Von den Auktionen
343
wert wie von dem rein künstlerischen leiten.
Äuch er begann zu einer Zeit die Reliquien des
XVIII. Jahrhunderts zu sammeln, als das Vor-
urteil der Menge diesen Dingen noch fern stand,
doch für ihn waren die Dinge, die er bei den
Trödlern der nun längst versunkenen rue du
Musee auftrieb, nicht Mittel zu raffiniertem
künstlerischen Genuß, wie für die Goncourts,
sondern seine derbere Organisation verlangte
nach der greifbareren historischen Sensation. So
muß denn seine Sammlung als ganzes, mehr
als historisches, denn als künstlerisches Ensemble
gemessen werden, das hindert trotzdem nicht,
daß sie eine Reihe künstlerisch höchst wert-
volle Stücke enthielt, welche die Vente Sardou
auch in rein künstlerischer Beziehung zu einer
„großen Vente“ stempelten.
Unter den Gemälden und Handzeichnungen
waren neben der französischen Schule des XVII.
und XVIII. Jahrhunderts die Italiener derselben
Periode mit einer Reihe hübscher Werke ver-
treten; die vier dekorativen Panneaux von
Pannini bildeten hübsche Gegenstücke mit ihren
heroischen, sich gegen klare südländische Himmel
abhebenden Tempelresten zu der Ruinenlyrik
Hubert-Roberts. Ein Interieur eines venezia-
nischen Palastes von Longhi zog eine pikante
Parallele zwischen der sterbenden Kultur Ve-
nedigs und den Darstellungen des galanten
Zeitalters in Frankreich. Die wichtigsten Ver-
treter der französischen Schule waren Lemoyne
mit einem badenden Mädchen, für das lllOOfs.
gezahlt wurden, sowie Antoine Coypel mit zwei
Pendants: „Rinald und Armida“ und „Angelika
und Medor“, welche für 14 900 fs. weggingen.
Unter den Gemälden sind folgende Resultate
hervorzuheben: Nr. 8 und 9, die eben erwähnten
Coypels (74:92): 14900 fs. — Nr. 13. Guardi,
Festsaal unter offenem Himmel, ein graziöses
Bildchen in weicher, zarter Farbengebung (36:48):
6100 fs. — Nr. 18. Lemoyne, Die Badende;
über dieses Werk wären interessante Fest-
stellungen zu machen. Eine Vorstudie zu diesem
Bilde befindet sich im Louvre. Nadi den Nach-
richten des Grafen Caylus entstand das Werk
während Lemoynes Aufenthalt in Italien und
wurde zum ersten Male zu Paris im Jahre 1725
im Louvre ausgestellt. Nach Paul Mantz, dem
wir diesen Hinweis entnehmen, befindet sich
das Bild in der Eremitage zu Petersburg. Das
Stück der Vente Sardou muß also eine Replik
des Künstlers oder eine alte Kopie sein. Be-
kannt ist das Werk außerdem noch durdi einen
Stidi von Laurent Cars, der jedodi nadi der in
dem „Boudier“ von Paul Mantz auf S. 17 ge-
gebenen Reproduktion das Bild auf allen vier
Seiten etwas beschnitten hat. Das Bild der
Vente Sardou mißt 175:140. — Nr. 28 —31.
Pannini, vier dekorative Panneaux (149:100):
zusammen 13300 fs. — Nr. 19. Longhi, In-
terieurszene in einem venezianischen Palast
(96:132): 3600fs. — Nr.32. Raguenet, Schiffer-
stechen am Pont Notre Dame zu Paris (60:97):
8600 fs. — Nr. 33. Hubert Robert, Ruinen
eines Palastes mit Staffage (73:59): 5100 fs.
Aquarelle, Gouachen, Zeichnungen,
Pastelle. Nr. 51. Van Blarenberghe, Die
Quais von Bordeaux (Gouache, 28:63): 7000 fs.
— Nr. 60. Carmontelle, Die Familie Calas
(Farbenstift, 28:40): 3800 fs. — Nr. 62. Cochin,
Fest in Versailles (Tusche, 40:90): 7000 fs. —
Fr.agonard, Die Wasserstrahlen, Tuschzeich-
nung, das bekannte von Äuvray gravierte Motiv
(27 : 38): 10600 fs. — J. B. Hilaire, Der
Luxembourggarten, zwei Pendants (Aquarell,
guaschiert, 37 : 49): 10600 fs. — J. Antoine
Lemoyne, mehrere Zeichnungen, Nr. 92—95.
Bildnisse und Skizzen junger Mädchen (Bleistift,
farbig gehöht): 2400, 550, 1300, 650fs. — Nr.96.
L i o t a r d , Die eingeschlafene Haushälterin
(schwarzer Stift und Rötel, 40:29, fein durdi-
geführtes Genrebildchen): 3000 fs. — Moreau
le Jeune, Feste für das höchste Wesen, Re-
volutionsszene (Bleistift, 27 : 44): 3660 fs. —
Mehrere schöne Zeichnungen, Römische Ruinen
von Hubert-Robert (Nr. 120—127), brachten
relativ niedrige Preise: 580, 1400, 1910, 805,
1350, 600, 950, 2500 fs. — Nr. 128. Saint
Äubin, Fest auf der Place Louis XV. (Tusche,
28:49): 8050 fs. — Nr. 129. Derselbe, Bildnis
der Mlle. Dugazon (Sdiwarzstift und Aquarell,
20 : 18): 3000 fs.
Unter den Porzellanen brachte eine schöne
Frankenthaler Gruppe (Nr. 179, Galante Szene)
5720 fs. Unter den Skulpturen ging Nr. 241,
eine kleine, außerordentlich reizvolle Terra-
kottabüste eines jungen Mädchens, französische
Schule des XVIII. Jahrhunderts (21 cm hoch)
für 5200 fs. weg. Nr. 242. Alexander der Große
läßt seine Geliebte Campaspe malen, ein recht
graziöses Hochrelief der französischen Schule des
XVIII. Jahrh., weißer Marmor (85:70) brachte
es auf 22 100 fs. — Nr. 247. Dekorative Motive
(Delphine und Füllhörner) von einem Spring-
brunnen des Parkes von Versailles stammend:
9000 fs. — Nr. 243. Zwei Jardinieren aus dem
Park in Meudon, farbiger Marmor, reich ver-
ziert: 10 600 fs. — Nr. 248. Hamadryade nach
Coysevox, lebensgroß: 5000 fs.
Audi für Einrichtungsgegenstände und Ta-
pisserien kamen hohe Preise heraus: Nr. 267.
Kanapee und vier Fauteuils, Äubosson, Louis XV.:
25 200 fs. — Nr. 270. Kanapee und vier Fau-
teuils, Äubusson, Louis XV.: 23 000 fs.—Nr. 324.
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wert wie von dem rein künstlerischen leiten.
Äuch er begann zu einer Zeit die Reliquien des
XVIII. Jahrhunderts zu sammeln, als das Vor-
urteil der Menge diesen Dingen noch fern stand,
doch für ihn waren die Dinge, die er bei den
Trödlern der nun längst versunkenen rue du
Musee auftrieb, nicht Mittel zu raffiniertem
künstlerischen Genuß, wie für die Goncourts,
sondern seine derbere Organisation verlangte
nach der greifbareren historischen Sensation. So
muß denn seine Sammlung als ganzes, mehr
als historisches, denn als künstlerisches Ensemble
gemessen werden, das hindert trotzdem nicht,
daß sie eine Reihe künstlerisch höchst wert-
volle Stücke enthielt, welche die Vente Sardou
auch in rein künstlerischer Beziehung zu einer
„großen Vente“ stempelten.
Unter den Gemälden und Handzeichnungen
waren neben der französischen Schule des XVII.
und XVIII. Jahrhunderts die Italiener derselben
Periode mit einer Reihe hübscher Werke ver-
treten; die vier dekorativen Panneaux von
Pannini bildeten hübsche Gegenstücke mit ihren
heroischen, sich gegen klare südländische Himmel
abhebenden Tempelresten zu der Ruinenlyrik
Hubert-Roberts. Ein Interieur eines venezia-
nischen Palastes von Longhi zog eine pikante
Parallele zwischen der sterbenden Kultur Ve-
nedigs und den Darstellungen des galanten
Zeitalters in Frankreich. Die wichtigsten Ver-
treter der französischen Schule waren Lemoyne
mit einem badenden Mädchen, für das lllOOfs.
gezahlt wurden, sowie Antoine Coypel mit zwei
Pendants: „Rinald und Armida“ und „Angelika
und Medor“, welche für 14 900 fs. weggingen.
Unter den Gemälden sind folgende Resultate
hervorzuheben: Nr. 8 und 9, die eben erwähnten
Coypels (74:92): 14900 fs. — Nr. 13. Guardi,
Festsaal unter offenem Himmel, ein graziöses
Bildchen in weicher, zarter Farbengebung (36:48):
6100 fs. — Nr. 18. Lemoyne, Die Badende;
über dieses Werk wären interessante Fest-
stellungen zu machen. Eine Vorstudie zu diesem
Bilde befindet sich im Louvre. Nadi den Nach-
richten des Grafen Caylus entstand das Werk
während Lemoynes Aufenthalt in Italien und
wurde zum ersten Male zu Paris im Jahre 1725
im Louvre ausgestellt. Nach Paul Mantz, dem
wir diesen Hinweis entnehmen, befindet sich
das Bild in der Eremitage zu Petersburg. Das
Stück der Vente Sardou muß also eine Replik
des Künstlers oder eine alte Kopie sein. Be-
kannt ist das Werk außerdem noch durdi einen
Stidi von Laurent Cars, der jedodi nadi der in
dem „Boudier“ von Paul Mantz auf S. 17 ge-
gebenen Reproduktion das Bild auf allen vier
Seiten etwas beschnitten hat. Das Bild der
Vente Sardou mißt 175:140. — Nr. 28 —31.
Pannini, vier dekorative Panneaux (149:100):
zusammen 13300 fs. — Nr. 19. Longhi, In-
terieurszene in einem venezianischen Palast
(96:132): 3600fs. — Nr.32. Raguenet, Schiffer-
stechen am Pont Notre Dame zu Paris (60:97):
8600 fs. — Nr. 33. Hubert Robert, Ruinen
eines Palastes mit Staffage (73:59): 5100 fs.
Aquarelle, Gouachen, Zeichnungen,
Pastelle. Nr. 51. Van Blarenberghe, Die
Quais von Bordeaux (Gouache, 28:63): 7000 fs.
— Nr. 60. Carmontelle, Die Familie Calas
(Farbenstift, 28:40): 3800 fs. — Nr. 62. Cochin,
Fest in Versailles (Tusche, 40:90): 7000 fs. —
Fr.agonard, Die Wasserstrahlen, Tuschzeich-
nung, das bekannte von Äuvray gravierte Motiv
(27 : 38): 10600 fs. — J. B. Hilaire, Der
Luxembourggarten, zwei Pendants (Aquarell,
guaschiert, 37 : 49): 10600 fs. — J. Antoine
Lemoyne, mehrere Zeichnungen, Nr. 92—95.
Bildnisse und Skizzen junger Mädchen (Bleistift,
farbig gehöht): 2400, 550, 1300, 650fs. — Nr.96.
L i o t a r d , Die eingeschlafene Haushälterin
(schwarzer Stift und Rötel, 40:29, fein durdi-
geführtes Genrebildchen): 3000 fs. — Moreau
le Jeune, Feste für das höchste Wesen, Re-
volutionsszene (Bleistift, 27 : 44): 3660 fs. —
Mehrere schöne Zeichnungen, Römische Ruinen
von Hubert-Robert (Nr. 120—127), brachten
relativ niedrige Preise: 580, 1400, 1910, 805,
1350, 600, 950, 2500 fs. — Nr. 128. Saint
Äubin, Fest auf der Place Louis XV. (Tusche,
28:49): 8050 fs. — Nr. 129. Derselbe, Bildnis
der Mlle. Dugazon (Sdiwarzstift und Aquarell,
20 : 18): 3000 fs.
Unter den Porzellanen brachte eine schöne
Frankenthaler Gruppe (Nr. 179, Galante Szene)
5720 fs. Unter den Skulpturen ging Nr. 241,
eine kleine, außerordentlich reizvolle Terra-
kottabüste eines jungen Mädchens, französische
Schule des XVIII. Jahrhunderts (21 cm hoch)
für 5200 fs. weg. Nr. 242. Alexander der Große
läßt seine Geliebte Campaspe malen, ein recht
graziöses Hochrelief der französischen Schule des
XVIII. Jahrh., weißer Marmor (85:70) brachte
es auf 22 100 fs. — Nr. 247. Dekorative Motive
(Delphine und Füllhörner) von einem Spring-
brunnen des Parkes von Versailles stammend:
9000 fs. — Nr. 243. Zwei Jardinieren aus dem
Park in Meudon, farbiger Marmor, reich ver-
ziert: 10 600 fs. — Nr. 248. Hamadryade nach
Coysevox, lebensgroß: 5000 fs.
Audi für Einrichtungsgegenstände und Ta-
pisserien kamen hohe Preise heraus: Nr. 267.
Kanapee und vier Fauteuils, Äubosson, Louis XV.:
25 200 fs. — Nr. 270. Kanapee und vier Fau-
teuils, Äubusson, Louis XV.: 23 000 fs.—Nr. 324.