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haben, daß sie vom deutschen Kaiser angekanft worden sind, werden uns durch
die Bruckmann'sche Kunstanstalt in München mittelst Lichtdrucks in handlichem
Format und in schlechthin getreuer Wiedergabe dargeboten. Die einzelnen
Blätter, auf grünlichgrauem Tonpapier aufgelegt, treten ebenso wirkungs- als
schönheitsvoll vor das Auge des bibelfrohen Betrachters, welcher in Daniels
Leiden ein Vorbild für ein freilich unendlich größeres und wichtigeres schaut.
Aber auch selbst der Bibelfeindliche wird diesen, nach Erfindung, Charakteristik
und Ausführung gleich seinen Darstellungen feine Anerkennung nicht versagen.
Das erste Blatt zeigt uns Daniel betend, lobend und dankend vor Jehovah
trotz dem Verbote des Königs Darius, welches feine Großen ihm abgerungen,
daß, „wer in dreißig Tagen etwas bitten werde von irgend einem Gott oder
Menschen, ohne voll dem König allein, soll zu den Löwen im Graben geworfen
werden." Die betenden Hände ans einen Pfeiler gestützt, dem die 10 Gebote
eingegraben find, kniet er da, unbekümmert um die Verräther, welche hinterrücks
herauskomlnen und lauschen. In den Eckzwickeln über dem Bilde bezeichnet der
gefesselte König von Juda und der neben seiner Harfe trauernde Sänger den
Ort und die Zeit der Geschichte.
Die Verräther hatten mit ihrer wiederholten Anklage, „Daniel, der Ge-
fangenen aus Juda einer, der achtet weder dich noch dein Gebot, denn er betet
täglich dreimal" den König übermocht, daß er, obwohl ungern, befahl, daß man
Daniel herbrächte. Auf dem zweiten Blatte sitzt der König betrübt in sich ver-
sunken auf dem Throne und sucht vergebens einen Ausweg für seinen obersten
Diener, welcher mit gebundenen Händen vor ihm kniet und still die Anschuldi-
gungen der zwei auf des Königs Erlaß sich berufenden Feinde über sich er-
gehen läßt.
Es hilft nichts, der König konnte nur dem Manne Gottes wünschen: „dein
Gott, dem du ohne Unterlaß dienest, der helfe dir!" — Den Daniel lassen drei
Männer in den wohlvermauerten Löwenzwinger hinab mitten unter die auf-
geregten, zähnefletschenden Thiere, zwischen denen bedeutsam ein abgenagter
Menschenschädel liegt.
Im vierten Bild versiegelt der König den Stein vor der Thüröffnung am
Graben mit seinem eigenen Ring und mit den Ringen seiner bedenklich zuschauen-
den Gewaltigen, „auf daß sonst niemand an Daniel Muthwillen übete." Ein
Großer hält ihm diese Ringe in einer Schüssel hin, während zwei Jünglinge
den König beim Siegeln bedienen.
Das fünfte Blatt zeigt uns, wie der bekümmerte König in der Frühe zum
Graben geeilt ist und mit kläglicher Stimme zu Dauiel hiuabruft: „Du Knecht
des lebendigen Gottes, hat dich auch dein Gott, dem du ohne Unterlaß dienest,
mögen von den Löwen erlösen?" Daniel antwortet: „Mein Gott hat seinen
Engel gesandt, der den Löwen den Rachen zugehalten hat, daß sie mir kein Leid
gethan haben." Neben der hohen Gestalt Daniels erscheint der die Bestien
bändigende Engel.
Zum Schluß werden „die Männer, welche Daniel verklagt hatten, herbei-
gebracht und zu den Löwen in den Graben geworfen und von diesen zermalmt,
 
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