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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 1.1909

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22. Heft
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Stoehr, August: Beiträge zur Geschichte der Fayencefabrik in Ansbach, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.24117#0724
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696

Der Cicerone

Heft 22

mit bunt bemalten Plättchen ausgelegt sind. Wir erblicken allerlei figürliche Darstellungen,
Jäger, Bauern, Chinesen unter anderem auch einen Fayenceverkäufer, bei ihm steht die
Signatur Ä. P. 1763. Zwei derartige Platten befinden sich auch im Würzburger Museum
(Abbildung 13). So flott und geschickt all diese Darstellungen gemalt sind, wir können
uns bei der Betrachtung der Farbengebung doch nicht verhehlen, daß die einstmals
erreichte Höhe längst verlassen ist. An diesem Verfalll des Könnens ändert auch nichts
das Erscheinen jenes prachtvollen Maßkruges der Würzburger Sammlung vom Jahre 1768.
Er gehörte wohl zu einer Serie von Jagdkrügen, die für irgend eine besondere
Persönlichkeit oder Gelegenheit auf Bestellung gemacht wurden. Das Hamburger
Museum bewahrt einen unbezeichneten Maßkrug mit der Darstellung einer Jagdgesell-
schaft, die zu Fuß und Roß eben zur Falkenjagd
ausgezogen ist. Im Volkskunstmuseum in Feucht-
wangen befindet sich ein Maßkrug, der unsere Jagd-
gesellschaft in der Ausübung der Falkenjagd zeigt.
Der Würzburger Krug bringt zwei Hirsche zur Dar-
stellung, die an einem Baume Blätter wegzupfen,
außerdem Bäume auf denen Vögel sitzen, Rosen-
zweige, alles in fein verteilten Rahmen mit Rokoko-
muschelwerk Verzierungen.

Der Hamburger und der Würzburger Krug sind
vorzüglich in Farbe und Glasur, das Feuchtwanger
Stück aber ist im Brande mißlungen. Ein weiterer
unbezeichneter Maßkrug im Hamburger Museum mit
der flott gemalten und fein gezeichneten Darstellung
eines vierspännigen mit Holz beladenen Fuhrwagens
zeigt in der Farbengebung, namentlich bei den mit
manganviolett schattierten buschigen Bäumen so
große Ähnlichkeit mit Ansbacher Erzeugnissen, daß
ich ihn dieser Fabrik zuteilen möchte, obwohl er
zeichnerisch alle bisher bekannt gewordenen für Ansbach sicheren derartigen Arbeiten
überragt. Am nächsten steht ihm ein Tintenzeug im Würzburger Museum auf dessen
Kasten rückwärts ein Hirsch zwischen Bäumen gemalt ist, der von einem Hunde ver-
folgt wird. Unter den Wandbekleidungsplatten erreicht keine die zeichnerische Feinheit
jenes Kruges, wir dürfen allerdings nicht vergessen, daß bei der großen nötigen Menge
eine mehr handwerksmäßige Ausführung gar nicht zu vermeiden war.

Ein Blumentopf im Würzburger Museum, dessen Henkel als plastisch heraus-
tretende Engelsköpfe gebildet sind, im übrigen nur weiß glasiert, schien der Fabrik
wichtig genug um ihn mit A. Po: 1767 zu signieren!

1769 hatte „Kommerzienkommissär“ Georg Christoph Popp die Ansbacher
Fabrik eigentümlich erworben. Neben ihm erscheint vom Jahre 1770 an ein Kommerzien-
kommissär Johann Gottfried Popp.

Die Malerei, durchweg in den bekannten vier Scharffenerfarben, wird in den
achtziger und neunziger Jahren immer mangelhafter. Die Farben sind meist rissig und
 
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