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Februar 1910 Zweiundfünfzigster Jahrgang x. 2

Chriſtlich t : Lunſtblatt

für Kirche, uw
Schule und Haus



Herausgegeben von
z q D.theol.DavidKoch





Erscheint monatl. in einem Heft zu | t; z
32 S. u. enthält viele Textilluſtr.,
1—2 Kunstbeil. u. bisweilen Noten

] Preis für das Vierteliahr 2 M.
" Zu beziehen durch alle P ost-
; er u Buch h and lungen









Die Düsseldorfer Kunstausstellung und die protestantische
Kirchenbautunſt
Von P. David Koch
Mit 9 Abbildungen

W''t Kunſt iſt Darſtellung einer geiſtigen Welt, geſehen durch das
zeitgeſchichtlich bedingte Temperament des Künstlers“ + mit diesen
Worten habe ich meinen erſten Aufsatz über Düsseldorf + im letzten Dezem-
berheft geſchloſſen, ein Wort Emil Zolas umprägend. Damit habe ich den
zeitgeſchichtlich bedingten Wert aller religiösen Kunſt und aller äſthetiſchen
Maßſtäbe angedeutet. Man wird auch dem Kunſthiſtoriker vom Fach nicht
den Besitz eines absoluten Maßstabes zugestehen können. An diese Tat-
sache wurde ich erinnert, als neulich der Kunſthiſtoriker Franz Bock in der
„Chriſtlichen Welt“ von rein fachwissenſchaftlichem Standpunkt aus die
Düsseldorfer Ausstellung beurteilte und zum Ausgang seiner Ausfüh-
rungen die Schilderungen zweier Theologen über diese Ausstellung machte.
Franz Bock hält sehr viel oder alles auf „Methode“. Diese spricht er uns
Theologen in Kunstdingen ab und erklärt nicht nur etwa Bürckner, mich
und andere für Dilettanten, sondern auch F. Xaver Krauß. Da man ſich
bei dieser Begriffsbeſtimmung in guter Gesellschaft befindet, fo wird der
Titel des Dilettanten zu ertragen sein. Und man würde Franz Bock noch
lieber hören, wenn er ſelbſt die objektive Methode der Wissenschaft an-
wenden würde. Aber seine Urteile sind ihm in der Hitze des Gefechtes
ſelbſt manchmal so subjektiv geraten, daß wir uns eine eingehendere Er-
widerung erübrigen können.

Franz Bock ſcheint nicht zu wissen, daß auch die Theologen wissenſchaft-
liche Methode betreiben und lernen; da die wissenſchaftliche Methode in
allen Wissensgebieten dieselbe iſt, ſo sind wir denn doch auch der Kunſtwissen-
ſchaft gegenüber nicht reine Toren, wie Bock glauben machen möchte.

Ferdinand Avenarius ſchrieb in seinem letzten Weihnachtsartikel im
Kunstwart: „Die Leute, die »Üſsthetik« treiben, ohne sich um das Leben
rings zu kümmern, werden faſt ſchon zu komischen Figuren, wie die Ver-
 
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