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gemalte, im Geschmack Ittenbachs gehaltene „Madonna" mit dem Kinde auf
dem Arme, von I. Kehren (Düsseldorf), und eine im Ausdruck glücklich erfaßte
„Natsr äolorosn" von C. Bertling (Dresden). — Auf schmaler Tafel malte nns
in Überlebensgröße K. Stockmeyer (Karlsruhe) den an einen Pfeiler gelehnten
reuigen „Petrus", dem man eine gewisse Größe der Auffassung nachrühmen kann.
Drei Künstler haben Darstellungen aus dem Alten Testamente geliefert, von
denen das „Paradies" von Müller-Schönfeld (Berlin) ein hübsch gedachter und
idyllisch vorgetragener Treffer ist. Er schildert uns das im Garten Eden in
seligster Ruhe und Unschuld wandelnde erste Menschenpaar. Auch desselben Künst-
lers „Adam und Eva" (letztere im Begriff, heimlich die verbotene Frucht zu
pflücken, während Adam in der Abenddämmerung am Fuße des Baumes in
leichten Schlummer gesunken ist) hat zeichnerische und koloristische Vorzüge und
ist innig und keusch aufgefaßt. — Von P. Schad (München) ist ein „Kain" ge-
sandt, welcher sich vor der Leiche Abels der ganzen Schuld seiner That bewußt
wird. Das Bild hat leider zu große uud unmotivierte Farbenkontraste, um mehr
als oberflächlich interessieren zu können. — In gänzlicher Verkennung des eigent-
lich Wesentlichen im Kunstwerke schuf Th. Elfert (Berlin) ein archäologisches
Sammelwerk ägyptischen Geschmacks und benannte es um der darin ausgebauten
Personen willen „Moses und Aaron vor Pharao", ohne irgend etwas Charak-
teristisches und Künstlerisches beizubringen, das den Titel rechtfertigte. In harter,
minutiöser und gequälter Malerei, ohne jegliche malerische Qualitäten ist alles
gegeben und sand als Erstlingswerk in der Jury nur zu nachsichtige Beurteiler.
Unter den Bildern, deren Inhalt dem christlichen Gedankenkreise entnommen
ist, ohne gerade in der Schrift geschilderte Episoden zu interpretieren, verdient
ein Triptychon von „Walter Firle" (München), das er „Vater Unser" nennt,
an erster Stelle gerühmt zu werden. Es schildert nns drei Bitten aus dem
Gebet des Herrn, und aus dem Titel geht wohl hervor, daß auch die Dar-
stellung der andern den Künstler beschäftigen werden. Diese drei mäßig großen
Bilder können sich so hervorragender künstlerischer Feinheiten rühmen, wie solches
wenige Kunstwerke zu thun berufen sind. Als Ausdrucksmittel für den Inhalt
der Bitten wählte der Künstler die Jetztzeit. Auf dem linken Flügel, welcher
der vierten Bitte gewidmet ist, zeigt uns der Künstler eine freundlich Helle, über-
all Sauberkeit und Ordnung verratende, ländliche Stube, in welcher die Familie
eines Tagelöhners um den mit der einfachen Mahlzeit bedeckten Tisch zum Gebet
versammelt ist. Zufriedenheit verschönt die harten Gesichtszüge von alt und jung,
und wohlthuender, biederer Sinn drückt sich in allen aus. Der Künstler zeigt
uns, daß die sogenannte „Armelentmalerei" wahr, ohne häßlich zu sein schildern,
und sehr wohl Armut mit beneidenswertem Glück verbunden sein kann, und
daß so anfgefaßt auch dieser Zweig am Baume moderner Kunst seine volle Be-
rechtigung hat. Das Mittelbild schildert uns die dritte Bitte. Der erste Tages-
schimmer dringt bläulich matt iu die saubere Stube der armen Witwe. Die
Nacht über hat sie in Sorgen am Krankenbette ihres Sohnes, der Stütze ihres
Alters, gewacht, das Nachtlämpchen wirft über sie und das reinliche Lager des
letzteren seine matten gelblichen Lichter, der Kranke liegt still ausgestreckt, wie
gemalte, im Geschmack Ittenbachs gehaltene „Madonna" mit dem Kinde auf
dem Arme, von I. Kehren (Düsseldorf), und eine im Ausdruck glücklich erfaßte
„Natsr äolorosn" von C. Bertling (Dresden). — Auf schmaler Tafel malte nns
in Überlebensgröße K. Stockmeyer (Karlsruhe) den an einen Pfeiler gelehnten
reuigen „Petrus", dem man eine gewisse Größe der Auffassung nachrühmen kann.
Drei Künstler haben Darstellungen aus dem Alten Testamente geliefert, von
denen das „Paradies" von Müller-Schönfeld (Berlin) ein hübsch gedachter und
idyllisch vorgetragener Treffer ist. Er schildert uns das im Garten Eden in
seligster Ruhe und Unschuld wandelnde erste Menschenpaar. Auch desselben Künst-
lers „Adam und Eva" (letztere im Begriff, heimlich die verbotene Frucht zu
pflücken, während Adam in der Abenddämmerung am Fuße des Baumes in
leichten Schlummer gesunken ist) hat zeichnerische und koloristische Vorzüge und
ist innig und keusch aufgefaßt. — Von P. Schad (München) ist ein „Kain" ge-
sandt, welcher sich vor der Leiche Abels der ganzen Schuld seiner That bewußt
wird. Das Bild hat leider zu große uud unmotivierte Farbenkontraste, um mehr
als oberflächlich interessieren zu können. — In gänzlicher Verkennung des eigent-
lich Wesentlichen im Kunstwerke schuf Th. Elfert (Berlin) ein archäologisches
Sammelwerk ägyptischen Geschmacks und benannte es um der darin ausgebauten
Personen willen „Moses und Aaron vor Pharao", ohne irgend etwas Charak-
teristisches und Künstlerisches beizubringen, das den Titel rechtfertigte. In harter,
minutiöser und gequälter Malerei, ohne jegliche malerische Qualitäten ist alles
gegeben und sand als Erstlingswerk in der Jury nur zu nachsichtige Beurteiler.
Unter den Bildern, deren Inhalt dem christlichen Gedankenkreise entnommen
ist, ohne gerade in der Schrift geschilderte Episoden zu interpretieren, verdient
ein Triptychon von „Walter Firle" (München), das er „Vater Unser" nennt,
an erster Stelle gerühmt zu werden. Es schildert nns drei Bitten aus dem
Gebet des Herrn, und aus dem Titel geht wohl hervor, daß auch die Dar-
stellung der andern den Künstler beschäftigen werden. Diese drei mäßig großen
Bilder können sich so hervorragender künstlerischer Feinheiten rühmen, wie solches
wenige Kunstwerke zu thun berufen sind. Als Ausdrucksmittel für den Inhalt
der Bitten wählte der Künstler die Jetztzeit. Auf dem linken Flügel, welcher
der vierten Bitte gewidmet ist, zeigt uns der Künstler eine freundlich Helle, über-
all Sauberkeit und Ordnung verratende, ländliche Stube, in welcher die Familie
eines Tagelöhners um den mit der einfachen Mahlzeit bedeckten Tisch zum Gebet
versammelt ist. Zufriedenheit verschönt die harten Gesichtszüge von alt und jung,
und wohlthuender, biederer Sinn drückt sich in allen aus. Der Künstler zeigt
uns, daß die sogenannte „Armelentmalerei" wahr, ohne häßlich zu sein schildern,
und sehr wohl Armut mit beneidenswertem Glück verbunden sein kann, und
daß so anfgefaßt auch dieser Zweig am Baume moderner Kunst seine volle Be-
rechtigung hat. Das Mittelbild schildert uns die dritte Bitte. Der erste Tages-
schimmer dringt bläulich matt iu die saubere Stube der armen Witwe. Die
Nacht über hat sie in Sorgen am Krankenbette ihres Sohnes, der Stütze ihres
Alters, gewacht, das Nachtlämpchen wirft über sie und das reinliche Lager des
letzteren seine matten gelblichen Lichter, der Kranke liegt still ausgestreckt, wie