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Christliches Kunstblatt für Kirche, Schule u. Haus — 21.1879

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Nr. 6 (1. Juni 1879)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42372#0087
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dargestellt wurde. Hierher gehört eine rohe Grasfitozeichnung in S. Maximin
in Südfrankreich, indeß nicht aus „älterer Zeit," wie in der deutschen X. 8.
S. 302 angegeben wird, sondern wie leicht zu sehen ist und wie auch Le Blant
(tamerJA. sirrst. äs la Omnls t. II. rn 542) anerkennt, frühestens aus dein
Ende des fünften Jahrhunderts. Zugleich erklärt sich die Orantenstellung daraus,
daß laut der Inschrift VILE0 NIXU84UU DL 4UNUVU0
EUU084UU Maria hier auf Grund apokryphischer Erzählungen als Dienerin
im Tempel von Jerusalem, also betend und danksagend, gedacht ist. Aelter sind
ohne Zweifel die fünf durch die beigeschriebene Legende als Darstellungen der
Maria gesicherten Goldgläser (Garrucci, Vetri, 2. Ausl. IX, 6, 7, 10, II;
XXII, 2). Da aber auf einer dieser Zeichnungen Maria den Nimbus trägt,
zwei weitere von sehr roher Ausführung sind, und die beiden übrigen keine große
Stilverschiedcnheit von dem mit dem Nimbus geschmückten Exemplare zeigen, die
ganze Gruppe aber den bessern Darstellungen der Goldgläser, die bis in die
zweite Hälfte des dritten Jahrhunderts zurückreichen, stilistisch nachsteht, so darf
man in der Zeitbestimmung der hier in Frage kommenden Stücke höchstens
bis zu der Mitte des vierten Jahrhunderts zurückgehen. Doch läßt sich, glaube
ich, mit einiger Sicherheit erweisen, daß diese Exemplare vielmehr im Laufe des
fünften Jahrhunderts, genauer zwischen c. 320—370 entstanden sind, doch muß
hier auf diesen Nachweis verzichtet werden.'*)
Ziehen wir das Resultat. Unter den mehr als hundert weiblichen Oranten,
welche man kennt, sind sechs aus dem 4. bis 6. Jahrhundert als Darstellungen
der Maria inschriftlich gesichert. Von diesen kann das Graffito in S. Maximin
nicht in Betracht kommen, weil es eine historische Darstellung ist und in seiner
Anordnung historisch motivirt. Es bleiben also nur die fünf Darstellungender
Goldgläser. In Beziehung auf diese aber ist zu beachten, daß dieselben weit
öfters, nämlich zwölfmal die heil. Agnes und einmal eine einfache Matrona,
Namens Peregrina, als Orans zeigen. Daraus geht hervor, daß die Oranten-

*) dc Rossi hat in dein dritten Bande der L. 8. die ältere Datirnng, nach welcher die
Goldgläser hauptsächlich im dritten Jahrhundert fabricirt sein sollen, wieder ausgenommen. Sie
ist entschieden unrichtig. Besser läßt Garrucci die Mehrzahl der Gläser im vierten Jahr-
hundert entstanden sein. Aber als torminns act gnsm muß man die letzten Decennicn des
sünsten Jahrhunderts setzen.
 
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