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langen und umſtändlichen Wege, über 20 Jahre mühſeliger Arbeit war dazu
nötig gewesen. |

Als ich vor etwa 35 Jahren nach Düsseldorf kam, war es das Streben
aller, hell zu malen; „dunkel und braun“ war der ſchlimmſte Vorwurf, den
man einem Bilde machen konnte, und doch verfiel man immer wieder in diesen
Fehler. Beſuchte man ein Atelier, ſo wurde regelmäßig ein Taſchentuch vors
Bild gehalten, um den Grad der Helligkeit zu bemeſſen. Den erſten Wechſel
der Mode erlebte ich, als auf der Pariſer Ausstellung die „Goldene Hochzeit“
von Knaus Furore machte. Von da an wurde das Loſungswort: Ein Bild
muß „Bukett“ haben. Auf dem kleinſten Fleck ſuchte man durch perlendes









Aus:: Kehrer, Die heiligen 3 Könige
Verlag E. A. Seemann, Leipzig

_ Jneinanderfügen von pfirſichgrün-, himbeerejs-, ſilbergrauen Tönen einen ge-

wiſſen prickelnden Reiz auszuüben, und man war glücklich in der Errungen-
ſchaft. Als aber das „Bukett“ massenweiſe auf den Ausstellungen auftrat, verlor
es ſichtlich den Reiz, und wahrhaft erlöſend wirkte es, als damals plötzlich er-
funden wurde, die Bilder müßten alle eingeschlagen, wie auf Kalk oder Kreide
gemalt aussehen. Das nannte man ,feſt“, „gesund“. Aber auch die öden, hell-
grauen Flächen wurden aus dem Felde geſchlagen, als die imponierende Reihe
der Leysſchen Bilder auf der Pariſer Ausſtellung alle begeiſterte. Da ſchwärmte
man dann für ſcharfe Silhouetten und kräftig innegehaltene Lokaltöne. Da
wurden Rembrandt und Frans Hals neu erfunden. Da glaubte man, es
ſei ein neues Licht aufgegangen. Das Jneinanderfließen der Flecken wurde
zur Hauptſache; im Hellen und Dunkeln träumen, das war der größte Genuß.
 
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