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dringet bis es scheide Seel und Leich auch Mark und Bein und ist ein Richter
der Sinne und Gedanken des Herzens." Ihm gegenüber Johannes der Theo-
loge, der in die Diesen der Gottheit wie in die Diesen des Satans geblickt
und die Herrlichkeit des sleischgewordenen Wortes Gottes geschaut hat „voller
Gnade und Wahrheit" nut dem gedankenvollen, von Locken umflossenen Haupte und
mit dem geöffneten Buche, aber ohne den fonst nach der Legende ihm beigegebenen
Kelch nebst Schlcinglein. Daß neben Johannes Petrus zurücksteht, statt dem
Paulus gegenüber im Vordergrund zu stehen, kann gewiß eine Folge der auch von
Dürer getheilten Protestation gegen die einseitige und übermäßige Hervorhebung
des Petrus auf römischer Seite sein; schwerlich aber hat ihm Dürer eine unterge-
ordnete Bedeutung einräumen, ihn darstellen wollen, „als lernte er von Johannes."
Das hat Engelhardt mit Recht gegen Rettberg bemerkt. Johannes steht eben
beim Lesen in seinem Buche vor der Hauptstelle: „Und das Wort ward
Fleisch und wohnete unter uns und wir sahen seine Herrlichkeit"; der mit in
das Buch einsehende Petrus, welchem zuerst das Geheimniß vom Vater geosfen-
bart wordeu ist und welcher zuerst das Bekenntniß ausgesprochen hat, daß
Jesus „Christus ist der Sohn des lebendigen Gottes", steht in dem Gemälde
viel mehr da als der mit Johannes einverstandene, die nämliche Wahrheit aus
der Schrift und in Schrift fassende Zenge. Als alten Mann mußte er den
Petrus der Ueberlieferung gemäß malen, aber nicht als „verdrossenen", nicht als
labmen abgestandenen Phlegmatikus, sondern als den immer und überall eifrigen
Forscher und Bekenner, der auch in seinen beiden Briefen „die lebendige Hoff-
nung" der Christen predigt, und diese selber als „die lebendigen Steine" auf-
fordert, fleißig zu fein nnd „zu eilen auf die Zukunft des Herrn" oder ge-
nauer: die Zukunft des Herrn zu beschleunigen. Nichts hindert, nnter dem
kahlen Haupte die alte Gedankenfrische und Geistesbeweglichkeit, den ganzen
Eifer und das ganze Feuer des biblischen Petrus sich zu denken, lieber Markus
war und ist kein Streit. Seine rasch und kurz von Dhat zu That fortschrei-
tende evangelische Erzählung ist von jeher mit den: Sprunge des Löwen ver-
glichen. In lebhaftem Ausblick und Aufschrei wendet er sich überrascht und
entsetzt gegen den ihm plötzlich sichtbar gewordenen, gleichzeitig von Paulns
mit überlegener Rübe fest und streng in's Auge gefaßten, nut gebührendem
Maßstab gemessenen, mit heiligem Ernste abgewieseneu Feind. Gegen welchen?
— Das wollen wir im zweiten Artikel zu zeigen versnchen.

Chronik.
Bildhauerei. Einos der ältesten Bauwerke Deutschlands, die Basilika zu Trier, erhält dem-
nächst einen Schmuck von der Hand eines Frankfurter Künstlers. Der Bildhauer Prof. Gustav
Kaupert hat den Auftrag empfangen, für den zur Garnifonskirche umgeschaffenen alten Kaiser-
palast die Statuen des Heilands nnd der vier Evangelisten in Marmor anszuführen. Die Aus-
führung der Standbilder geschieht in Tiroler Marmor.
Inhalt: Ein Rückblick. — Die Bedeutung der „Vier Apostel" Albrecht Dürers. — Chronik.
Verantwortliche Redaction: Prälat Di'. B. Mkli in Stuttgart. Verlag von I. U. Älcinkopf
in Stuttgart. — Druck von Gebrüder Kröner daselbst.
 
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