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Zeitschrift für christliche Archäologie in Aussicht genommen ist. Dem Konnte ist
in glücklicher Weise die Verbindung des rein Theoretischen mit dem Praktischen
gelungen, und wenn der Kongreß, wie zu erwarten, in den vorgezeichneten Bahnen
verläuft, so darf man sich einen großen Nutzen davon versprechen. Um so mehr
ist zu wünschen, daß auch aus denjenigen Kreisen die Beteiligung eine lebhafte sei,
welche sich die Pflege der evangelisch-kirchlichen Kunst zur Aufgabe gemacht haben
oder dafür Interesse haben, und ich möchte hiedurch ausdrücklich dazu anregen. Den
Teilnehmenden sind mancherlei Neisevergünstiguugen in Aussicht gestellt. Das
Programm ist zu beziehen von Pros. vr. Neumann in Wien (Garnisongasse 18).
Prof. v. Victor Schultze, Greifswald.

Die Entwicklung des Gunstgeweröes in der zweiten Hülste
unseres Jahrhunderts.
Von Mar Bach.
(Schluß.)
Jetzt schossen Kunstgewerbeschulen, Museen und Fachzeitschriften wie Pilze
aus dem Boden. In Berlin erfolgte unter dem Protektorat des Kronprinzen
Friedrich Wilhelm die Gründung des Kunstgewerbe-Museums, welchem bald eine
Schule nachfolgte, auch hier in Stuttgart wird eine Kunstgewerbeschule unter
Bäumers Leitung ins Leben gernfen. In Weimar hatte Architekt Stegmann
eine ähnliche Anstalt in Verbindung mit einer trefflichen Zeitschrift gegründet;
eine solche giebt jetzt auch das österreichische Museum in Wien heraus.
Konnte man bis hieher nur eiue laugsame Ausbreitung des kunstgewerblichen
Schaffens beobachten, so wuchs die Bewegung sehr rasch nach dem Kriegsjahr
von 1870/71. Die Wiener Weltausstellung von 1873 war eine glänzende zu
neunen, besonders zeigte sich hier die österreichische Kunstindustrie in ihrem vollen
Licht; unverkennbar waren die Früchte des österreichischen Museums für Kunst und
Industrie; aber auch das übrige Deutschland hatte sein möglichstes gethan.
Immer neue Kräfte widmeten sich dem Kunstgewerbe, der treffliche Teirich in
Wien redigiert die Blätter für Kunstgewerbe unter Mitwirkung bedeutender Fach-
männer, wie Stork, Hansen und anderer.
In München veranstaltete 1876 der Kunstgewerbeverein zur Feier seines
25jährigen Bestehens die geradezu epochemachende Ausstellung. Hier sah man
zum erstenmal Kunst und Kunstgewerbe in inniger Vereinigung; sie war in ge-
wissem Sinn ein Gegenstück zu der gleichzeitigen Weltausstellung zu Philadelphia,
welche besonders durch Reuleaux so herben Tadel erhielt. Erstere hat endlich
nach langem Suchen den Weg gewiesen, den das deutsche Kunstgewerbe zn gehen
habe, um den Wettkampf mit den Erzeugnissen anderer Nationen aufzunehmen.
Mit den auserlesenen alten Arbeiten, welche unter dem Namen „Unserer Väter-
Werke" die damalige Münchener Ausstellung schmückten, war dem Münchener
Kunstgewerbe für die nächste Zeit die Losung gegeben. Das Bewußtsein, daß
wir in den Arbeiten unserer Altvordern einen Schatz schöner Vorbilder für unser
 
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