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Christliches Kunstblatt für Kirche, Schule u. Haus — 51.1909

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Nr. 6 (Juni 1909)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44121#0203
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Augenmerk auf Gruppenbauten legt. Manches verirrte Großstadtmenschen-
kind findet sich leichter einmal in das Studierzimmer oder in den Gemeinde-
saal des Pfarrers, wenn die beiden bei der Kirche liegen. Ich habe neulich
in Berlin einen Pfarrer an einer der bekanntesten Kirchen gesucht. Das war
eine schwere Arbeit und ich dachte mir, indem ich mich an die Behaglichkeit
erinnerte, mit der meine Leute zu mir von der Kirche weg oder vor der
Kirche ins Pfarrhaus herüberkommen — da wo man's machen kann, ge-
hört der Diener des Herrn zum Hause des Herrn wie der Knabe Samuel.
Ich kenne ja die Hauptbedenken wohl: Geldfrage! — Darum ihr
Pfarrer — treibt großzügige Bodenpolitik, wo ihr einen Kirchenneuban vor
euch in Sicht habt! —
Ich besuchte einmal das Sitzungszimmer einer rheinischen groß-
städtischen Pfarrgemeinde. Da hing ein stattlicher Stadtplan - nicht für
seelsorgerliche, sondern für baupolitische Zwecke.
Artikel 17 spricht sich über Innenschmuck der Kirche sehr vorsichtig aus.
Mau fühlt diesem Artikel die chronische Geldnot für die Werke der bildenden
Kunst au. Ich kann das nur bestätigen. Wie oft werde ich um Bilder gefragt
— aber billig! Und das geht nicht. Mit Recht ist die Fabrikware verpönt
für kirchlichen Schmuck. Ich möchte hinzufügen: lieber warten und Geld
sammeln: —
Mit besonderer Genugtuung habe ich die Sätze über die Glas-
malerei gelesen. Als ich auf dem Dresdener Tag gegen die Glasfenster
im allgemeinen polemisierte, einerseits zugunsten des Wandschmucks und
anderseits gegen romantische Glasfenstermystik, fand ich Widerspruch.
Artikel 17 weist uun den Glasmalereien einen beschränkten Wert zu
und sagt zu meiner größten Freude: „Wo größere Mittel aufgewendet
werden können, sollten sie statt für Prunk und Luxus, für hervorragende
Kunstwerke der Freskomalerei und Plastik verwendet werden."
Wenn dieser Grundsatz Widerhall findet bei reichen Kirchenbauherren,
bekommen wir doch noch einmal eine protestantische Kirchenmalerei!
Daß Freskotechnik und Plastik gleicherweise empfohlen werden, ist sehr
verdienstlich. Durch den Aufschwung der Grabmalplastik sind bald große
moderne Leistungen in religiöser Plastik zu erwarten, während unsere kirch-
liche Monumentalmalerei daniederliegt. Von den drei Altmeistern ist nur
— dank der Großzügigkeit des preußischen Kultusministeriums — E. v. Geb-
hardt beschäftigt für neue Fresken. Ich möchte in Mittel- und Süddeutsch-
land den maßgebenden Faktoren die künstlerische Bereitwilligkeit des preußi-
schen Kultusministeriums wünschen. Unser Württemberg macht allerdings
eine rühmliche Ausnahme. Wir werden bald davon reden. Es handelt
sich hier um kirchliche Monumentalbilder, welche in Verbindung mit den
modernen Raumanschauungen ein Neues entwickeln sollen. Wir dürfen
von der durchaus künstlerisch gerichteten Leitung des christlichen Kunst-
vereins noch Bedeutendes erwarten.
Einen weiteren Dank verdienen die „Ratschläge" der Kirchenkonferenz
 
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