alles andere in den Hintergrund.
Die Draperie ist Nebensache geworden.
In diesem Zusammenhang sei noch be-
sonders auf das schon erwähnte ergreifende
Kriegerdenkmal verwiesen, das Resch für
die Pfarrkirche in Wallerstein bei Nörd-
lingen fertigte. Es stellt einen Fahnenträger
vor dem Heiland am Kreuze dar, der sich
zum tiefgebeugten Krieger in liebevoller
Rede niederneigt. Diese Gestalt des Gekreu-
zigten mag als Vorläufer des Kruzifixus für
Trier (Abb. S. 15) und des im Entstehen