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Löwenköpfen verziert, also den antiken Aschennrnen nachgebildet. Anderer-
seits wird der Gedanke an die wirkliche Arche, d. h. an ein Schiff, dadurch
verschleiert, daß der Kasten zuweilen Füße erhält und auf trockenem Lande steht.
Auch ist zu beachten, daß die lateinische Uebersetzung des griechischen Wortes
1ril)oto8 in der Septuaginta, nren, zugleich die Bezeichnung für Grab,
Sarkophag ist. So auch erklärt sich, daß in der Arche abwechselnd Knaben,
Jünglinge, Männer und sogar eine Frau erscheinen: es handelte sich nicht sowohl
um eine Darstellung des Noah, sondern die einzelnen Figuren repräsentiren den
Tobten, der sein Auferstehen mit der Errettung des Patriarchen verglich. Die
antike Kunst befolgt ja genau dasselbe Verfahren: Meleagcr, Selene, Ariadne,
Endymion tragen auf griechisch-römischen Sarkophagen nicht selten die Züge
Verstorbener. Auch hat sich in der christlichen Kunst diese Nachahmung nicht auf
die Figur des Noah beschränkt, sondern sie läßt sich ebenso in den Jonas-,
Lazarus- und Danieldarstellungen erkennen, wie später im einzelnen zu zeigen ist.
Alle diese Momente vereinigen sich zu einer festen Stütze für die vorge-
tragene Erklärung des Bildes. Die Behauptung aber: „nichts anderes wird
hier ausgedrückt, als daß der Gläubige, nachdem ihm in der Taufe seine Sünden
nachgelassen sind, vom heiligen Geiste das Geschenk des himmlischen Friedens
empfangen hat, und vor dem Verderben, das der Welt wartet, in die mystisch e
Arche der Kirche hineingerettet worden" (deutsche Ilonin sottsrrnnsn S.28O)^)
— geht von der falschen Voraussetzung aus, daß die Katakombenbilder dogmatisch-
lehrhafte Zwecke verfolgen, und verwerthet die gelehrte Auslegung theologischer
Schriftsteller ohne weiteres mit der volksthümlichen, im Schoße der Gemeinde
entstandenen Symbolik. Wenn diese Auffassung eine „von den Vätern als kirchlich
bezeugte" genannt wird (a. a. O.), so möchte ich nur daran erinnern, daß
Augustin z. B. in Noah auch Christus und in der Arche auch den Erdkreis
vorgebildet findet (^n^nst. oxx. sä. 1700 t. III. S. 266). Auch
noch andere typische Erklärungen lassen sich zahlreich aus den Kirchenschriftstellern
beibringen, woraus erhellt, daß diese letzteren für die Erklärung der einzelnen
Darstellungen einen absoluten Maßstab nicht abgeben können.
Es ist bekannt, daß auf Münzen aus Apamea in Phrygien eine den christ-
*) Aus dieser letzten: Darstellung deducirt der Benediktiner N. Wolter (die röin. Katak.
und ihre Bedeutung f. d. kath. Lehre von der Kirche, Frankfurt a. M. 1866, S. 29) die Lehre
von der oeolssin Prosen in dieser Weise: „Das Rettungsschiff schwimmt auf den Sündfluten
der Welt, d. h. die Kirche auf Erden ist eine streitende, gedrückte, verfolgte. Dies deut-
licher zu sinnbilden, erscheint einmal Noah statt in dem Kasten in einem runden, mit Löwen-
köpfen zierlich geschmückten Fasse (Traubenkelter)!" Der Vergleich der ooelesin xressn mit
einem in ein Faß cingeschlossenen Menschen ist gewiß originell, nicht minder die Gleichsetzung
von Tranbcnkeltcr und Faß. Die genannte Schrift ist überhaupt an Seltsamkeiten dieser Art
ungemein reich und als ergetzliche Lektüre zu empfehlen.
^^) Vergl. auch Wolter a. a. O- S- 29: „Wir haben in dieser Darstellung das Bild
des verstorbenen Christen, welcher ans der irdischen Kirche sich erhebt zur Auferstehung und
zum ewigen Leben in Gott, weil er in der Kirche und im Frieden mit ihr gestorben ist, nicht
wie jene, „welche ohne Frieden geschieden" (St. Epiphanius). Kann der katholische Lehrsatz:
„Außer der Kirche kein Heil" ausdrucksvoller symbolisirt werden?" S. 32 dagegen heißt es,
daß Petrus „in Noah als das Haupt des neuen erlösten Geschlechts" erscheine! .
 
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