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Christliches Kunstblatt für Kirche, Schule u. Haus — 16.1874

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Nr. 5 (1. Mai 1874)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42367#0085
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sein, dafür erst noch weitere Daten beiznbringen, da wohl jede Oberamtsbeschreibung
solche an die Hand gibt.
Indem der Verfasser die vorliegende Studie der Oeffentlichkeit übergibt, spricht
er den Wunsch aus, es möchte dieselbe vielseitigen Anlaß geben zu Prüfung der
aufgestellten Sätze an den jedem Beurtheiler eingehend und genauer bekannten Bei-
spielen, und soll es ihm eben so lieb sein, wenn weiteres beigebrachtes Material zn
einer Berichtigung der Ansichten da und dort uöthigen möchte, wie wenn dieselben
dadurch noch weiter bestätigt würden.

Ueber die Aechtheit der Sammlung Shapira in Jerusalem.
lieber die moabitischen Funde, deren unsere dicßjährige Chronik in der zweiten
und vierten Nummer gedachte, hat eine Untersuchung stattgefunden, welche die Aecht-
heit der neuen Alterthümer sehr in Zweifel stellt. Der französische Archäologe,
C. Clermont Ganneau, war durch das rasche Vorkommen einer so reichen Ent-
deckungsernte, noch mehr durch die nach Paris gelaugten Abbildungen der angeb-
lich alten Figuren und Gefäße mit Inschriften argwöhnisch gemacht worden und
hatte sich gegen das Ende des vorigen Jahres nach dem Orient begeben, um der
Wahrheit auf den Grund zu gehen. In Jerusalem angelangt, wußte er sich Zu-
tritt zu der Sammlung des Buchhändlers Shapira zu verschaffen. Die Besichti-
gung bestätigte ihn in dem Verdachte, daß man es mit modernen Antiquitäten zu
thun habe und daß auch die von dem Eigenthümer geltend gemachten Spuren
des hohen Alterthums das künstliche Erzeugniß eines Betrügers seien, durch welchen
sich Männer von unantastbarem Charakter, wie Shapira und dessen Genossen,
hätten täuschen lassen. Es gelang ihm, wie ein Schreiben Ganneau's im Athenäum
vom 24. Januar d. I. ausführlich darlegt, einen jungen Töpfer in Jerusalem,
Hassan ibn el Bibar, ausfindig zu machen und durch dessen Geständnisse Auskunft
über den Hergang einer Alterthümerfabrikntion zu erhalten, wie sie längst auch im
Abendlande, zumal in Italien, vorzugsweise in Venedig vorzukommen pflegt.
Hassan, erst seit vier Monaten in dem Geschäft eines Töpfers Baki el Masri,
hätte in seiner früheren Lehre bei dem Töpfer Ahmed 'Alawiyä, der mit dem
Maler Selim el Gari in Verbindung stand, an der heimlichen Verfertigung der
thönernen Bildwerke, Vasen, Krüge, Scheiben u. dgl. Antheil genommen, welche
der schlaue Selim im Moabiterlande ganz oder in Fragmenten zu produciren und
bei Shapira zu verwerthen wußte. Die Figuren bildete und bemalte Selim und
versah dieselben mit Schriftzügen, die Gefäße knetete Ahmed und, nachdem Selim
darauf die Schrift angebracht, wurde Alles in dem Ofen Ahmed's gebrannt. Hassan
und ein anderer Lehrjunge, Khalil, mußten die Fabrikate zwischen den Häusern
des Malers und des Töpfers hin und her tragen. Die Fabrikation fand je nur
des späten Abends, in den drei bis vier Stunden nach dem Sonnenuntergang statt
und Alles mußte im strengen Geheimniß vor sich gehen; was dann für Hassan
 
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