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ten Meister, Herrn Geh. Oberbaurath Stüler, veranlaßt, in der Berliner Zeit-
schrift fnr Banwesen (1858. S. 374 fs. nnd Blatt 42 — 48) Mittheilungen
darüber zn machen, welche, obwohl großentheils für Architekten berechnet, doch
Vieles enthalten, was anch in diesem Blatte an seiner Stelle sein möchte, und
das wir daher aus ihnen entlehnen.

Schon die Organisation der ganzen Angelegenheit ist lehrreich und großartig.
Jm Jahr 1818 bewilligte nemlich das Parlament für den angegebenen Zweck die
Summe von 7 Mill. Thaler, welche 1824 noch um die Halfte, also auf 10 hs Mill.,
erhöht und zu deren Verwendung eine königliche Kommission ernannt wurde, neben
welcher sich aber anch sogleich eine Gesellschaft zur Beförderung der Er-
weiternng, des Neubaues und der Herstellung von Kirchen und
Kapellen in England und Wales bildete, die, aus den Erzbischöfen, Bischöfen
und Privatpersonen mit technischem Beirath bestehend, dnrch Parlamentsakte die
Rechte einer moralischen Person erhielt, und der sich eine große Zahl von Lokalge-
sellschaften, nameicklich die bedeutendste derselben, die Kirchenbangesellschaft für den
Sprengel von London, unterordnete. Es versteht sich, daß jene vom Parlamente
bewilligten Sununen für das immer steigende Bedürfniß nicht ausreichten und
daß daher die erste Aufgabe der Gesellschasten war, Beiträge von Privatpersonen
zu erhalten und den Eifer derselben für diese wichtige Sache anzuregen. Das
geschah denn auch in großartigster Weise. Beiträge von 100 bis 1000 L. St.
sind häusig, ja selbst solche von 10,000 L. St. kommen drei oder vier Mal vor.
Besonders zeichnet sich die, allerdings bei ihren großen Einnahmen dazu beson-
ders sähige hohe Geistlichkeit durch ihren Eifer ans; der letztverstorbene Bischof
von London soll zn dem Neubau von gegen 200 neuen Kirchen seines Sprengels
persönlich ungefähr 200,000 Thaler beigetragen haben. Diese bedentenden
Anstrengungen gaben dann auch bedentende Erfolge; in 34 Iahren, von 1818
bis 1852, sind 802 Kirchen neugebaut, 526 hergestellt, 1715 vergrößert, und
dnrch dies alles 952,866 neue Kirchensitze geschaffen, worunter sich, um den
Dürftigen den Zutritt zu erleichtern, 728,981 nnbezahlte befinden. Allein rem
Bedürfniß, welches durch die Vernachläßigung des vorigen Jahrhunderts und
durch die gewaltige Steigernng der Population entstand, war auch dadurch nur
sehr unvollkommen genügt. Jm Jahre 1836 belief sich in Lonvon die Zahl
der Kirchensitze noch kanm auf ein Zehntel der Seelenzahl, während man sonst
in England ein Viertel für ersorderlich hält; seitdem bis zum Jahre 1854 sind
jene Sitze zwar mehr als verdoppelt, aber auch die Bevölkerung hat sich um
600,000 Seelen vermehrt, so daß man es immer nur erst anf ein Achtel ge-
bracht hat. So kolossalen Anforderungen gegenüber bedarf es anch bei engli-
schen Geldmitteln der sorgfältigsten Oekonomie, und die Hanptgesellschaft hat
es daher sür ihre wichtigste Ausgabe gehalten, Erfahrungen nnd Kenntnisse zu
sammeln, um den Ansprüchen auf Solidität, Gesundheit, Zweckmäßigkeit und
kirchlichen Anstand mit möglichst geringen Mitteln zu genügen. Jhr Vorstand
versammelt sich monatlich, gibt vierteljahrlich Berichte über seine Thätigkeit mit
Abbildungen heraus, läßt Probestücke zu möglicher Vervollkommnnng anfertigen
und theilt das Resultat nicht nnr auf Erfordern mit, sondern macht auch in
Flugschriften auf solche Erfindungen und Fortschritte ausmerksam. Bei der Vor-
 
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