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Christliches Kunstblatt für Kirche, Schule u. Haus — 53.1911

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Nr. 7 (Juli 1911)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44559#0273
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v. Wilhelm Zteinhausen. Oer Engel zeigt Moses das Land der Verheißung.
Pathos, gütig, ohne sentimentalische Weichheit. Ein schönes nnd den gelebten
Jahren dankbares Alter.
Wan weiß, wie tief Zteinhausens Kunst in persönlicher Religiosität verankert
ist. Er nimmt die Ztoffe der Bibel nicht, weil es große Ztoffe sind, sondern
weil er in ihnen etwas bekennen kann. Zeine religiösen Bilder unterscheiden
sich von der Wehrzahl der anderen dadurch, daß sie keine heiligen Geschichten
des Evangeliums beschreiben; sie dokumentieren sein Verhältnis zum Christentum,
seinen Glauben, seine persönliche Art von Glauben. Darin liegt — verglichen
mit andern — eine gewisse Beschränkung seiner Kunst: sie ist weder episch noch
didaktisch, bringt weder Erzählung noch Dogma. Darin liegt aber auch ihre
eindringliche Kraft, die seltene Geschlossenheit ihrer seelischen Bewegung.
früher einmal habe ich versucht, für diese seine besondere Keligiosität eine
Formel zu finden und habe dann das Wort „Ergriffenheit" niedergeschrieben,
vielleicht hält es den Ton dessen, worauf es ankommt. Diese Kunst ist weder
lutherisch noch päpstlich, weder protestantisch noch katholisch, ja nicht einmal kirch-
lich im Zinne dieses Wortes, sondern schlechtweg religiös, verbunden mit der
Geisteswelt der christlichen Überlieferung. Dieses Christentum kennt keinen Zonntags-
glauben, kein Aktionsprogramm, keine religionsgeschichtliche Diskussion — es ist
Gotteskindschaft, Zustand in Gott, Eingabe an die religiöse Gewißheit. Diese
Fragestellung, die wir von den Bildern ablesen, kann natürlich in unserem Zu-
 
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