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Gladiator, die nicht nur beispiellos ist, sondern auch mit dem Geiste der altchristlichen Kunst
durchaus im Widerspruch steht. Denn das Bild kann nur eiuen Verstorbenen darstellen, der
hier beigesetzt ist. In solchen Fällen aber hat die altchristliche Kunst nackte Figuren immer
verschmäht. Auch darf man sich wohl kaum einen Christen ans dem Anfänge Les dritten
Jahrhunderts — denn dieser Zeit gehört das Fresko an — als gewerbsmäßigen Gladiator
denken. Die römischen Archäologen glauben diese Schwierigkeiten dadurch zu beseitigen, daß
sie die Figur nut Anschluß an 1 Cor. 24 ff. als symbolische fassen, aber diese Meinung läßt
sich durch nichts begründen und wird außerdem durch die realistische Fassung der Gestalt, die
offenbar Porträt ist, ausgeschlossen. Man wird also hier entweder eine einzelne Ausnahme-
darstellung anerkennen oder den christlichen Ursprung des Bildes und der Grabkammer über-
haupt verneinen müssen. Letzteres scheint mir richtiger, und weder das Vorhandensein der
Orans noch des Hirten kann dagegen sprechen; wohl aber empfehlen noch andere Gründe diese
Annahme. Mit Sicherheit freilich wird diese Frage sich wohl kaum noch entscheiden lassen. V. 8.
Die Ausführung des Lutherdensimats für Eisleben, welches an dem 400sährigen Ge-
burtstage des großen Reformators in seinem Geburtsorte enthüllt werden soll, ist dem Bild-
hauer Siemering in Berlin übertragen worden. Das Modell ist bereits vollendet, und es soll
die Statue in der Gladenbeck'schen Gießerei in Berlin gegossen werden. Der Reformator ist
mit dein weiten faltigen Chorrock bekleidet und trägt auf seinem Haupte ein Barett. Mit der
linken Hand drückt er die Bibel gegen die Brust, während er mit der Rechten die Bannbulle
vou sich schleudert. Das viereckige Fußgestcll ist au den Ecken durch runde gothische Pfeiler-
geziert. Auf der vorderen Fläche ist in einer gothischen Nische ein Engel dargestellt, der einen
Schild hält, ans welchem der Name Martin Luther in gothischen Buchstaben steht; mit diesem
Schild hält der Engel am Boden liegende Teufel nieder. Die drei anderen Seitenflächen des
Fußgestells enthalten Bilder aus dem Leben Luthers. Das erste Relief stellt Luthers Dispu-
tation mit vr. Eck dar. In dem zweiten Relief erblicken wir Luther ans dem einsamen
Stübchen in der Wartburg, die Bibel übersetzend. Das dritte Relief endlich führt uns in das
Familienleben Luthers. Er selbst hat eine Laute in der Hand und singt ein Lied, während
Melanchthon ihm gegenübersitzt und andächtig zuhört. Im Hintergrund befinden sich Luthers
Fran und Kinder.

Lrowsincten lisAsu vor. Litts i'ioktiA nu -Mrossii'M:
Nsiliu I'risttriolisstrksso. 205.

Kstckenßefärse sllei- ktst.



Inhalt: Bericht des Berliner Vereins für religiöse Kunst in der evangelischen Kirche für das
Geschäftsjahr 1878—79. — Studien über den altchristlichen Bilderkreis. Von V. Schulze.
III. Ein historisches Bild in der Katakombe des Kallistus. Mit 1 Holzschnitt. — Die
gottesdienstlichen Gewänder der Geistlichen, namentlich in der evangelischen Kirche. Fort-
setzung mit 9 Holzschnitten. — Johannes Kepler und A. Dürer in Stuttgart. — Ein
Gedenkblatt.^— Chronik.
Verantwortliche Redaktion: Prälat vr. H. Mers in Stuttgart.
Druck und Verlag von I. F. Steinlropf in Stuttgart.
 
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