Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Chronik der Stadt Heidelberg — 12.1904 (1906)

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.2730#0167
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
152

Vater, der lange Zeit an der russischen Universität gelehrt hatte,
hierher übergesiedelt und 1865 badischer Bürger geworden. Heidel-
berg wurde ihm dann nicht nur durch Wahl und langjährigen
Aufenthalt, mehr noch durch hingebende Arbeit für sein Wohl und
Gedeihen Zur zweiten Heimat. Eine wahrhaft vornehme Natur sah
er in der unabhängigen Lebensstellung, die ihm vorn Vater geworden
war, eine Pflicht, seine Kraft in den Dienst allgemeiner Interessen
zu stellen. Allmählich erstreckte sich sein Wirken über alle Kreise des
öffentlichen Lebens. Ganz besonders aber hat seine Arbeit dem
deutschen Vaterlande durch seine Tätigkeit im Reichstag gegolten,
in dem er 13 Jahre, von 1871—1884, den 13. Wahlkreis vertrat,
und dem Kreise Heidelberg, dessen Geschäfte in der Selbstverwaltung
er über 34 Jahre als Vorsitzender des Kreisausschusses in hin-
gebendster Weise nnd voll sicheren Verständnisses leitete. Daneben
ist er aber auch als Stadtrat (schon vor der nenen Städte-
ordnung des Jahres 1875), als Abgeordneter Heidelbergs zur
zweiten badischen Kammer, als Stadtverordneter, als Vorstand nnd
Mitglied vieler gemeinnützigen Vereine, vor allem als Beirat des
Frauenvereins unermüdlich tätig gewesen. Und dabei zeichnete ihn
aus, daß er diese öffentliche Arbeit übte, ohne nach Ehren zn geizen
oder nach Anerkennung zu Haschen; es war chm nur um die Sache
und um die Förderung der Allgemeinheit zu tun. In diesen: Sinne
hat er sich durch die Stiftung des nach ihm genannten Freibades
ein besonderes Verdienst erworben; wie es seinem Wesen entsprach,
im Stillen Wohltätigkeit zu üben, wovon aber nur die wissen, denen
sie zu gute gekommen ist. So ist sein Leben, frei von allen klein-
lichen und persönlichen Gedanken fruchtbringende Arbeit im Dienste
der Allgemeinheit gewesen, ein reiches und gesegnetes Dasein, dessen
letzte Jahre von körperlichen Leiden wohl nicht frei waren. Dank-
bare Verehrung wird ihm über das Grab bewahrt bleiben.
Am 18. März starb Dr. Franz Beda Stubenvoll, der
seit 1888 der hiesigen altkatholischen Gemeinde vorstand. In Vilseck
in der Oberpfalz 1843 geboren, in Amberg gebildet, hatte er in
München seine theologischen Studien gemacht und in Tübingen pro-
moviert. Nachdem er 1866 in den Benediktinerorden eingetreten war
 
Annotationen