Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
34

dm „Cullus des Schönen", so den des „Häßlichen", verbunden milden wichtig-
sten Motiven, selbst das Gemeine nicht scheuend. Man sehe nur Goldmann's
„O du mein Waldemar!" diese Jubiläums-Sänger des Gassenhauers; sehe dessen
„Schuldbewußt", häßliche Eltern, welche hinter das gemeine Treiben der ab-
schreckend widerwärtigen Tochter kommen; sehe das Gedränge bierdurstigen Volks
in der „Schenke" von Bendemann fnn.; betrachte das „Liebeslied", das ein
alter garstiger Bocksfüßler einem des Weges einher wandelnd en antik kostümir-
ten, aber äußerlich wenig lockenden Mädchen entgegensingt, gemalt von Röber;
beschaue dann eine „Vesper im Kindergarten" von Piltz, der die Unart in
ihren fratzenhaftesten Variationen in den Kleinen schildert und in: Mittelpunkte
eine Gruppe vorstellt, die zu beschreiben der Anstand verbietet; oder werfe einen
Blick auf die „Geschwister" von Liebermann, wo auf dem Arm der schmutzi-
gen Schwester der heulende Junge in seiner Erscheinung die Grenzen zwischen
Mensch und Vieh völlig verwischt, u. s. w. Es ist eine Sammlung der aller-
prosaischsten Motive, aber meist mit einem Virtuosenthum vorgetragen, das einer
besseren Sache würdig wäre. Was nutzt da alle greifbare „Wahrheit," wenn
ihr der „Dichtung Schleier" abgeht, was alle Ertäuschung der Natur,
weun solche Herz und Gemüth leer läßt. Die bildende Kunst kann freilich die
Natur nicht entbehren, letztere ist ihr Alphabet; richtig damit zu schreiben ist
ihre Aufgabe, gewiß aber ist ihr Beruf nicht, sich ihre Vorwürfe aus der Pfütze
zu fischen, statt aus reinen Quellen. —
Doch bot unsere Ausstellung auch vieles Gute, manches sehr Vortreffliche,
das näher zu würdigen hier versucht sein mag. Das neutralste Gebiet, außer
den Stillleben, die hier nicht in Betracht kommen, ist die Darstellung der
Landschaft, die wie immer reich vertreten war. Nur wenige Landschaften
freilich zeigen Styl. Wir nennen Fr. Prell er's „Italienische Gebirgsland-
schaft", Rodde's „Thaleinsamkeit am Abend", Kan old's „Iphigenie" und
„Odysseus auf der Ziegcnjagd;" v. Eckenbrecher schildert die großartige
Felsenscenerie eines „Norwegischen Fjord", zwischen dessen Granitfelsen die See
wogt. Von poetischer Auffassung sind Ruth's „Oldenburger Eichenwald",
Prof. Pape's „Im Berner Oberlaude" und „Deutsche Landschaft," dann die
Bilder von Prof. Map Schmidt, Schuch's „Im stillen Klosterhof", Prof.
A n d r. A ch e u b a ch 's frische Seeluft athmendes „Ostende", SchamPhelec r's
„Sumpf bei Amsterdam" in: wüsten Regenwetter, dann die Seestücke von
Salz mann und Sturm, die prächtige „Villa d'Este bei Tivoli" von
Fliekel, der sonnige „Rhone-Gletscher" von O. v. Kam ecke, die farben-
glühenden Darstellungen aus „Aegypten" und aus dem „Orient" von Ber-
ninger, Herrenburg und Körner, sowie die fein durchgcführten Archi-
tekturen, meist Kirchen, von Prof. C. Graeb und Paul Gräb fnm
Von Aquarellen sind hervorzuhebcu neben denen von Prof. Graeb und
P. Graeb, die Ansichten aus „Goslar, Hildesheim und Ilsenburg" von
Schnee, Architekturen aus „Tangermünde" von Pflugradt, sowie eine
poetisch aufgcfaßte „Grabeskapelle" von Reifen stein.
Die Kleinmalerei, soweit solche das alltägliche Leben behandelt, war zahlreich
 
Annotationen