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der commandirende General v. Schachtmeyer, dann General-
Lieutenant v. Gottberg, der Kriegsminiſter v. Wundt, Ge-
neral v. Trieberg und Oberſt v. Witte. Ferner der Prä-
ſident des Staatsminiſteriums v. Mittnacht, der Präſident
Höhler ſowie verſchiedene Mitglieder der Kammer; als Ver-
treter der Stadt kam Oberbürgermeiſter Dr. Hack u. ſ. w.
Nun wurden die Kerzen des Hochaltares angezündet, die
Geiſtlichkeit erſchien und nahm auf dem Chor Aufſtellung.
Jetzt erbrausten mächtig und klangvoll die Töne der Orgel.
Das Hauptportal öffnete ſich und an der Seite des Biſchofs
betrat der König die Kirche, gefolgt von dem Prinzen
Wilhelm, der Großfürſtin Wera, ſowie noch anderen fürſt-
lichen und hochadeligen Perſonen. Der König nahm mit
dem näheren Gefolge Platz auf dem Chor, woſelbſt Seſſel
zu dieſem Zwecke aufgeſtellt worden. Dann betrat der
Biſchof die Kanzel des neuen Gotteshauſes, um die neue
Pfarrgemeinde zu begrüßen. Mit warmen Worten dankte
er allen Wohlthätern der Kirche und beſonders dem König,
der mit gleicher Liebe alle ſeine Unterthanen umfängt, und
erklärte ſodann die Bedeutung der Ceremonien. Hierauf
begann die erſte heil. Meſſe in der Marienkirche, celebrirt
von dem Biſchofe. Zum Schluſſe ertheilte der Biſchof den
ſacramentalen Segen. Nach dem Te Deum erhob ſich der
König, dem vor Beginn des Hochamtes die Geiſtlichkeit der
neuen Kirche vorgeſtellt worden, und verließ unter Beglei-
tung des Biſchofs die Kirche.
Möge das ſchöne neue Gotteshaus zum Lobe und zur
Ehre der allerſeligſten Jungfrau bis in die fernſten Zeiten
die Andächtigen in ſeinen Hallen ſehen und auch ſeine
Räume bald nicht mehr ausreichen für die Zahl der Katho-
liken Stuttgarts! (Köln. Volksztg.)
Publication lediglich mit der Zeichnung, mit der Compo-
ſition zu thun und dürfen da anerkennen, daß wir die den
italieniſchen Künſtlern ſchier angeborene Beherrſchung des
Formalen, die Gewandtheit in der Hervorbringung lieb-
licher Gruppen und Formen auch in den vaticaniſchen Bil-
dern Podeſti's wiederfinden. Zu bedauern iſt nur, daß der
Künſtler in einer ſtark nach Manierismus ſchmeckenden Weiſe
ſich an die Gruppirung einiger Bilder aus den Stanzen des
großen Urbinaten angeklammert und ſie in ſeine Compo-
ſition herüber genommen hat. Zu bedauern iſt weiter, daß
er ſich zu allerhand Sonderbarkeiten verleiten ließ, deren
ſtörendſte wohl die iſt, daß er auf den das Dogma ex
cathedra ſtehend proclamirenden Papſt einen Lichtſtrahl
aus der Himnelsregion herabfallen läßt, wo er von einem
Kreuze ausgeht und das ganze Bild von der linken Ecke
bis zur Mitte quer durchſchneidet. Sinnig und ſchön iſt
die Feſtgabe, weil ſie in durchaus kunſtgerechter, prächtiger
Ausſtattung die einzelnen Wandmalereien vorführt und ſo
den Katholiken die einzelnen Momente des feierlichen Actes
in hochwillkommener Weiſe bildlich in's Gedächtniß ruft.
Die reich und ſchön gegliederte Prachtdecke zeigt in ihren
vertieften Feldern ebenſo wie die ſchmalen Flächen zwiſchen
den Fenſtern ſymboliſche und vorbildliche Darſtellungen.
Die Mittelwand iſt geſchmückt mit einer nach Analogie der
Disputa gruppirten Schilderung des feierlichen Augenblicks,
wo Pius JX. das Dogma verkündet; die eine Schmalwand
zeigt die dieſem Akt vorhergehende Berathung der Biſchöfe
und Theologen, die gegenüberſtehende aber vergegenwärtigt
die Krönung des in der Chorkapelle von St. Peter ver-
ehrten Madonnenbildes della Concezione durch den Papſt
gleich nach der feierlichen Proclamirung. Der recht warm
und und begeiſtert geſchriebene Text des P. Kuhn, durch
welchen die Einzelbilder und Gruppen ſachgemäß erläutert
werden, beanſprucht als hiſtoriſche Schilderung des für die
Kirchen- und Dogmengeſchichte ſo überaus wichtigen Vor-
ganges einen ſelbſtſtändigen Werth. Als Feſtgabe zum
8. Dec. wie als Weihnachtsgabe wird darum auch nach
dieſer Seite hin die prächtige Veröffentlichung der vatica-
niſchen Wandgemälde von Fr. Podeſti gewiß bei allen
kunſtſinnigen Katholiken vielen Beifall finden. (A. Pz.)
Podeſti's vaticaniſche Wandgemälde.
Der Kölner Dom.
Die fünfundzwanzigjährige Jubelfeier des Tages, an
welchem Papſt Pius JX. nach Einholung des Urtheils der
ſämmtlichen Biſchöfe des Erdkreiſes den Glaubensſatz der
Immaoulata Conoeptio declarirte, iſt in der katholiſchen
Kirche feſtlich begangen worden. Vielſeitig wird ſonder
Zweifel der Wunſch empfunden, ein Andenken an dieſen
Tag zu beſitzen, und wir freuen uns, die Leſer auf ein
ſolches hinweiſen zu können, das ebenſo ſinnig wie ſchön
und intereſſant iſt. Wir meinen die von Gebrüder C. und
N. Benziger in Einſiedeln ſoeben auf fünf Folio-Tafeln
in Photographiedruck veröffentlichten vaticaniſchen Wand-
gemälde von Frances co Po d e ſti im Saale der Unbe-
fleckten Empfängniß, zu welchen der kunſtgelehrte und durch
ſeine ,Roma'' in weiteren Kreiſen vortheilhaft bekannte
Benedictinerpater Alb. Kuhn den erläuternden Tert ge-
ſchrieben hat. (Preis in Mappe 6A6) Jntereſſant iſt dieſe
Veröffentlichung, weil ſie auch dem fern von Rom weilen-
den Kunſtfreund ein annäherndes Urtheil über die Leiſtungs-
fähigkeit der modernen religiöſen Kunſt in Rom ermöglicht.
Ganz zutreffend kann dies Urtheil freilich nimmer ſein, weil
unſere Abbildungen des Colorits entbehren, auf maleriſchen
Effect alſo keinen Anſpruch erheben dürfen. Aber gerade das
Fehlen des Colorits wird unſer Urtheil über die Wieder-
gabe des Podeſti'ſchen Fresken günſtiger geſtalten, denn
nach allgemeinem, auch von P. Kuhn ausgeſprochenem Ver-
dict iſt die Farbe die ſchwächſte Seite der modernen vati-
caniſchen Wandgemälde, was an Ort und Stelle um ſo un-
angenehmer auffällt, als die von Podeſti ausgemalte Stanza
dolla Ooncezione die weltberühmten Stanzen Raffael's zu
unmittelbaren Nachbarn hat. Wir haben es in vorliegender
Wir brachten bereits die Nachricht, daß der gewaltige
Kölner Dom, das herrlichſte Meiſterwerk gothiſcher Bau-
kunſt, ,das Gedicht in Stein, nun der Vollendung ent-
gegengeht und längſtens im Auguſt nächſten Jahres als
vollendetes Kunſtwerk der Welt übergeben werden wird.
Bis zum letzten Augenblick wird das Wunderwerk getreu
nach dem urſprünglichen Plane des Baumeiſters gebaut
werden, deſſen Name der Geſchichte ebenſo verloren gegangen
iſt, wie der des Erbauers des berühmten Tempels der Diana
zu Epheſus. Der Kölner Dom hat eine merkwürdige Ge-
ſchichte. Er wurde zuerſt im vierten oder fünften Jahr-
hundert auf dem ,, Domhügel' gebaut und St. Peter ge-
weiht. Ob Erzbiſchof Hildebald den jetzigen erbaut oder
den alten erweiterte, iſt zweifelhaft. Chroniken berichten,
daß in Köln im Jahre 873 eine Domweihe ſtattgefunden.
Jm Jahre 1248 brannte der alte Dom ab und der Erz-
biſchof Konrad von Hochſtaden legte im Jahre 1249 den
Grund zu dem neuen. Nach dem Urheber des Entwurfes
zu dieſem großartigen Bauwerk iſt in der neueſten Zeit
vergebens geforſcht worden und ebenſo nach dem erſten
Baumeiſter. Jn den alten Chroniken iſt nur verzeichnet,
der commandirende General v. Schachtmeyer, dann General-
Lieutenant v. Gottberg, der Kriegsminiſter v. Wundt, Ge-
neral v. Trieberg und Oberſt v. Witte. Ferner der Prä-
ſident des Staatsminiſteriums v. Mittnacht, der Präſident
Höhler ſowie verſchiedene Mitglieder der Kammer; als Ver-
treter der Stadt kam Oberbürgermeiſter Dr. Hack u. ſ. w.
Nun wurden die Kerzen des Hochaltares angezündet, die
Geiſtlichkeit erſchien und nahm auf dem Chor Aufſtellung.
Jetzt erbrausten mächtig und klangvoll die Töne der Orgel.
Das Hauptportal öffnete ſich und an der Seite des Biſchofs
betrat der König die Kirche, gefolgt von dem Prinzen
Wilhelm, der Großfürſtin Wera, ſowie noch anderen fürſt-
lichen und hochadeligen Perſonen. Der König nahm mit
dem näheren Gefolge Platz auf dem Chor, woſelbſt Seſſel
zu dieſem Zwecke aufgeſtellt worden. Dann betrat der
Biſchof die Kanzel des neuen Gotteshauſes, um die neue
Pfarrgemeinde zu begrüßen. Mit warmen Worten dankte
er allen Wohlthätern der Kirche und beſonders dem König,
der mit gleicher Liebe alle ſeine Unterthanen umfängt, und
erklärte ſodann die Bedeutung der Ceremonien. Hierauf
begann die erſte heil. Meſſe in der Marienkirche, celebrirt
von dem Biſchofe. Zum Schluſſe ertheilte der Biſchof den
ſacramentalen Segen. Nach dem Te Deum erhob ſich der
König, dem vor Beginn des Hochamtes die Geiſtlichkeit der
neuen Kirche vorgeſtellt worden, und verließ unter Beglei-
tung des Biſchofs die Kirche.
Möge das ſchöne neue Gotteshaus zum Lobe und zur
Ehre der allerſeligſten Jungfrau bis in die fernſten Zeiten
die Andächtigen in ſeinen Hallen ſehen und auch ſeine
Räume bald nicht mehr ausreichen für die Zahl der Katho-
liken Stuttgarts! (Köln. Volksztg.)
Publication lediglich mit der Zeichnung, mit der Compo-
ſition zu thun und dürfen da anerkennen, daß wir die den
italieniſchen Künſtlern ſchier angeborene Beherrſchung des
Formalen, die Gewandtheit in der Hervorbringung lieb-
licher Gruppen und Formen auch in den vaticaniſchen Bil-
dern Podeſti's wiederfinden. Zu bedauern iſt nur, daß der
Künſtler in einer ſtark nach Manierismus ſchmeckenden Weiſe
ſich an die Gruppirung einiger Bilder aus den Stanzen des
großen Urbinaten angeklammert und ſie in ſeine Compo-
ſition herüber genommen hat. Zu bedauern iſt weiter, daß
er ſich zu allerhand Sonderbarkeiten verleiten ließ, deren
ſtörendſte wohl die iſt, daß er auf den das Dogma ex
cathedra ſtehend proclamirenden Papſt einen Lichtſtrahl
aus der Himnelsregion herabfallen läßt, wo er von einem
Kreuze ausgeht und das ganze Bild von der linken Ecke
bis zur Mitte quer durchſchneidet. Sinnig und ſchön iſt
die Feſtgabe, weil ſie in durchaus kunſtgerechter, prächtiger
Ausſtattung die einzelnen Wandmalereien vorführt und ſo
den Katholiken die einzelnen Momente des feierlichen Actes
in hochwillkommener Weiſe bildlich in's Gedächtniß ruft.
Die reich und ſchön gegliederte Prachtdecke zeigt in ihren
vertieften Feldern ebenſo wie die ſchmalen Flächen zwiſchen
den Fenſtern ſymboliſche und vorbildliche Darſtellungen.
Die Mittelwand iſt geſchmückt mit einer nach Analogie der
Disputa gruppirten Schilderung des feierlichen Augenblicks,
wo Pius JX. das Dogma verkündet; die eine Schmalwand
zeigt die dieſem Akt vorhergehende Berathung der Biſchöfe
und Theologen, die gegenüberſtehende aber vergegenwärtigt
die Krönung des in der Chorkapelle von St. Peter ver-
ehrten Madonnenbildes della Concezione durch den Papſt
gleich nach der feierlichen Proclamirung. Der recht warm
und und begeiſtert geſchriebene Text des P. Kuhn, durch
welchen die Einzelbilder und Gruppen ſachgemäß erläutert
werden, beanſprucht als hiſtoriſche Schilderung des für die
Kirchen- und Dogmengeſchichte ſo überaus wichtigen Vor-
ganges einen ſelbſtſtändigen Werth. Als Feſtgabe zum
8. Dec. wie als Weihnachtsgabe wird darum auch nach
dieſer Seite hin die prächtige Veröffentlichung der vatica-
niſchen Wandgemälde von Fr. Podeſti gewiß bei allen
kunſtſinnigen Katholiken vielen Beifall finden. (A. Pz.)
Podeſti's vaticaniſche Wandgemälde.
Der Kölner Dom.
Die fünfundzwanzigjährige Jubelfeier des Tages, an
welchem Papſt Pius JX. nach Einholung des Urtheils der
ſämmtlichen Biſchöfe des Erdkreiſes den Glaubensſatz der
Immaoulata Conoeptio declarirte, iſt in der katholiſchen
Kirche feſtlich begangen worden. Vielſeitig wird ſonder
Zweifel der Wunſch empfunden, ein Andenken an dieſen
Tag zu beſitzen, und wir freuen uns, die Leſer auf ein
ſolches hinweiſen zu können, das ebenſo ſinnig wie ſchön
und intereſſant iſt. Wir meinen die von Gebrüder C. und
N. Benziger in Einſiedeln ſoeben auf fünf Folio-Tafeln
in Photographiedruck veröffentlichten vaticaniſchen Wand-
gemälde von Frances co Po d e ſti im Saale der Unbe-
fleckten Empfängniß, zu welchen der kunſtgelehrte und durch
ſeine ,Roma'' in weiteren Kreiſen vortheilhaft bekannte
Benedictinerpater Alb. Kuhn den erläuternden Tert ge-
ſchrieben hat. (Preis in Mappe 6A6) Jntereſſant iſt dieſe
Veröffentlichung, weil ſie auch dem fern von Rom weilen-
den Kunſtfreund ein annäherndes Urtheil über die Leiſtungs-
fähigkeit der modernen religiöſen Kunſt in Rom ermöglicht.
Ganz zutreffend kann dies Urtheil freilich nimmer ſein, weil
unſere Abbildungen des Colorits entbehren, auf maleriſchen
Effect alſo keinen Anſpruch erheben dürfen. Aber gerade das
Fehlen des Colorits wird unſer Urtheil über die Wieder-
gabe des Podeſti'ſchen Fresken günſtiger geſtalten, denn
nach allgemeinem, auch von P. Kuhn ausgeſprochenem Ver-
dict iſt die Farbe die ſchwächſte Seite der modernen vati-
caniſchen Wandgemälde, was an Ort und Stelle um ſo un-
angenehmer auffällt, als die von Podeſti ausgemalte Stanza
dolla Ooncezione die weltberühmten Stanzen Raffael's zu
unmittelbaren Nachbarn hat. Wir haben es in vorliegender
Wir brachten bereits die Nachricht, daß der gewaltige
Kölner Dom, das herrlichſte Meiſterwerk gothiſcher Bau-
kunſt, ,das Gedicht in Stein, nun der Vollendung ent-
gegengeht und längſtens im Auguſt nächſten Jahres als
vollendetes Kunſtwerk der Welt übergeben werden wird.
Bis zum letzten Augenblick wird das Wunderwerk getreu
nach dem urſprünglichen Plane des Baumeiſters gebaut
werden, deſſen Name der Geſchichte ebenſo verloren gegangen
iſt, wie der des Erbauers des berühmten Tempels der Diana
zu Epheſus. Der Kölner Dom hat eine merkwürdige Ge-
ſchichte. Er wurde zuerſt im vierten oder fünften Jahr-
hundert auf dem ,, Domhügel' gebaut und St. Peter ge-
weiht. Ob Erzbiſchof Hildebald den jetzigen erbaut oder
den alten erweiterte, iſt zweifelhaft. Chroniken berichten,
daß in Köln im Jahre 873 eine Domweihe ſtattgefunden.
Jm Jahre 1248 brannte der alte Dom ab und der Erz-
biſchof Konrad von Hochſtaden legte im Jahre 1249 den
Grund zu dem neuen. Nach dem Urheber des Entwurfes
zu dieſem großartigen Bauwerk iſt in der neueſten Zeit
vergebens geforſcht worden und ebenſo nach dem erſten
Baumeiſter. Jn den alten Chroniken iſt nur verzeichnet,