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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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3. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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Ausstellungen
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AUSSTELLUNGEN

dender Künftlerinnen Öfterreichs“ das Bild „Im
Nebel“ mit dem Erfuchen überwiefen, es dem
öfterreichifchen Staate als Schenkung für die
MODERNE GALERIE zu überlaffen. Das ge-
nannte Gemälde war zuletzt in der Äusftellung
„Die Kunft der Frau“ in der Wiener Sezeffion
zu fehen.

ZÜRICH Die Kupferftichfammlung im fchweiz.
POLYTECHNIKUM bringt für die zweite Hälfte
des Winterfemefters eine „Äusftellung von mo-
dernen und alten Reproduktionen der Werke
des Winterthurer Malers Anton Graff“. Es
find hier manche der mehr oder weniger be-
kannten Stiche, teils Drucke vor aller Schrift,
in tadellofen Exemplaren; befonders gut ver-
treten ift J. F. Baufe, der fehr viel nach Graff
geftochen, dann auch J. G. Müller, J. E. Haid.
Der Qualität nach vor andern zu nennen ift
das große Blatt Carl Townleys nach dem Grup-
penbild im herzoglichen Schloß zu Sagan. —
Neben diefen alten Reproduktionen verdienen
die neuen alle Beachtung; die Berliner Pho-
tographifche Gefellfchaft hat im letzten
Jahre eine Mappe mit einem Viertelhundert
Photogravüren nach Grafffchen Werken heraus-
gegeben, die ganz vorzüglich zu nennen find,
deren Äusftellung neben Originalen fich fehr
wohl rechtfertigen läßt. J. C.

AUSSTELLUNGEN

DIE AUSSTELLUNG ÄLTWIENER
MALEREI IN MÜNCHEN Eines der
Hauptereigniffe nicht nur der Winterfaifon, fon-
dern des Jahres, wird zweifelsohne die Äus-
ftellung Ältwiener Malerei bleiben, die der
Kunftverein in den lebten Wochen zu Ehren
der 50jähr. Vereinsmitgliedfchaft desKaifers von
Öfterreich veranftaltete. In der Hauptfache follte
durch fie der Werdegang der Wiener Malerei
vom leßten Viertel des 18. Jahrhunderts an bis
in die zweite Hälfte des 19. veranfchaulicht
werden; um ihr Zuftandekommen hat fich in
erfter Linie der Münchener Arzt und Kunftfreund
Dr. Ä. Goldfchmidt verdient gemacht. Die erften
Namen die uns auf der Äusftellung entgegen-
leuchteten waren die F. W.Fügers und J.B.Lampis,
zweier Leute, in deren Schöpfungen fich Ideen
des Rokokos und Klaffizismus begegnen, wobei
die erfteren noch ftark überwiegen. Von beiden
lag eine Reihe wertvoller Porträts vor; groß-
formatige fowohl wie Miniaturen, ferners war
auch ein fchönes Werk aus diefer frühen Epoche,
das lebensgroße Bruftbild . eines fpanifchen
Gefandten in Wien von J. Graffi. Der Ältmeifter

der Wiener Miniatur M. Daffinger von dem eine
Vitrine eineReihe feiner köftlichen Kleinwerke barg,
reihte fich an, auch andere tüchtige Meifter der
Wiener Miniaturenkunft, wie K. v. Saar, F. J. G.
Lieder und R. Theer waren dort vertreten. Das
Hauptintereffe der Schau aber beanfpruchte die
Kollektion G. F. Waldmüller, von dem nicht
weniger denn 60 Arbeiten zur Äusftellung ge-
langten. Mit ihm, dem wahrhaft genialen Meifter,
für deffen Wert namentlich feit der Berliner
Jahrhundert - Äusftellung die Äugen wieder ge-
öffnet find, feljt fo eigentlich erft die goldene
Zeit der älteren Wiener Malerei ein. Auch er ift
von der Porträtminiatur ausgegangen und hat
bis Ende der 30 er Jahre faft durchgängig Bild-
niffe gefchaffen, die faft miniaturenhaft fein
gezeichnet, noch ganzder älterenTradition folgen.
Das Standardwerk diefer ganzen Entwicklungs-
phafe, das Porträt des Fürften Razumovsky
zierte hier die Wände; es bezeichnet zufam-
men mit einer Anzahl ähnlich guter Werke den
Höhepunkt diefer Frühzeit. Ein anderes Streben
macht fich bei Waldmüller in den 40 er Jahren
bemerkbar. Der Künftler fing da an die Land-
fchaft mit in feine Studien einzubeziehen und in
einfchränkendem Sinne kann man ihn von da
ab fogar als Vorläufer der Plainairs betrachten.
Dabei ift er freilich nicht zum letzten vorge-
drungen, niemand aber wird das in Anbetracht
der frühen Zeit erwarten. Den Triumph feiner
Freilichtftudien dokumentierte auf der Äusftellung
das „belaufchte Liebespaar“, das fich am nächften
mit moderner Malerei berührt. Die Genremalerei,
der fich der Künftler in jener Zeit ebenfalls hin-
zugeben anfing hat ihm wohl große Popularität
eingetragen, künftlerifch aber mancher Gefahr
ausgefeßt. Waldmüller hat fie fiegreich be-
fanden und damit feine wahre Berufung
erwiefen. In der fpäteren und fpäteften Zeit
läßt fich bei Waldmüller ein fteter Fortfehritt
nach der fpezififch malerifchen Seite hin ver-
folgen. Wie weit er feiner Zeit vorausgeeilt
war tritt einem fo recht erft ins Bewußtfein,
wenn man vergleicht, was neben und unmittel-
bar nach ihm gefchaffen wurde. M. R. Torna
imitiert Waldmüller äugenfcheinlich, erreicht ihn
aber nur ganz feiten an Qualität, K. Marko ideali—
fiert feine Landfchaften noch völlig. Der ftärkfte
unter den älteren Zeitgenoffen Waldmüllers ift
zweifelsohne Peter Fendi, deffen Bedeutung in
erfter Linie auf feinen koloriftifch hochdelikaten
Aquarellen beruht. Kriehuber ift in der Zeichnung
fehrgefchickt, wirktaberin denFarbennebenFendi
blaffer und verblafener; J. Alt, der Vater R. und
B. Alts, erfcheint nüchtern und akademifch. Von
den jüngeren Mitftrebenden Waldmüllers hat vor
allem das Trio Fr. Amerling, J. Danhaufer und

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