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anders sind die gothischen Kirchen, die in der neuesten Zeit aufgeführt wurden,
St. Margareths in London, die nur zn reich ausgestattet ist, St. Simons in
Chelsea und manche kleinere Kirchen, deren Aeußeres fehr ansprechend, deren
Inneres höchst einfach aber stilgemäß ist. Auch im Rundbogenstil sind manche
hübsche Kirchen ausgeführt worden, so vor wenigen Jahren eine Baptisten-
Kapelle in Bloomsburhstreet, die eine einsache Fa^ade mit großer Rosette und
drei Thüren darunter, und zu beiden Seiten gefällige spitze Thürme hat. -
Das Material, das beim Kirchenban verwendet wird, ist nach Lokalität und
Geldmitteln verschieden. Brnchsteine (wie Portlandstone, Bath rc.) sind sehr
kostspielig und werden meist nur zu Einsassungen, Portalen u. s. w. verwendet.
Häufig werden Geröllsteine in das mannigfach gebranchte Cement eingebettet,
was starke Mauern gibt. Ein sehr bequemes Material bilden die Ziegel, die
fast überall an Ort nnd Stelle gebrannt werden, und zwar in beliebigen Farben.
Die Polychromie ist für den Architekten ein höchst einfachcs nnd dabei sehr
wohlseiles Mittel zur Verschönernng und wird besonders in der letzten Zeit
vielsach angewendet.

Nicht uninteressant möchte es sein, Einiges über die Kirchenbaukosten bei-
znfügen. Am kostspieligsten sind verhältnißmäßig die Restanrationen der alten
Kathedralen, welche leicht 5 bis 6000 L., wenn nicht mehr, kosten. Größere
reichgeschmückte Kirchen im gothischen Stil werden nicht unter 30,000 L. ge-
baut. Aber die durchschnittlichen Kosten sür eine gothische Kirche, die etwa
1000 Personen faßt, betragen 5bis 7000 L. (ohne den Kaufpreis für den Grund).
Der niederste Anschlag ist etwa 1100 für eine Kirche, die gegen 400 Personen
saßt und im altgothischen Stil mit einem Glockenthürmchen gebaut ist. Ver-
hältnißmäßig am wohlfeilsten sind die Dissenterkirchen, welche, wie oben bemerkt,
meist Schule, und Lokal sür das Presbpterinm in dem Kirchenbau unterbringen.
Eine weslepanische Kirche sür 700 Personen und Schule sür 300 Schüler kostete
nur 2600 L. Die Durchschnittskosten dieser Gebäude sind etwa 2000 L. Viel
zur Vermindernng der Kosten trägt der ofsene Dachstuhl bei, da bei geringer
Höhe der Seitenwände dadurch Raum und Luft gewonncn wird. Eiserne Kirchen
werden, besonders wo ein dringendes Bedürfniß ist, häusig in den Kolonien,
ausgeführt um 850 bis 1400 L. Nicht unbeträchtlich sind die Kosten sür ge-
malte Fenster, die bis auf 350 L. kosten; die Gegenstände sind meistens aus
dem Leben Jesu und der Apostel genommen. Vielfach wird, wo keine Malereien
sind, farbiges Glas zur Einfassung der Fenster verwendet.

Was die Zahl der im Jahr 1859 in Britannien gebauten Kirchen betrisst,
so ist diese nicht genau zu bestimmen, da keine genauen Tabellen vorliegen,
sondern nur die Notizen in verschiedenen Blättern. Nach dem „Unilcksr^ wurden
in England und Wales etwa 45 Kirchen im Laufe des genannten Jahres ein-
geweiht, etwa eben so viele waren im Bau begrisfen, während über 150 restau-
rirt und außerdem andere mit gemalten Fenstern versehen wurden. Auf London
kommen von jenen 45 neuen Kirchen etwa sechs bis sieben. Die Dissenter haben
in dem gleichen Zeitraum ungesahr 38 neue Kapellen gebaut, die Katholiken
sünf Kirchen. Ueber Schottland und Jrland sehlen genauere Angaben. In
dem letzteren Lande aber ist bis in die neueste Zeit wenig gebaut worden.
 
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