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ihren eigenen Frennden zn bitten. Der Maler Hans Thoma hat einen, man
weiß nicht, mehr lächerlichen oder mehr ekelhaften halbnackten Versucher mit
gewaltigen Fledermausflügeln und einen so erbärmlich an der Kolik leidenden
Versuchten, einen so jämmerlichen Prediger und so häßliche, geist- und körper-
lose, kopfhängende, schwerhörige Zuhörer in trübseliger Abenddämmerung gemalt,
daß man sich solcher Nachäffung altdeutscher Gemälde ordentlich schämt. Nicht
besser ist Steinhaufens „Gang nach Emmaus", ein düsteres, ton- und lichtloses,
trockenes Dämmerbild mit den unsäglich unschönen, ja rohen Figuren der zwei
Jünger und des in kindisch-lächerlicher Weise das Krenzessähnlein mit sich
tragenden Anferstandenen. Preiswerk in Basel ferner hat eine „Ruhe in Aegyp-
ten" ausgestellt, in welcher nackte Kinderengel der mit dem Kinde auf einer
Rasenbank sitzenden Madonna Sträuße bringen und einer den Esel Josephs
- grasen läßt, während dieser himmellang und steif wie eine Mumie an einem
der blühenden Bäume lehut, unendlich hager und hölzern, abgelebt und ver-
wildert wie einer der „langen Brüder" der ägyptischen Wüste, oder wie etwa
der alte ansgedorrte Niklaus von der Flühe die großen Hände vor sich auf den
überlangen Reifestecken stützend und theilnahmlos dreinschanend. Auf diesem
Wege kam: ja nur Spott gesät und Hohn geärntet werden für religiöse
Kunst bei diesem ohnehin so argen Geschlechte. Nicht zu ärgern aber gilt es,
sondern zu bessern und was können wir angesichts dieser argen Niederlage des
religiösen Empfindens und Schaffens in unserer armen Zeit und in nnserm
armen Deutschland anders sagen, als: Gott besser's!
Mit diesem Wunsche ist das Christliche Kunstblatt über die Schwelle des
neuen Jahres getreten, nm so viel an ihm ist, wecken und stärken zu helfen, was
schwach ist und doch vielleicht noch geweckt, gestärkt werden kann. Kommt unser
Blatt mit solchem guten Willen einem wirklichen Bedürfnis; entgegen, so wird
dieses ihm auch thätige Theilnahme und kräftige Unterstützung bringen, wie
wir sie bedürfen und von unfern wertsten Lesern, besonders aber von unfern
geehrten Mitarbeitern als Mitgabe für den in Gottes Namen neu begonnenen
einundzwanzigsten Jahrgang angelegentlich erbitten.

Die Dedculuiig der ,Mr Apostel" Albrecht Dürer s.
Eine Studie von K. WIevz.
II.
Wir sehen ans den zwei Tafeln in ebenso nngesuchter als geistreicher
Nebeneinander- und Gegenüberstellung links einen Evangelisten und einen
Apostel, einen Jüngern im Vordergrund und einen Alten im .Hintergrund;
rechts einen Apostel und Evangelisten, einen Alten im Vordergrund und einen
Jüngern im Hintergrund. Die zwei Figuren links blicken ernst und eifrig in
das Buch hinein, die zwei rechts schauen ebenso eifrig und ernst in's Leben
 
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