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Christliches Kunstblatt für Kirche, Schule u. Haus — 21.1879

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Nr. 10 (1. Oktober 1879)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42372#0163
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eingerichtet ist. Daher hat obengenannte Gesellschaft sehr Wohl daran gethau,
die Bilder durch den in solchen Arbeiten geübten und erprobten Künstler A.
Gräter getreu durchzeichnen und durch Lithograph Hofer in Zürich in Farben-
druck stylgemäß abbilden zu lassen. Die Malereien sind bereits in Rahu's
Geschichte der bildenden Künste in der Schweiz eingehend besprochen. Herr A.
Bernoulli gibt nun zu den Abbildungen der drei Deckengemälde im ganzen
und zu den vier Tafeln mit Einzelbildern den beschreibenden Tept. Zwar be-
dürfen die Gemälde keiner besondern Erklärungen, denn ihr Gegenstand ist im
südlichen Gewölbe einfach die Geburt und Jngendgeschichte der Maria nach der
„Goldenen Legende" (auszuheben nur die Darstellung, wie die junge Maria mit
andern am Webstuhl für den Vorhang des Tempels arbeitet); im Mittlern,
östlichen Kreuzgewölbe die Geburt Christi, die Weisen aus Morgenland, die
Flucht nach Aegypten und die Krönung, eigentlich Segnung der bekrönten Maria;
im nördlichen Gewölbe die Legende der h. Margaretha und des h. Martinus.
Ueber der Marter der Jungfrau, welche mit Hacken zerfleischt, über einer Gelte
aufgehängt, mit siedendem Wasser begossen (und zuletzt enthauptet) wird, schwebt
der Heiland mit Engeln, von denen zwei die Laute spielen, einer die kleine
Doppelpauke schlägt.
Der kunstgelehrte Verfasser weist nach, daß die drei Gewölbe nach den
durch das Erdbeben von 1356 nöthig gewordenen Veränderungen am Chor-
umgang zwischen 1300 und 1400 von drei verschiedenen Malern zu verschiedener
Zeit, nicht nach einem einheitlichen Plane, auf Bestellung besonderer Stifter oder
Stifterinnen gemalt sein müssen. Es ist anziehend und belehrend, seinen Aus-
führungen zu folgen und dabei sich aber- und abermals zu vergegenwärtigen,
wie jene naiven Maler in ihrer mehr andeutenden als ausführenden Weise mit
so wenig Mitteln so viel Ausdruck und Wirkung erzielt haben. Sie walteten
aber in einer ihnen wie ihrem Publikum ganz vertrauten, bei aller Un- und
Uebcrnatürlichkeit ganz, natürlich empfundenen und wirklich geglaubten Gedanken-
uud Gestaltenwelt. Und zu dieser innern Sicherheit kam eine Sicherheit der
Hand durch einfache Ueberlieferung und Uebung, wie sie bei so allgemeiner
Bilderlust und öffentlichem Bilderbedürfniß sich von selbst ergab und Lei aller
Höhe unserer Schul- und Weltbildung, auch wenn in den letzten Dorfschulen
das Zeichnen und am Ende selbst Kunstgeschichte gelehrt würde, nicht mehr zu
erreichen wäre.

Chronik.
Metz. Die seit 4 Jahren im Ban begriffene ncne Garnisonkirche ist nnnmehr im
Acnßeren vollendet. Das schöne gothischc Gebäude erhebt sich auf der dem rechten Ufer des
Hauptarmes der Mosel parallel laufenden Belle-Jslestraße und ist von Süd nach Nord gerichtet.
Das Schiff hat je drei große Fenster; der im Verhältnis; zur Länge des Schiffes vielleicht zu
breit angelegte Krenzarm ist durch ein großes Fenster auf jeder Seite erhellt und hat ans der
Ostseite ein schönes Seitenportal. Der Chor, im halben Achteck abgeschlossen, zeigt besonders
reiche Fcnsterornamcntik. Der Haupteingang befindet sich an der Südseite, wo der Thurm sich
bereits Lis zur Dachhöhc erhebt, die weitere Fortführung und Vollendung des Thurmes ist
späterer Zeit Vorbehalten.
 
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