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Auf jenem Grundsatz aber glauben wir bestehen zu müssen, weil bei der
entgegengesetzten Anordnung (Kanzel in der Fluchtlinie des Altars vor demselben)
die Kanzel den Ausblick auf den Altar verdeckt und der Prediger als der Mittel-
punkt der versammelten Gemeinde erscheint. Wir führen unfern Lesern als Bei-
spiel hiefür, zugleich als Beispiel für die Illustration unseres Buches aus demselben
die Innenansicht der Em mauskirche zu Berlin vor Augen (Figur 2, Architekt
A. Orth), einen Bau, der technisch soviel Interesse bietet, daß wir ihn in einer-
späteren Nummer ausführlicher zu behandeln gedenken. Wir machen aufmerksam
auf die in der Abbildung hinreichend deutliche Beibehaltung des besonderen Altar-
raums, sowie auf die Neuerung des zu Füßen der Kanzel angebrachten Lesepultes,
an dem wir nur neben seiner Lage auszusetzen haben, daß er die Gestalt eines
Altares hat. Die größte Neuerung aber in dieser Kirche ist die völlig zentrale


Fig. 3. Inneres des U-abernarle (von pred. Spnrgeon) in London.

Lage der Kanzel. Orth hat sie genau unterhalb des Mittelpunktes der Kuppel
aufgestellt, so daß auch noch zu beiden Seiten rückwärts von ihr Bänke angebracht
sind. Durch diese weite Vorrückung ist doch nicht verhindert, daß für den größten
Teil der Kirche der freie Ausblick auf den Altarraum durch die Kanzel verdeckt wird.
Außerdem widerstrebt es unserem Gefühl, den Prediger so zum Mittelpunkt der
ganzen Versammlung zu machen. Ich kann wohl sagen, daß mich für meine Person
dabei kein bloßes aus Büchern geschöpftes Vorurteil leitet, denn ich habe jahre-
lang von der Kanzel der Ludwigsburger evangelischen Stadtkirche gepredigt, so
lange sie noch in der Mitte der einen Schmalwand der Kirche angebracht war;
ich habe auch mit wahrer Andacht dem Gottesdienst in Spnrgeons Taber-
nacle zu London angewohnt, welches ohne die zentrale Lage der Plattform, auf
welcher der Redner auftritt, gar nicht denkbar wäre. Aber eben dies macht eine
weitere Auseinandersetzung notwendig, nnd wir fügen deshalb aus unserem Buche
 
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