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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0097
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AUSSTELLUNGEN o DENKMALPFLEGE o ENTDECKUNGEN UND FUNDE

(namentlich in einigen „Stilleben“) der anfchei-
nend unentrinnbare Einfluß Cezannes. Neben
Orliks Bildern hängen eine Änzahl tüchtiger
Landfchaften und Interieurs von Wilhelm Legier,
der auch in der Herbftausftellung des Hagen-
bundes vertreten war. Nicht zum Vorteile des
fympathifchen, ehrlich arbeitenden Künftlers er-
innert man fich fofort feines Lehrers Karl Moll,
der dergleichen Stoffe fehr viel reizvoller be-
handelt. Man denke etwa an das duftige licht-
durchflutete „weiße Zimmer“ oder an das von
der modernen Galerie erworbene golden flim-
mernde „Interieur aus dem k. k. Finanzminifte-
rium“, beide zuleßt in der „Kunftfchau“ des Jah-
res 1908 ausgeftellt. Im Oberftock der Galerie
überrafchen einige Schablonenfchnitte von Zülow,
einem jungen, bisher wenig bekannten Künftler,
durch ihre kräftige, dekorative Wirkung.

Bei ÄRNOT wird einem nach dem geiftreichen,
prickelnden Raffaelli, nach den Pikanterien der
„Humoriften“ nunmehr die ziemlich gewürzlofe
Hausmannskoft vorgefeßt, die der „öfterreichi-
fche Künftlerbund“ darbietet. Man kann diefen
Erzeugniffen einer längft überholten Kunftrich-
tung um fo weniger Gefchmack abgewinnen, als
hier nicht immer ein folides technifches Können
für den Mangel eines höheren Wollens ent-
fchädigt. Der „Moderne“ huldigt Lona v. Zam-
boni durch eine wenig glückliche Meßner-Imi-
tation. Der junge Oskar Larfen, dem von
vielen Seiten Talent nachgerühmt wird, fcheint
nicht ohne koloriftifche Begabung; vorläufig
verwäffert er den kraftvollen Hans von Marees.
— In einem Nebenraum der Galerie veranftaltet
Frißi Ulreich eine Kollektivausftellung, die u. a.
mehrere Landfchaftsftudien aus der Villa d’Efte
bei Tivoli enthält. K. R.

ZÜRICH Die Dezemberausftellung im ZÜR-
CHER KUNSTHAUS brachte faft vierhundert
Werke verfchiedenfter Qualität. Als bleibender
tiefer Eindruck fei hier die Kollektion Ernst
Würtenbergers erwähnt, der mit einer fcharf
charakterifierenden Zeichnung eine fehr gewählte
Farbigkeit vereint; in der Löfung feiner Probleme
findet der Künftler fo viel Neues und Über-
rafchendes, daß er in feinem ftreng umfchriebenen
Stil immer wieder anregt. — Kräftig und ent-
fchieden in den Farben ift E. G. Rüegg, ift
Joh. Weber. Befondere dekorative Gaben zeigt
wieder Boscovits jun. Sturzenegger bringt
durch und durch künftlerifch erlebte Impreffionen
aus Holland, die das Wefentliche, das sie geben,
in Form und Farbe gefteigert, lebendig machen.

Nachdem der SchweizerifcheKunftverein wegen
des Salons 1910 auf die Organifation einer

Turnusausftellung verzichtet hatte, foll diefe
nunmehr 1911 ftattßnden. Der Turnus foll in
Aarau Anfang Mai beginnen, Bafel, Konftanz,
Glarus, Zürich, Schaff häufen und Chur follen
folgen. Für einzelne der genannten Städte ift
eine Zweiteilung geplant. J. C.

DENKMALPFLEGE

FLORENZ In den Räumen des alten Kamal-
dulenferklofters S. Appollonia, das jeßt größten-
teils dem Militärfiskus gehört und unzugänglich
ift, beginnt Guido Carocci im Aufträge der
Sopraintendenza dei Monumenti mit der Ab-
löfung verfchiedener, fehr wertvoller Fresken.
In dem großen Refektorium, das durch Nieder-
reißen einer Zwifchenwand in feinen urfprüng-
lichen Zuftand zurückverfeßt worden ift, follen
die abgelöften Fresken Aufteilung finden.

ORVIETO Der Maler Lorenzo Cecconi-
Principi hat die Reftaurierung der Fresken des
Beato Angelico und des Signorelli in der Cap-
pella Nuova des Doms foeben beendet. Nach-
dem Prof. Cavenaghi im Aufträge des Minifte-
riums fich günftig über die Wiederherftellungs-
arbeiten ausgefprochen hatte, find nunmehr die
Gerüfte, die längere Zeit einen Teil der Fresken
der Befichtigung entzogen, befeitigt worden.

URBINO Das Unterrichtsminifterium hat den
Wiederherftellungsentwurf eines Teiles des her-
zoglichen Palaftes genehmigt. Im nächften Früh-
jahr follen die Arbeiten beginnen.

ENTDECKUNGEN ♦ FUNDE

BRESCIÄ Beim Umgraben eines Weingartens
wurden in dem Dörfchen Franciacorta die Spuren
einer kleinen römifchen Nekropole entdeckt. Bis-
her wurden 20 Gräber geöffnet, die der augufte-
ifchen Zeit angehören und aus Ziegelfteinen er-
richtet find. Sie enthalten Afchenurnen und
gläferne Opferfchalen. Außerhalb der Gräber
wurden besonders fein ausgeführte Halsbänder
und Kleiderfpangen aus Bronze gefunden. Baron
Pizzini, der Befißer des Weingartens, hat die
ausgegrabenen Gegenftände forgfältig fammeln
laffen und weitere Ausgrabungen eingeftellt,
um die Ankunft der örtlichen Kommiffion für
Ausgrabungen abzuwarten. E. T.

TREQUÄNDÄ (Prov. Siena) Während
der Ausgrabungen in der Ortfchaft Petreto wur-
den drei Travertinurnen, zwei große Gefäße aus
Terrakotta und vier kleine Tongefäße zutage

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