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gehabt, Mitglied der Hochlöblichen Fruchtbringenden Gesellschaft zu sein und hatte
1675—1679 die deutsche Akademie der edlen Bau- Bild- undMalereikünste gegründet;
allein auch hier finden sich neben den französischen Sinnsprüchen vivrs pour inourir
und inourir pour vivrs nur wenige deutsche Worte: Der du bist, der war ich,
und auf einer zweiten Tafel: Der ich bin, wirst du werden, zwischen welchen Sprüchen
ein den Geschmack jener Zeit bezeichnender Todtenkopf auf einem Buche liegt, den
ein Lorbeerkranz schmückt. Allein die Hauptsache der Inschrift ist lateinisch. Auf
einer messingnen Tafel steht sein Ruhm, er heißt: pistorurn ukicfus tueils prinssps,
er war isotissimurunr kosnrinuruln inuritus und am Schlüsse heißt cs: lüksros
nullos, sock likros piurss rslicfuit, surn st liksris st likris ustsrnitus pro-
xuAstur. Seinen Gesellschaftsnamen „der Gemeinnützige" bewahrt ein mit Palmen
umflochtener Achat und auch sein Motto: Alles zu Nutzen, ist auf dem Grabsteine
nicht vergessen.
Es ist wahr, es hat auch die vorige Periode den Gelehrten meist lateinische
Inschriften gesetzt, allein ich möchte sagen mehr unbefangen und tendenzlos, aber
nun geschah es in dem stolzen Bewußtsein, daß diese Sprache allein des Gelehrten
würdig sei und sie allein seinen Ruhm in ihrer unvergänglichen Dauer auf die
Nachwelt bringe. Es ist in der That viel Eitelkeit damals mit den Grabschristen
getrieben worden: man bemühte sich, eine interessante Grabschrift sich selbst noch
bei seinen Lebzeiten zu schreiben, und in der bittersten Klage selbst über die mensch-
liche Nichtigkeit prägte sich doch im Grnnde nur eine stolze Eitelkeit aus. Es war
ein viel redendes, Pomp und Bombast liebendes Geschlecht, das unermüdet war,
mit allen möglichen pomphaften Titeln Andere zu preisen, immer in der bestimmten
Absicht, daß dafür auch das eigne liebe Ich seinen gehörigen Weihrauch empfange.
Da sehen wir z. B. aus dem Grabe des Professors Cornelius Martinus zu
Helmstadt folgende Inschrift:
vir inuZnus, plnlosopkus sunnnus, saeruruin litsrnrunr psritissimus,
in omni slstzmnti äootrina, nsinini osäsns, vsritutis inänAutor st vinäsx
ussrrirnus, inssitias st inulitius Irostis vsksinons, uoucismius lluiias
30 unnis cissus priinuriuin. Luin, cfuarnäiu vixit, uinurunt oinnss Konst
inuAnitsssrunt pluriini, Osrinnnius prinsipss uäinirati sunt, Hui ciossn-
tsnr uuäisrunt, st post tntu c^uogus nclinirakuntur, cguikus soriptis
suis innotsssst. Dieser Mann starb am 17. Dez. 1621 im 54. Jahre.
Und auf dem Grabe des 1681 verstorbenen Professors der Theo!. Gerhard
Titius ist zu lesen, daß er war:
sxssllsntis vir guclisii, tantus^us pruäsntins, ut in illo oktisio uinorsin
insrusrit, in <^uo vix vitari. ociiuin potsst, pistats, eunäors, gustitin
Oso kominikus^us Arutus, u muZnis principikus usstiinatus, uouäs-
inius asous st orunrnsntuin, sxtsroruin uämirutio, nuno ckssieisriuin
onrniuin.

(Fortsetzung folgt.)
 
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