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(vieckck) zusammengethan, um aus eignen Mitteln den arg vernachlässigten Ost-
theit in tvürdiger Weise nmzubauen. Mit ihren JNitteln mußten sie indeß nicht
allznweit gekommen sein, da sie schon im Jahre 1379 ein Unterstiitzungsgesuch
an den Erzbischof voll Magdeburg, Peter von Brnma, zu richten gezwungen
waren, der ihnen auch bald darauf durch ein Ablaßschreiben bereitwilligst ent-
gegenkam. Bevor sedoch thatsächlich eine Unterstützung eingreisen konnte, wurde
im nächstfolgenden Jahre durch eine fast die ganze Stadt verheerende Feuers-
brunst nicht allein ein Theil des bis dahin gesörderten Chorbaues, sondern auch
die obere Hälfte der ganzen Kirche wieder in Schutt gelegt. Der Unterbau aber
der neu errichteten Choranlagc, der damals sowohl, wie auch später, allen ans
das Gotteshails eindringenden Gefahren entgangen ist, steht noch gegenwärtig
in seiner alten Gestalt, und er bietet uns für die damaligen Berliner Verhält-
nisse immerhin auffallend entwickelte und ausgebildete Formen. Daß man nach
dem Brande welliger an die Vollendung des begonnenen Chorbaues, als an die
Wiederherstellung vor allem der zerstörten Gewölbe dachte, ist natürlich. Der
unglücklichen Stadt kam die Theilnahme aller umliegenden und entfernteren Ort-
schaften und besonders ein fünfjähriger Steuererlaß zu gut, so daß sie sich ver-
hältnißmäßig schnell von ihrem Schlage erholen konnte. Unsrer Kirche jedoch
wurde die Anstrengung nnd Opferfreudigkeit nicht zu Theil, um sie in ihrer
vorigen Gestalt und Würde wieder entstehen zn lassen. Zwar umfaßten die
Bauarbeiten an ihr einen Zeitraum von etwa 20 Jahren, doch zogen sich die-
selben in die Länge, obwohl auch diesesmal nicht ermangelt wurde, durch außer
ordentliche Ablaßbriefe — wie Erzbischof Presbyter Pilens von Prag einen
hunderttägigen schon im Jahre 1381 erlassen hat, — an reiche Geldspenden zu
mahnen.
Nachdem nun die sämmtlichen Gewölbe so dürftig wie möglich erneuert und
der Chorbau zu einen: Theil gefördert war, wandte man sich schließlich auch der
durch den Brand in einen trostlosen Zustand geratheuen Thnrmanlage zu. Bei
den sicherlich aufs äußerste verminderten Mitteln konnte man jedoch an einen
Weiteraufbau der beiden, wahrscheinlich sehr hoch aufgeführt gewesenen Thürme
nicht denken, und so mußte man sich auf eine Wiederherstellung des weniger be-
schädigten Südthurms beschränken. Man trug den Nordthurm, dessen Dasein
ans geringen Abbruchsspnren und einem zurückgebliebenen Tragebogen vor we-
nigen Jahren noch gesolgert werden konnte, ab und verwandte wahrscheinlich
sein noch brauchbares Material zum Aufbau des Südthurms, den man in einer
der damaligen Blütezeit gothischer Baukunst kaum zuzutrauenden Dürftigkeit
vollendete, und der sich in seinen primitiven Kunstsormen, spärlichen und profil-
losen spitzbogigen Mauerbleudeu, sogar bis auf unsre Zeit erhalten hat. Mit
dem 1402 ausgestellten Ablaß des Bischofs Johann V. von Lebus in Be-
zug auf die innere Ausstattung und die Geräte schließt diese vierte Nestau
ration, aus welcher die früher solide Hallenkirche als ein nothdürftiger und von
vorneherein dem Verfall entgegengehender Bau hervorgieng.
Die schlechte Wirtschaft des Bayrischen Hauses in den Marken, die läh-
mend aus Handel und Wandel gelastet, hatte sich auch unter den Luxemburgern
 
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