Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
66

eigene Kirche herzustellen. Diese Kirche befindet sich nunmehr in einer der Vor-
stadte von Trohes mit dem Uinblick aus die Stadt nnd deren Umgebung. Sie
steht in einem Garten, der, von einer Einsassungsmauer geschützt, zugleich das
nach der Landesart von Holz erbaute Psarrhaus einschliest, welchem gegennber mit
Gottes Hilfe wohl auch noch ein Schulgebäude sich erheben wird. Die Länge
. der Kirche hat 23, ihre Breite 10, die Höhe gleichsalls 10 Meter. Dem Wunsch,
dem in modern romanischem Stil erbauten länglichen Rechtcck auch eine Rotunde
für den Chor anzubauen, sollte leider nicht entsprochen werden. Der Auswand
wäre dadurch um nur 3000 Franken erhöht worden. Es ist deshalb die Kanzel
in die Mitte der hinteren Schmalseite gerückt, der Mtar unter sie gestellt und
zu den Seiten die Aeltestenbänke und der Taufstein angebracht. Nechts und
links von der Kanzel sind eine Art von Blenden in Fensterform mit der Jnschrift
bedeutsamer Bibelsprüche, so daß mit dem resormirten Elemente dea Bibelstellen
an der rechtwinkligen Schlußwand das lutherische Element des Krucifires, welches
auf dem Altar steht, wohlthuend zusammenwirkt. Auch soll das Bild des Ge-
kreuzigten in der nenen Kirche aus die den Protestanten zum großen Theil ge-
wogene katholische Bevölkerung der Stadt einen günstigen Eindruck hervorgebracht
haben. Die kunstreich gear'beitete Kanzel ist mit 600 Franken bezahlt worden.
Statt der Orgel dient noch ein Harmonium. Unter dcr Oberaufsicht des Archi-
tekten des Departements, Garel, ist der Bau von dessen Assistenten Boulanger
entworfen und geleitet worden. Das Material der Mauern ist aus Kreide-
quadern, der Sockel aus'Bruchsteinen von Fouchsre, die Ecksteine aus Chatillon,
an Thurm iind Portal aus Bronvilliers. Der Thurmaufsatz trägt zwei Glocken,
welche die Gemeinde znr Andacht rufen. ^ Der Gesammtaufwand für Platz,
Kirche und Pfarrhaus ist 98,000 Franken, wovon 30,000 Franken auf die Erbau-
ung der Kirche kommen. Der Staat hat zu dieser Summe 40,000, die Stadt-
gemeinde Droyes 10,000 Franken gegeben.

Die Einweihung der Kirche, welche 400 Sitzplätze darbietet, ist am 19. Mai
v. I. Donnerstags erfolgt. Die Procession war von sechs Geistlichen, dem
Consistorinm und Presbyterium geleitet. Pastor Grand-Pierre von Paris predigte
im Hauytgottesdienste über die Worte Lncä 14, 22: Es ist aber noch Raum da.
Nachmittags sprach Pastor A. Coquerel Sohn von der Nothwendigkeit am Be-
kenntniß sestzuhalten, nach der Stelle 2. Tim. 4, 7: Ich habe Glauben gehalten.
Die Theilnahme der einheimischen und benachbarten Protestanten, auch zahl-
reicher Katholiken, war sehr groß. Unter den Gesängen war eine eigen gedichtete
Hymne des Pfarrers Recordon, welcher die Seele der Gemeinde und ihres
Kirchenbaues in Troyes gewesen ist.

Es gehört mit zum Aufschwung, welchen die neue Kirche dem evangelischen
Gemeindeleben gab, daß in den ersten vierzehn Tagen ihres Gebrauches gegen

* Diese Glocken haben Anfschriften von Bibelstellen aus Jeremias und der Chrouik. Die
blsxerÄQos sagt davon iu einer Note: chusl^uss eutllollciues Iss exknuiuaut uvuut Hu'öllss
bus36ut susxsucluss, st a^uut lu css iuserixtious 1'uu ä'sux clit: „Vous vo^s^ llisu c^us
Iss protestuuts lluxtissut uussi Iss eloellss." — „Nsussx vous?" clit sou voisiu. — ,.Osr-
tuiusiusut," rsxli^ukl-t-II, ,,IIss2 äoue; us vo^s2 vous xus Isurs uows Arrives, st <ius cslls-ei
s'upxslls äsrsruis, st eslls-lä Ollrouic^uss."
 
Annotationen