Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 16.1877

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7194#0013
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Chriſtliche

Kunſtblätter.

Organ des chriſtlichen Kunſtvereims der Erzdiöceſe Freiburg
(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)

Nro. 165.

Domine dilexi decorem domus tuae. Ps. 25, 8.

1877.

Die Almer Malerſchule.
Nachtrag zum Ulmer Münſterjubilä um

Von Pfarrer Detzel in Württemberg.

der Verwendung des Oeles als Bindemittels machten, wo-
durch eine Friſche und ein Glanz des Colorits erzielt wurde,
der die Zeitgenoſſen auf's Höchſte überraſchen mußte. Dieſe
Malweiſe machte ſich zunächſt in der Kölner Schule geltend,
wurde aber ungleich freier und ſelbſtſtändiger aufgenommen
von den Schulen im oberen und mittleren Deutſchland.
Beſonders waren es die ſchwäbiſche und fränkiſche Schule,
welche gleichſam vermittelnd auftraten und ſich beſtrebten,
das Jdeale mit dem Realen auf befriedigende Weiſe zu ver-
einigen und die Fortſchritte der Eyck'ſchen Malerei zu ver-
werthen ſuchten, ohne in glatten Realismus, eine bloße
Naturnachahmung zu verfallen.
Der erſte ſchwäbiſche Meiſter, den wir nun in der Ulmer
Ausſtellung zu ſuchen gehabt hätten, wäre Lucas Moſer
geweſen, von dem aber nur ein bekanntes und beglaubigtes
Werk aus dem Jahre 1431 vorhanden iſt, nämlich eine
Tafelmalerei an dem St. Magdalenen-Altar in der Kirche
zu Tiefenbronn in Baden (zwiſchen Pforzheim und Weil
der Stadt). Doch war es erſt Friedrich Herlen, durch
welchen die Niederländer Art und Weiſe in Schwaben beliebt
und bekannt wurde; er war der Meiſter, ,,der mit nieder-
ländiſcher Arbeit umgehen konnte.'' Durch zwei Gemälde:
eine thronende Madonna und einen Eece Homo, war er
in unſerer Ausſtellung vertreten.
Schon im Jahre 1442 war ein Hans Herlen Bürger
in Nördlingen. Unſer Meiſter Friedrich, wohl ſein Sohn,
erſcheint zu Nördlingen im Jahre 1462 zum erſten Male,
während wir ihn früher (1449) als Maler und Bürger zu
Ulm treffen. Von hier aus ging er auf die Wanderſchaft
und zwar nach den Niederlanden, woſelbſt ja eben die kirch-
liche Malerei in den Gebrüdern Hubert und Johann van
Eyck damals einen gewaltigen Aufſchwung nahm, einerſeits
durch die Art der Technik, die wir oben bezeichneten, ander-
ſeits durch Kenntniß der Linearperſpective und hieraus er-
folgter Vertauſchung des Goldgrundes mit landſchaftlichem
Hintergrunde. Hier nun ſchloß ſich Herlen dem berühm-
teſten und bedeutendſten der Eyck'ſchen Schüler, dem älteren
Rogier van der Weyden (von Brügge), 1400 1464, an,
deſſen realiſtiſche Maͤlweiſe er nachahmte und von dem er

Der ,,Verein für Kunſt und Alterthum in Ulm und
Oberſchwaben'' hat die in der Ueberſchrift bezeichnete Aus-
ſtellung zur Zeit des Münſterjubiläums veranſtaltet und
dieſelbe bis zum 25. Juli verlängert. Er hat ſich dadurch
ein ſchönes Verdienſt erworben, welches um ſo mehr An-
erkennung verdient, als es immerhin mit vielen Mühen und
Schwierigkeiten verbunden iſt, die oft nach allen Regionen
zerſtreuten Bilder einer Malerſchule ſo zahlreich wie hier
zu vereinigen und dem Publicum zugänglich zu machen.
Abgeſehen davon, welch' ſeltener und hoher Genuß den
Gebildeten überhaupt dadurch geboten wird, iſt eine ſolche
Vereinigung von Kunſtwerken beſtimmter Zeitabſchnitte be-
ſonders für denjenigen von Jntereſſe, welcher vergleichende
Studien machen und eine Schule möglichſt gründlich kennen
lernen will. Von dieſen Motiven geleitet, beſuchte auch
Verfaſſer dieſer Zeilen die Ausſtellung und erlaubt ſich,
mit Gegenwärtigem ſeine Eindrücke und Anſchauungen über
dieſe Schule wiederzugeben. Um nicht durch eine trockene
Aufzählung der Meiſter bloß und ihrer Werke die geehrten
Leſer zu langweilen, ſondern auch denjenigen, die nicht ein-
gehender ſich mit der Kunſtgeſchichte befaßt haben, in Etwas
gerecht zu werden, mögen kurze biographiſche Notizen bei
den einzelnen Meiſtern beigegeben und das Charakteriſtiſche
derſelben reſp. der Schulen erwähnt ſein.
Bekanntlich hatte zur Zeit der romaniſchen Periode die
Malerei ihre Zuflucht hauptſächlich in die Kirche genommen,
weil die weiten Wandflächen die trefflichſte Gelegenheit zu
ihrer großen Entfaltung gaben; mit dem Eintritt der Gothik
aber wurde ihr gleichſam der Boden unter den Füßen weg-
gezogen, inden ſie die Mauerflächen nicht mehr fand, auf
welchen die zahlreichen Darſtellungen dem Volke eine wahre
biblia pauperuw waren. Ein großer Umſchwung trat des-
halb in dieſer Zeit ein, in der man ſich von der Wand-
malerei zur Tafelmalerei wandte; dazu kam noch, daß die
flandriſchen Maler van Eyck epochemachende Fortſchritte in
 
Annotationen