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diesem Anlaß als neuer Prediger der prenßischen Gesandtschaft ins Amt trat, cingeweiht worden.
Die neue Kapelle ist an der Stelle der alten, aber bedeutcnd erweitert, ein Oblongum von 50 Fuß
Lange und 24 Fuß Breitc. Der Bau ist einfach, gewölbt und von gnter akustischer Wirkung.

An demselbeu Sonntag fand auch in Belgrad die Einweihung der protestantischen Lazarus-
kirche durch den OrtSpfarrer von Colln statt.

Die rnssische Negierung läßt in Paris eine Kirchc baucn, die der Sophienkirche in Konstan-
tinopel nachgebildet wird, so daß nächst den fiinf großen vergoldeten Kuppeln auch die kleinften
C'inzelnheitcn nach den Ncgeln bvzantinischer Norm ausgeführt werden. Ein bedeutendcr Theil der
dckorativen Malerei ist dem talentvollen snngen rnssischen Maler Alexander Beidemann nber-
tragen. Jn dem Fronton der Kirche soll er das Bild des Herrn darstellen, und hier wie in den
übrigen GemLlden aus der heiligen Geschichte den vorzugsweise von den Mönchen im Kloster
Athos bewahrten traditionellen Charakter dcr altbyzantinischen Kunst bewahren. (Aonrnnl äss
bonnx nrt3 15.)

Ocnkmal. Die Nuhestätte des christlich-patriotischen Dichters Max von Schenkendorff
auf dem Kobleuzer Kirchhofe wird nunmehr dnrch seine Marmorbüste auf einem Granitblocke be-
zeichnet werden. Der Bildhauer Hartnng hat die Fertignng der Büste übernommen.

Mnlcrci. Vom königl. sächsischen Ministcrium dcs Jnncrn ist eine Aufforderung an die in-
ländischen Künstler ergangen, Oel-Skizzen zn zwei Altarbildcrn einzusenden, welche ans dem Fonds
für öffentliche Knnstwerke in den Kirchcn zu Wildenhain nnd Schöneck gestiftet werden sollen. Bcide
Gemeinde» haben übereinstimmender Weise darum gebeten, zum Gegenstand des Gemäldcs den auf-
erstandencn Heiland auf ciner Wolke über dem Grabe schwebend zu wählcn. Für die Ausführnng
sind je 300 Thlr. bestimmt.

tlcrcinc. Der sächfische Verein für kirchliche Knnst hat — bci allerdings noch schwachen Milteln —
bercits mchrfachc Gclegenheit gehabt, Zeichnungen nnd Nathschläge an verschiedcne Gcmeindcn zu
gewähren; hoffeNtlich wird bald allgemein das bisher von eincr (der Leipzigcr) Kreisdirektion beob-
achtcte Verfahren cingeschlagen werden, kcincrlei kirchlichen Banten, Neparatnren A. die obrigkeitlicbe
Gcnehmigung zu ertheilen, ohne a»f die Mitwirknng des Vercines hinzuweisen.

Vcrviclsiiltigcndc üiinjtc. Der schon früher angekündigtc Holzschnitt des Nictschel schen Luther-
dcnkmals (ausgezeichnet von I. Hübner; geschnitten im Atelier von H. Bürckner) ist in jeder Hinsicht
ein vorzüglichcs Kunstwerk. Die gewählte gerade Ansichl läßt den monumentalen Charaktcr in der
Nachbildung sprechend hervortrcten nnd der wirkungsvolle Tondruck, wie die ArabeSkenunirahmung
machen das Blalt zu einer der erfreulichsten Zinnnerzierden. — Da der Zwcck dcs Blaltcs darin
besteht, eine möglichft crgicbige Bcisteucr zur Vollendnng dcs Werkes zu erzielcn, so muß es sehr
wünschenswerth erscheinen, den Absatz desselben auf jede Weise gesördcrt zu sehen; besonders mögen
die evaugelischen Bnch- und Knnsthandlungen sich die Verbreitung desselben angelegen sein lassen,
da die beabsichtigte Verbrcitnng in dcn Schnlen wohl des Preises wegen (15Nengr.) keine sehr ansge-
dehnte sein dürfte.

Auf der Leipziger Michaelis-Messe ließ sich die betrübende Bemerknng machen, daß die zahl-
reichen billigen nnd für das Volk bestimmten religiöscn Holzschnittblätter der neuercn deutjchen
Künstler noch gar keinen Eingang in dcn eigentlichcn volksthümlichen Knnfthandel gefundcn haben.
Die sehr starke Produktion christlicher Bilder in Berlin, Neu-Nuppin und andern Orten, allerdings
meist für katholische Känfer bestimmt, weist noch die allernnivürdigsten Formen cines verzopft-modernen
Stils und schlechte Nachahmnngen nach den popnlär gewordenen Bildern berühmter italienischen
Meister ans. Als gcradezu unerträglich tritt hierzn die immer mehr überhand nehmende Manier,
das ohnehin grelle Kolorit jener Blätter dnrch ausgeklebte Metallverziernngen in Relief (als
Heiligcnschein, Gewcinderschmuck rc.) zu „heben." Es läßt sich indcssen darans für die christlichcn
Knnstvcreine der beachtenswerthe Fingerzeig entnehmen, den verwöhnten Angen des Volkes nicht
allzusehr mit alterthümlicher Formenstrenge entgegenlreten zn wollen, sondern bei der Ausführung
crnster Kunstwerke die Technik der modcrnen Knnst möglichst heranzuziehen, um vor Allem dem
heiligen Jnhalte im Gewande des Schönen Freunde zn gewinnen.

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