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Christliches Kunstblatt für Kirche, Schule u. Haus — 17.1875

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Nr. 6 (1. Juni 1875)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42368#0096
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bei Overbeck und Cornelius, bei Schinkel, bei Thorwaldsen, bei Gottfried Schadow
und Rauch, bei Wilhelm Schadow. Ein weiterer Vorzug besteht in der Unbefangen-
heit der Darstellung, in der Gerechtigkeit des Urtheils, welche den Lichtseiten der
großen Künstler auch ihre Schattenseiten und Mängel mit Freimuth gegenüberstellt
und den panegyrischen Ton, dessen man an einzelnen Monographieen überdrüssig
werden muß, glücklich vermeidet. Zwar scheint uns Reber den alten Schadow', zu
hoch, den jedenfalls von demselben unabhängigen Thorwaldsen nicht hoch genug
zu stellen. Aber die Billigkeit, womit er die romantische Schule der Nazarener von
S. Jsidoro und später die Eigenthümlichkeit der Düsseldorfer Malerschule des jünge-
ren Schadow von ihrer schätzenswerthen Seite und gleichsam zur Ergänzung der
vorwiegend monumentalen Kunst des Cornelius beschreibt, ist der vollsten Aner-
kennung werth. Auch läßt er aus der Besprechung der Anfänge Kaulbach's die
Zukunft dieses reichbegabten Jüngers aus Cornelius' Kreis in ihrem imponirenden
Glanz und in ihrem zugleich bedenklichen Werth errathen.
Die fließende Feder, mit welcher das lehrreiche Buch geschrieben ist, wird hin
und wieder, namentlich gleich von vorne herein, allzublühend und überschwänglich;
an einzelnen doch selteneren Stellen wird sie verschroben. Der Excurs über die
romantische Literatur würde, kürzer gefaßt, besser wirken. Unter den christlichen
Werken des großen Dänen ist die vierte Seite des berühmten Taufsteins falsch ge-
deutet, als wären es drei Engel, während es deren zwei sind, welche mit einem
frühe verstorbenen Täufling gen Himmel schweben.
Im Ganzen ist das Reber'sche Buch eine erwünschte Veröffentlichung, die wir
besonders auch auf dem Standpunkte unseres Blattes für das Verständniß der im
Anfang des Jahrhunderts neubelebten religiösen Kunst und ihrer kirchlichen Auf-
gaben in Rom und München, später in Köln und Berlin, nur mit Wärme
empfehlen können.

Allas -er Plastik und Malerei von vr. U-ritz Carriere. *)
Dreißig Tafeln in Querfolio sind hier mit einem auf achtzehn Seiten eng-
gedruckten erläuternden Texte des bekannten Kunstgelehrten und Professors an der
Universität und Kunstakademie zu München verbunden. Die Ausführung der Denk-
mäler alter und neuer Kunst ist im Stahlstich geschehen. Gegenüber dem großen
Unternehmen von Voll, Guhl und Lübke, welches die Buchhandlung von Ebner
und Seubert in Stuttgart veranstaltet und eben jetzt in neuer Auflage ergänzt hat,
ist hier freilich nur eine mäßige Auswahl dargeboten, von deren Verhältniß der
Abhängigkeit von dem bewährten größeren Werke ein Wort des Aufschlusses zu
wünschen gewesen wäre. Elf Tafeln sind der Geschichte der Plastik, die übrigen
der Malerei gewidmet von den frühesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Eine da-
zwischen geschobene Tafel dient zur Uebersicht der verschiedenen Zweige der verviel-

*) Leipzig, bei F. A. Brockhaus.
 
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