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für den Werth der Leistung. Bei den Farbendrucken ist somit eine Kenutniß der einzelnen
Platten, welche genau über eiuauder gedruckt werden müssen, nothwendig; aber gerade diese
entziehen sich in der Regel den Angen der Laien. Hierüber, sowie über den Zweck der vor-
liegenden Veröffentlichung schreibt der Herausgeber iu seiuem Vorwort: „Etwaige Druck- uud
Farbenproben der einzelnen Platten Pflegt der Drncker nur zu seinem Handgebrauche ab-
zuziehen oder — als Makulatur zu vernichten. Und doch sind dieselben, zumal wenn sie in
ihrer vollständigen Reihenfolge zur Anschauung gebracht werden, höchst lehrreich und interessant.
Mit der vorliegenden Farbenskala beabsichtige ich, die verschiedenen Phasen der Herstellung ihres
Druckes auch dem Laien anschaulich und verständlich vor Augen zu führen. Zugleich aber
wollte ich zeigen, in welcher Weise oft die gebrochenen Töne in die Grundfarben zerlegt werden
müssen, nm durch Ucbereinanderdrncken der Farben die an sich schon ziemlich große Anzahl von
Farbcnplatten möglichst herabzumindern."
Das Titelbild der neuen Prachtausgabe des römischen Meßbuchs, an dem der Verfasser die
Methode des Farbendrucks erläutert, zeigt iu der Mitte die Einsetzung des heiligen Abend-
mahls, in den vier größeren Eckkrcisen erscheint oben links Melchisedek, rechts das Osterlamm,
unten links das Manna, rechts Elias nnd die Engelspeise; in den vier kleinen Medaillons
oben: König David; in der Mitte links: König Salomo; rechts: der Prophet Maleachi; unten
Esra. Die Umrahmung ist von reichem Blattwerk umgeben, das in rothen, blauen nnd gol-
denen Linien innerhalb der Stäbe des Vierecks sich zierlich herausschwingt.
Was nun die Farbenskala betrifft, so zeigt sich als erstes Blatt der Golddruck, welcher die
Hintergründe des Mittelbildes sowie der vier kleinen Medaillons, sämmtliche Heiligenscheine,
einzelne Gewandstücke und Theile des Rankenwerks umfaßt. Als zweite Platte wird der dunkel-
braune Umriß, welcher in Verbindung mit der ersteren das dritte Blatt ergibt, vorgeführt.
Weßhalb nicht zuerst die Umrißplatte benützt wird, erhellt aus Folgendem: „Die Aufeinander-
folge der Farben wird gewöhnlich derart eingerichtet, daß man die weniger durchscheinenden
Farben den lasierenden Farben vorangehen läßt. Es muß daher eine zu bronzirende Farbe
vor der Umrißplatte gedruckt werden, weil die auf den Druck aufzustaubende Bronze vollkommen
deckt und sich gern selbst an vor längerer Zeit gedruckten Stellen festsetzt und dann kaum mehr
davon zu entfernen ist. Die Reihenfolge der Farben in der vorliegenden Farbenskala ist deß-
halb: Gold, Dunkelbraun (Umrißplatte), Minium, Grau, Lichtblau, Lichtgrün, Dunkelgrün,
Krapp, Dunkelblau, Karmin, Gelb, Fleischfarbe."
Das Minium (Karmin) gibt nur einzelnen Gewändern nnd Blattornamenten einen zarten,
röthlichen Ton, während die graue Platte mehrere Hintergründe, sowie die Abschattirung der
Körpertheile und Gewänder kräftig hervortreten läßt. Noch größere Flächen werden nicht mit
Grau, sondern mit dem folgenden Lichtblau unterlegt, zumal der gesammte Grund des Bildes
blau gehalten werden soll. Zugleich erhalten die blauäugigen Figuren ihre Pupillen. Das
weiter angewandte Lichtgrün bedruckt die Blätter des Rankenwerks nnd mehrere Gewänder,
worauf durch die Platte dunkelgrün tiefere Töne aufgesetzt werden. Mittelst Krapp wird als-
dann dem bis dahin stark vorherrschenden Blau nnd Grün ein bedeutsames Gegengewicht ge-
geben, so daß ein violetter Ton durch das Ueberdrucken hervortritt. Hiernach bringt die Farbe
» Dunkelblau vor allem den Hintergrund zum richtig leuchtenden Abschluß, nnd fügt der Umrah-
mung blaues Rankenwerk hinzu. Die Platte Karmin liefert ebenfalls neue Blattverschling-
nngen sowie die Schrift in den Spruchbändern und kraftvolle Töne in die bereits roth unter-
legten Gewänder. Das nun folgende zarte Gelb gilt besonders dem Haar und Bart, sowie
Gewandstücken und Blättern. Endlich beschließt die Fleischfarbe als zwölfte Druckplatte die
knnst- und mühevolle Arbeit.
Es ist in hohem Grade anregend, die farbigen Wandlungen, welche sich so nach nnd nach
vollzogen haben, zu beobachten, nnd es ist zugleich belehrend, der Farbcnzcrlcgung nachzuspüren,
welche durch Uebercinandcrdrncken diejenigen Töne erzielt, sür die keine besondere Platte benutzt
werden soll, sowie die Strichlagcn an den verschiedenen Platten hinsichtlich ihrer Wirkung auf
die weichen Ucbergänge von einer Farbe zur anderen zu beachten. Das vollendete Blatt bildet
aber auch ein Kunstwerk, das als Lehrmittel und Zimmerschmnck dienen und überall den Formcn-
nnd Farbensinn bilden dürste.
Nürnberg. _H. Steindorf.
Inhalt: Die Kirche zu Marienhavc. (Schluß.)—Die IUI. Ausstellung der Königlichen Akademie
der Künste zu Berlin 1878. (Schluß.) — Neber altchristlichc Monumente Siciliens. — Literatur.

Verantwortliche Redaktion: Prälat vr. H. Mvrf in Stuttgart.
Druck nnd Verlag von I. F. Kteinlropf in Stuttgart.
 
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