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Chromk.

Ociikiiuücl'. Am 19. April d. I. wird in Brettcn nnd in Wittenberg der Grundstein zu den
Standbildern MelanchthcnS gclegt, deren ersteres der Bildhauer Friedrich in Straßbnrg in Stein
aussühren, das andere Professor Drake in Berlin für den Erzgnß modelliren wird. Drake hat
bereits zwei Entwürfe gefertigt und dem in Wittenberg gebildeten Coinitö zur Answahl anheim
gegeben. Der cine diescr Entwürfe stellt den Melanchthon mit dcr Augsburgischen Konfession in der
Hand zum Himmel schauend und die andere Hand anf die Brust legend dar. Der anderc läßt ihn
die Konfession so darreichen als hätte er eine Versammlung vor sich die sie hinnehmen soll, während
sein Blick über dieselbe hinschweift. Anch hier ist die rechte Hand auf das Herz gedrückt.

Vcrcinc. Der „Kunstverein für die Nhcinlande nnd Westphalen zu Düsseldorf"
hat aus seinem Fonds für öffentliche Zwecke im vergangenen Iahr neben der fortgesetzten Ausschmückung
des Aachener Nathhaussaales mit Scenen aus der Geschichte Karls des Großen folgende religiöse
Kunstwcrke gcstiftct, beziehuugsweise bestellt: Altarbild für die evangelische Kirche zn Hirschberg,
Christus am Oclberg, gemalt von O. Mengclbcrg; zwei Altarbilder für die katholische Kirche
zu Heiligeuthal, gemalt von I. Ittcnbach uud I. Geselschap; endlich ist eiu Beitrag von
200 Thlr. zu cincm von W. Trel lcnkam p ausznführenden Altarbild für die ueue katholische Kirche
in Tilsit gemacht worden. Der Verein hat beschlossen: bei Ertheilung von Aufträgen hinfort nicht
auSschließlich den Wcg der Konkurrenz stattfindeu zu lasseu, soudern unter Umständen ausnahms-
weise den Weg der direkten Bestellung einzuschlagcn; da lcider in der Negel die hervorragendsten und
bewahrteren Künstler sich selten bei solchen Konkurrenzcu zu betheiligen pflegen, daß daher auch bäusig
Kirchenvorstände entweder ganz von der Mitwirtung dcs Kunstvereins abständen oder dieselbe an die
Bediugung der Wahl eines bestimmten Künstlers kuüpften. -- ES liegt in diesem Beschluß eine sehr
beachtenswerthe Mahnung für dic Vorstäude aller christlichen Kunstvereine. — Von dcr „Verbin-
dung für historische Kunst" sind unter Anderem in dcr letzten Hauptversammlung in Braun-
schweig eine Skizze von I. Hübuer „Stephanus vor dem hohen Nathe" und eine Skizze von
W. Sohn iu Düsseldorf „der heiligc Bouifacius predigt das Christeuthum" für 250 Thlr. und
lwziehungsweise 150 Thlr. erworben worden.

Malcrci. Kaulbachs Entwurf für das letzte große Freskobild des Berliuer Museums ist be-
kanntlich einer Darstellung der Neformatiou mit ihreu geistigeu Nebenbeziehungen gewidmet. Die Haupt-
fignr der im Inuern einer gothischeu Kirche dargestellten ungemein reichen Kompositiou bildet Luther vor
dem Nltar mit beiden hocherhobenen Häuden die Bibel halrcud, neben ihm stehen Calvin und Bugen-
hagen, ferner Zwingli zu seiner Nechteu, Melauchthon zu seiner Liiiken, das Abeudmahl in beiderlei
Gestalt reichend; ersterer den Fürsten der reformirten Konfession: Albrecht von Brandenburg, Philipp
von Hessen und Andern, Mclanchthon aber den sächfischen Fürsteu, Friedrich dem Weisen, Iohann
dem Beständigen, Johanu Friedrich dem Großmüthigen n. a. Auf einer Empore im hohen Chor
befinden sich die Meister des protestantischen Kircheugesanges, unter ihnen im Halbkreis die Vor-
läufer der Reformation: Huß, Savonarola, Abälard uud sein Schülcr Arnold von Brescia, Petrus
Waldus, Wessel, Tauler und Wiklef. Weiter zurück schließeu sich den vorstehenden Gruppen die
Hngenolten mit Colignv, die Königin Elisabeth vo» England und Gustav Adolph mit entsprechenden
Begleitern an. Die Seitenschiffe der Kirche enthalten die Tarstellung der geistigen Bewegung in
Kunst und Wissenschaft. — So wird gleicbzeitig Kaulbachs Freskobild uud Nietschels Lulherdenkmal
in umfassendster Weise die Neformation zum Gegcnstaude der großartigsten Sck'öpfungen ans dem
Gebiete der bildendcn Kunst machen und kann mau aus den bisherigen Wirkungen monumentaler
Knnstwerke einen Schluß ziehen, so wird der Einfluß dicser großen Unternehmungen gewiß ein be-
deutender sein! — Eines der hervorragenden Gemälde christlicher Kunst in nenester Zeit, „Cbristi
Leichnam unter dem Kreuz mit Maria, Magdalena, Johannes, Simon nnd Niködemus," von
Julius Notermund, einem frühverstorbenen Schüler Bendemanns, wird von A. Planer in
Kupfer gestochen und vou den Kunstvereinen in Dresden und Hannover als Vcreinsgabe vertheilt
werden.

Diuck dcr I. G. Sprandcl'sä'en Buchdiuckcrei daselbst.
 
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