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Schadow, der Enkel Moses Mendelssohns, Philipp Veit u. A. nach. Niebuhr
schreibt davon: „Sie haben nicht gewußt was sie thaten. — Von denen, die den
Katholicismus angenommen haben, ist Overbeck ein Schwärmer und ganz unfrei;
ein sehr liebenswürdiges Gemüth und begabt mit herrlicher Phantasie, aber von
Natur unfähig durch sich selbst zu stehen und keineswegs so verständig wie er poetisch
ist. Ihm ist das Joch angewachsen, in welches ein Anderer, der den nemlichen
falschen Schritt gethan hat, sich immer wieder hineinschieben muß, weil es von ihm
zurückweicht. Bei Cornelius dagegen, der im Katholicismus, aber ohne alle Bi-
gotterie, aufgewachsen, hat er bei aller Festigkeit nichts Beengendes; er geht bei
ihm im Grunde nicht weiter, als der Glaube der alten Protestanten." Cornelius,
welchen Niebuhr anderswo unter solchen verkehrten Begriffen seiner Umgebung das
Wunder eines gesunden Menschen nennt, soll damals den drohenden Ausspruch
gethan haben, er werde Protestant, sobald noch Einer in seiner Gesellschaft katholisch
würde. Auch hat er durch seinen fleißigen Umgang mit der Bibel in Luthers
Uebersetzung und durch seine christlichen Bilder zumal für das Berliner Camposanto
die Unbefangenheit seiner Stellung auch in confessioneller Hinsicht an den Tag
gelegt. Damit hängt auch zusammen, wie sich der Meister von Düsseldorf aus
bei den Arbeiten seiner Schüler im Rheinland, namentlich bei der Entwerfung der
Bilder für die Universitätsaula zu Bonn verhielt. „Es geschah," schreibt unser
Verfasser, einer der dort Mitbetheiligten, „mit seiner vollen Zustimmung, daß unter
den Seligen des Himmels im jüngsten Gericht von Stille und Stürmer in Kob-
lenz der Doktor Martin Luther aufgeführt, daß in Hermann's Frescobilde der
Theologie zu Bonn der protestantischen Theologie mit allen Reformatoren von Pe-
trus Waldus und Wiklef bis auf Luther, Melanchthon, Zwingli und Calvin rc.
derselbe Umfang eingeräumt wurde, als der katholischen, und der Gedanke einer
Ausgleichung beider durch die Wissenschaft und das thätige Christenthum klar her-
vortreten durfte." (S. 301.)
Die drei letzten Hauptbestandtheile der Erzählung des ersten Förster'schen Ban-
des sind Cornelius' Anstellung in Düsseldorf, die Bildung und Pflege einer eigenen
Malerschule und die Uebernahme der kronprinzlichen Aufträge aus München. Die
Berufung nach dem Rheinland und die Bestellung aus Bayern fallen gewisser-
maßen zusammen und laufen für den Anfang dermaßen nebeneinander, daß der
Künstler den Sommer bei der Arbeit an der Isar, den Winter bei der Akademie
am Rhein verweilt. Eins der wichtigsten und folgereichsten Ereignisse in seinem
Künstlerleben war die Bekanntschaft mit dem Kronprinzen Ludwig, der zum ersten
Mal im Januar 1818 nach Rom kam, die Werkstätten der dortigen Künstler be-
suchte, mit Cornelius bald in ein näheres Verhältniß trat und denselben nach
München einlud, um die Eingangssäle der im Bau begriffenen Glyptothek in Fresco
cmszumalen. Es ist eine glänzende Wiederholung alter Sagen über die Wahlver-
wandtschaft ausgezeichneter Fürsten und Künstler, wie dieser Prinz, durch Thiersch
in die Welt des Alterthums eingesührt, ein Feuer der Begeisterung für den Fürsten
unter den deutschen Malern empfindet und dessen Person gleichsam auf den Händen
trägt und an sein Herz zieht. Dem Künstler wurde dadurch die Pforte für seine
riesenhaften Aufgaben auf den Gebieten zuerst der antiken, dann auch der christ-
Schadow, der Enkel Moses Mendelssohns, Philipp Veit u. A. nach. Niebuhr
schreibt davon: „Sie haben nicht gewußt was sie thaten. — Von denen, die den
Katholicismus angenommen haben, ist Overbeck ein Schwärmer und ganz unfrei;
ein sehr liebenswürdiges Gemüth und begabt mit herrlicher Phantasie, aber von
Natur unfähig durch sich selbst zu stehen und keineswegs so verständig wie er poetisch
ist. Ihm ist das Joch angewachsen, in welches ein Anderer, der den nemlichen
falschen Schritt gethan hat, sich immer wieder hineinschieben muß, weil es von ihm
zurückweicht. Bei Cornelius dagegen, der im Katholicismus, aber ohne alle Bi-
gotterie, aufgewachsen, hat er bei aller Festigkeit nichts Beengendes; er geht bei
ihm im Grunde nicht weiter, als der Glaube der alten Protestanten." Cornelius,
welchen Niebuhr anderswo unter solchen verkehrten Begriffen seiner Umgebung das
Wunder eines gesunden Menschen nennt, soll damals den drohenden Ausspruch
gethan haben, er werde Protestant, sobald noch Einer in seiner Gesellschaft katholisch
würde. Auch hat er durch seinen fleißigen Umgang mit der Bibel in Luthers
Uebersetzung und durch seine christlichen Bilder zumal für das Berliner Camposanto
die Unbefangenheit seiner Stellung auch in confessioneller Hinsicht an den Tag
gelegt. Damit hängt auch zusammen, wie sich der Meister von Düsseldorf aus
bei den Arbeiten seiner Schüler im Rheinland, namentlich bei der Entwerfung der
Bilder für die Universitätsaula zu Bonn verhielt. „Es geschah," schreibt unser
Verfasser, einer der dort Mitbetheiligten, „mit seiner vollen Zustimmung, daß unter
den Seligen des Himmels im jüngsten Gericht von Stille und Stürmer in Kob-
lenz der Doktor Martin Luther aufgeführt, daß in Hermann's Frescobilde der
Theologie zu Bonn der protestantischen Theologie mit allen Reformatoren von Pe-
trus Waldus und Wiklef bis auf Luther, Melanchthon, Zwingli und Calvin rc.
derselbe Umfang eingeräumt wurde, als der katholischen, und der Gedanke einer
Ausgleichung beider durch die Wissenschaft und das thätige Christenthum klar her-
vortreten durfte." (S. 301.)
Die drei letzten Hauptbestandtheile der Erzählung des ersten Förster'schen Ban-
des sind Cornelius' Anstellung in Düsseldorf, die Bildung und Pflege einer eigenen
Malerschule und die Uebernahme der kronprinzlichen Aufträge aus München. Die
Berufung nach dem Rheinland und die Bestellung aus Bayern fallen gewisser-
maßen zusammen und laufen für den Anfang dermaßen nebeneinander, daß der
Künstler den Sommer bei der Arbeit an der Isar, den Winter bei der Akademie
am Rhein verweilt. Eins der wichtigsten und folgereichsten Ereignisse in seinem
Künstlerleben war die Bekanntschaft mit dem Kronprinzen Ludwig, der zum ersten
Mal im Januar 1818 nach Rom kam, die Werkstätten der dortigen Künstler be-
suchte, mit Cornelius bald in ein näheres Verhältniß trat und denselben nach
München einlud, um die Eingangssäle der im Bau begriffenen Glyptothek in Fresco
cmszumalen. Es ist eine glänzende Wiederholung alter Sagen über die Wahlver-
wandtschaft ausgezeichneter Fürsten und Künstler, wie dieser Prinz, durch Thiersch
in die Welt des Alterthums eingesührt, ein Feuer der Begeisterung für den Fürsten
unter den deutschen Malern empfindet und dessen Person gleichsam auf den Händen
trägt und an sein Herz zieht. Dem Künstler wurde dadurch die Pforte für seine
riesenhaften Aufgaben auf den Gebieten zuerst der antiken, dann auch der christ-