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durch das Licht der Natur das Verlangen nach dem Licht deiner Gnade weckst,
um dadurch uns hinüberzuführen zu dem Licht deiner Herrlichkeit, ich sage dir
Dank, Herr nnd Schöpfer, daß du mir diese Freuden an deiner Schöpfung und
das Entzücken über die Werke deiner Hände geschenkt hast. Siehe, nun habe
ich vollends das Werk meines Berufes, ausnützend das Maß der Kräfte, das
du mir verliehen. Ich habe die Herrlichkeit deiner Werke den Menschen kund
gethan, so viel mein endlicher Geist von deiner Unendlichkeit fassen tonnte. Ist
etwas von mir vorgebracht worden, was deiner unwürdig ist, oder habe ich
eigene Ehre gesucht, so verzeihe mir gnädiglich."
A. Dürer ist nach seinem Selbstbildnisse auf seinem Allerheiligengemälde
von 101 l in der K. Gemäldegallerie zu Wien mit der Pelzschaube, dem reichen
Lockenhaar und der gewundener! Kappe auf den: Kopfe dargestellt unter Anlehnung an
das berühmte Selbstbildniß in München, dessen tiefgeistiger Ausdruck freilich in
Stein nur andeutungsweise wiederzugeben ist. Auch in ihm verehren wir nicht
bloß den „Vertreter der bildenden Kunst," den großen Künstlerfürsten, sondern
auch den innig frommen Mann, den Mann des Glaubens, welchen dieser Glaube
innerlich so groß, stark und frei gemacht und auf der Höhe des höchsten Ideals
erhalten hat, bis ihm die am Sterbebette seiner Mutter niedergeschriebene Bitte
gewährt wurde: „Gott der Herr verleihe mir, daß ich auch ein selig Ende nehme
und Gott der Herr zu meinem Ende wohl komme und das ewige Leben gebe!"
Möge alleweg der deutschen Wissenschaft und Kunst ein Kepler und ein
Dürer zum Leitstern dienen. Wir wünschen insbesondere der al nm nmtnr tsolrnioa,
die nun in Entfaltung ihrer ganzen Pracht dasteht, für die zweite Hälfte
ihres ersten Säculums recht viele Söhne nach dem Herzen der zwei gottbegna-
digten Männer, welche die Thüre dieses stolzen Baues zieren und hüten.
H. M.

Ein Grdenkdintt.
Am 27. Juli d. I. starb plötzlich zu Düsseldorf der Professor vr. Wilhelm
Lotz, Lehrer der Architektur und Perspektive nnd Sekretär der dortigen Kgl. Kunst-
akademie, 49 Jahre alt. "Dem Andenken dieses Mannes, welcher sich nm die Er-
forschung unserer heimischen Baudenkmäler ein großes Verdienst erworben, seien einige
Worte gewidmet. Vor 17 Jahren gab Dr. Lotz für Künstler, Gelehrte und Freunde
unserer alten Kunst ein Haus- nnd Reise-Handbuch, eine Statistik der deutschen Kunst
des Mittelalters und des 16. Jahrhunderts heraus, wodurch den geschichtlichen Forsch-
ungen sowohl innerhalb des Stndirzimmers als auch angesichts der Bauwerke und
ihrer Knnstschätze werthvolle Fingerzeige geboten sind. Der Verfasser bezeichnete in
der Vorrede sein Unternehmen als Versuch einer Knust-Topographie Deutschlands,
nnd in der Thar war es die erste bahnbrechende Arbeit nm ein Gesammtbild von
der großen Schaffenskraft unserer Vorfahren, von den in Urkunden und in Werken
selbst uns überlieferten Knnstschöpsnngen zu geben. Mit unermüdlichem Fleiß sind
die weit und breit zerstreuten Nachrichten gesammelt; ein großer Theil der wich-
tigsten Orte ward vom Herausgeber persönlich besucht, und viele Mitteilungen be-
währter Lokalforscher ans Nord nnd Süd sind als werthvolle Bausteine dem Ganzen
eingefügt worden. So erwuchs das zweibändige, etwa 1400 Seiten enthaltende Buch,
dessen reicher Inhalt Jeden, der es zum ersten Mal aufschlägt, in Erstaunen setzen,
 
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