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Chrzanowski, Tadeusz
Rzeźba lat 1560 - 1650 na Śląsku Opolskim — Warszawa, 1974

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https://doi.org/10.11588/diglit.21666#0172
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Residenz in Brzeg gefunden hatte, und von dem hervorragenden Kunstgónner —
den Fursten Georg II bis ca. 1560 realisiert wurde, wirkte hauptsachlich durch
die ans Norditalien kommenden Kunstler. Das lokale Milieu verfugte iiber eine
noch geringe Zahl von Kilnstlern die den neuen Bestellungen nachkommen kónn-
ten, besonders da sie nicht wie bisher in Holz, aber hauptsachlich in edlen Stoffen
ausgefuhrt sein mussten. Gegen 1560 ausser der imposanten (leider nur teilweise
erhaltenen) Piastenresidenz gab es in Brzeg und in Nysa noch keine lokalen Bild-
hauerzentren, aber die furstliche (und nachdem auch die bischdfliche) Initiative
hat zu dereń Entstehung Anlass gegeben.
Bestimmt einer der Mitwirkenden an der Dekoration der Piastenresidenz war
ein namenloser Bildhauer, der in der sechziger Jahren des 16. Jahrhunders funf
Epitaphien (davon sind drei erhalten) in der St. Nikolai-Kirche in Grzeg ausge-
fuhrt hatte. Er war ein begabter Dekorateur, der jedoch in der figuralen Kompo-
sition gewisse Kunstmangel aufwies. Obwohl seine Ornamentik eine enge Ver-
bindung mit der Dekoration des Schlosses aufweist (insbesonders in dem Epitaph
von Peter Horlius), demnoch erschienen in ihr einige Elemente vom niederlandi-
schen Geprage (das Epitaph von Martin Mergener aus dem J. 1562).
In derselben Zeit erscheinen in Nysa noch sehr primitive Bildhauerwerke
(eher Steinmetzarbeiten genannt) in der Gestalt einiger Epitaphien an den Aus-
senwanden der St. Jacobi-Kirche und in der Umgebung der Stadt, oder in der
Form der Figurenbrabplatten besonders in den Dorfkirchen (Ratnowice —Rath-
mannsdorf, Karłowice Wielkie — Gross Karlowitz, Skarbiszów — Karbischau)
aber auch in Nysa und Grodków. Ebenfalls primitiv sind die frtihen Figurengrab-
platten aus der Umgebung von Głubczyce (Leobschiltz), besonders in Włodzienin
(Bladen — derzeit im Museum in Brzeg), die aus einer unbekannten mahrischen
Steinmetz-Bildhauerwstatte stammen.
Einige bedeutendere Werke aus dieser fruhen Periode erscheinen in Nysa und
bei Namysłów, die aber aus dem breslauer Kunstzentrum stammen. Zu denen
gehóren zwei wichtige Denkmaler die zwei verschiedene Schemen der Epitaph-
struktur bilden: das erste in rein italienischer Form ausgeftihrte Epitaph von V.
Flortensius in Nysa (nach 1555) den Typus des Inschrift-Epitaphs darstellt, der
zweite: von Adam Prittwitz von Gaffron in Strzelce (Strehlitz —um 1569) den
Typus des Bild-Epitaphs representiert.
Spatestens um das Jahr 1565 begann in Nysa ein anonymer Bildhauer zu wir-
ken, der fur die St. Jacobi-Kirche, wie auch fur das in der Nahe liegendes Dorf
Nowy Świętów (Deutsch-Wette) funf Epitaphien ausftihrte und zwei architekto-
nische Umrahmungen fur Figurengrabplatten, die von anderen Kunstler gearbeitet
wurden. Es ist hóchst wahrscheinlich, dass der Kunstler derselbe ist, der die funf
oben genannten Epitaphien in Brzeg ausgefuhrt hatte. In beiden Fallen ist die Aus-
fuhrung der architektonischen und ornamentalen Bearbeitung ubereinstimmend
und besitzt eine gleiche Unfahigkeit in der Bildung der menschlichen Gestalten.
Identisch iśt auch seine Nachahmung der deutschen Graphik, die sich in der Re-
formationszeit entwickelt hatte (Dtirer) oder geradezu protestantisch war (Cra-
nach d. A.). Es treten auch wesentliche Unterschiede auf, die man jedoch mit der
Zeit sich wechselnder Modę erklaren dtirfte; in den neisser Epitaphien beobachtet
man nahmlich ein allmahliches Verschwinden der italienisierenden Dekoration zu
Gunst einer Ornamentik von echten niederlandischen Charakter, die sich beson-
ders stark in den Epitaphien von Prauser-Ritter (1565), von Strubicz (ca. 1568)
und von Stanislaus Weisskopf (nach 1568) auspragt.
In der Kirche in Lewin Brzeski (Lówen) ist ein Steinaltar aus den sechzigen
Jahren des 16. Jahrhunderts erhalten geblieben, der in der Bildhauerform ganz-
lich sekundar, wenn auch primitiv ist, aber doch aus dem Grunde wichtig, dass

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