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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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Ausstellungen
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AUSSTELLUNGEN

Fr. Eybl, die faft gleichzeitig auf den Plan treten,
die höchfte Bewunderung der Zeitgenoffen ge-
funden. J.Danhaufer, der populärfte davon, ift als
fruchtbarfter Wiener Meifter des Genre anzufehen,
Amerling hat als Bildnismaler treffliche Leiftungen
hinterlaffen. Ein Hauptftück der Äusftellung war
fein Porträt des Kaifers Franz in preußifcher
Uniform. Glatter und geleckter wie Danhaufer er-
fcheint Eybl, der aber eine geradezu erftaunliche
SorgfaltderZeichnungundFormgebung befißt und
über einen fehr kultiviertenFarbengefchmack ver-
fügt. Man vergißt über folchen Vorzügen beinahe
das öldruckartig Glatte vieler feiner Arbeiten. Das
Genreftück „der Bettler“ und ein „Selbftportät“
ragten unter feinen Stücken hervor. H. Gauer-
mann, E. Ritter und K. Rahl gehören ebenfalls
noch in diefe Gruppe an, alle wirken fie, obgleich
ungefähr zwei Dezennien fpäter geboren wie
Waldmüller, gegen ihn weit altertümlicher. Selbft
einen fo hervorragenden Künftler wie R. v. Alt
wird man weniger als Neuerer, denn als glänzen-
den Fortfefjer guter alter Tradition anfehen
müffen. Ein Aquarellift ungewöhnlichen Schlages
hat er fein Beftes in einer Reihe kleinerer In-
terieurftücke gegeben, namentlich folchen mit
architektonifchen Details, wie Kirchen fchiffspartien
ufw. Weit fchwächer ift fein Bruder Franz Alt,
auch Fr. Tremel, deffen Werke als Kompofita
aus Spißwegs und Fendis Art erfcheinen, reicht
an ihn nicht heran. Mit H. Canon und H. Ma-
kart zieht ein neuer Geift in die Wiener Malerei
ein; ihr Auftreten bereitet den Sieg reinerer
malerifcher Tendenzen vor, zugleich aber be-
deutet es einen Riß in der bisher fo konfervativ
verlaufenden Überlieferung. Franzöfifche Maler
geben fortan auch für die Wiener Malerei die Direk-
tiven. Makart fand fich in der Äusftellung nicht
fonderlich vertreten vor, um fobefferC.J. Schindler,
A. v. Pettenkofen und E. Jettei, die die Schluß-
glieder diefer reichen Revue bildeten. Alle drei
gehen fie mehr oder minder von den Barbizo-
nern aus, als ftärkfte Begabung ragt unter
ihnen Pettenkofen hervor. Vom Anfänge an
vom beften malerifchen Inftinkt geleitet und
im Befiß eines ftarken zeichnerifchen Könnens
ift er leicht und mühelos zum Sinnlich-Effen-
tiellen des Malerifchen vorgedrungen. Die
Schau bot eine Reihe feiner bedeutendften Werke.
Schindler ift ein fpröderes Talent wie Petten-
kofen, Jettei hat zarte, ftimmungsvolle Malereien
gefchajfen. An Plaftiken brachte die Äusftellung
nur die famofe Beethovenbüfte von A. Dietrich.

M. K. R.

BÄSEL Die Januarausftellung in der KUNST-
HALLEe hat zum Mittelpunkt die vielfeitig inter-
effante Kollektion des Genfers Henry Duvoifin.

Eine überaus flüffige, faft nur untermalte Anlage
des Bildes läßt dem Künftler vor allem duftige
Hintergründe und fein ausgetonte Gefamt-
wirkungen gelingen. Manche Einzelheit wird
dabei leicht hart, die trockene Faktur wirkt be-
fonders bei vielen Stilleben eintönig. Im ganzen
aber fpürt man das originelle Wollen einer
künftlerifchen Perfönlichkeit. — Mehr die tüch-
tige Mache, die auch weitern Kreifen zugänglich
ift, vertritt Leiber (Karlsruhe) mit feinen nicht
übermäßig temperamentvollen Landfchaften. Als
Graphiker ift Profeffor Heroux (Leipzig) mit
akkurat und fauber hingefchriebenen Radierungen
vertreten. Paul Klee (München) bringt eine
Kollektion feiner kapriziös gekritzelten und geift-
reich hingeworfenen Impreffionen, die dann und
wann wirklich fagen, was fie formal kaum an-
deuten. J. C.

BERLIN Die Stille im Ausftellungsleben, die
wir leßthin vermerkten, hat nun ein Ende ge-
funden. Den Veranftaltungen der Kgl. Aka-
demie der Künfte fieht man ftets mit Intereffe
entgegen, aber die eben eröffnete Äusftellung
bringt eine rechte Enttäufchung. In ihrem
Mittelpunkt ftehen einige Ausländer, und unter
diefen bedeutet Frank Brangwyn für die Mehr-
zahl der Befucher gewiß eine neue Bekannt-
fchaft, die fich hier, vor einer außerordentlichen
Fülle von Radierungen und Zeichnungen, zu
einem eindrucksvollen Bilde von deffen künftle-
rifcher Perfönlichkeit geftaltet. Es läßt fich aber
nicht verkennen, daß die große Zahl der ge-
zeigten Arbeiten eine gewiffe Ermüdung hervor-
ruft, vor allem, weil diefer ftarkdramatifche,
auch den äußerlichften Vorgang ins Monumental-
Theatralifche fteigernde Unterton, mit abfoluter
Regelmäßigkeit immer wieder vorkommt.

Nächft diefen Werken der Graphik find es die
Plaftiken unter denen fich die meiften be-
merkenswerten Leiftungen finden und Adolf
Hildebrand wie Augufte Rodin dürfen den Ruhm
für fich beanfpruchen, das Befte hierher ge-
bracht zu haben. Das Bildnisrelief Anton Dohrns
von Hildebrand möchte ich zu den edelften
Reliefarbeiten des Künftlers überhaupt rechnen
und Rodin hat uns feit langer Zeit nicht mehr
mit fo packend lebendigen, genial erfaßten Por-
träts überrafcht, wie es die Büften Bernard Shaws
und Guftav Mahlers find. Auch fonft ift der
Durch fchnitt ein guter. Neben Jules Lagae dem
Belgier, ßeht man eine Reihe von deutfchen Ar-
beiten, Büften von Lederer, Götz, Breuer, Klimfch
und anderen; die ebenfo großen wie innerlich
hohlen Plaftiken, die man an diefer Stelle zu
fehen gewohnt ift, fehlen faft vollständig. Gar
gering ift die Ausbeute unter den malerifchen

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