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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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15. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0637

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AUSSTELLUNGEN

Crull eine größere Anzahl. Zwei befonders
fchöne Exemplare gelangten ins Schweriner Mu-
feum, zwei gleichwertige Exemplare gingen nach
Hamburg ins Mufeum für Kunft und Kunftge-
werbe, der Reft verblieb in Wismar. Ferner
erwarb das Schweriner Mufeum eine Sammlung
von 20 Gläfern, einen kunftvoll gearbeiteten
Mörfer von 1510, eine Anzahl Speifeformen und
eine große Renaiffancetruhe mit dem Original-
unterfafj, die aus dem Dorfe Redentin ftammt.
Aus einer Mecklenburger Kirche ftammt gleich-
falls ein reich zifelierter Meffingkronleuchter,
ein Prunkftück, wie das Mufeum bis dahin kein
ähnliches befaß. E. St.

SMOLENSK Die frühere Meldung der Über-
gabe des Mufeums der Fürftin M. K. Teni-
fchew an das Moskauer Archäologifche Inftitut
kann durch einige Daten vervollftändigt werden.
Das Mufeum bleibt in feinem fpeziell erbauten
Heim für immer in Smolensk als Provinzial-
mufeum. Der Katalog umfaßt ca. 7000 Nummern,
welche auf ca. zwei Millionen Rubel gefchä^t
werden. Außer der archäologifchen und ethno-
graphifchen Abteilung befinden [ich hier fehr
reichhaltige Sammlungen von ruffifcher Volks-
kunft, altruffifchen Silberarbeiten, Porzellan,
Glas, Heiligenbildern, Kirchengeräten und Ge-
wändern, fowie alten Drucken und Stichen. Be-
merkenswert ift auch die Kollektion von Mufik-
inftrumenten, darunter eine Serie der in Rußland
volkstümlichen Balalajkas, welche von Künft-
lern wie Wrubel, Korowin, Maljutin, Golowin
mit Malereien verziert find. P. E.

AUSSTELLUNGEN

DIE HODLER -AUSSTELLUNG IN
FRÄNKFURT Als zweite große Ausftellung,
mit der Deutfchland heuer der Kunft des Schweizer
Meifters huldigt, ift der eben gefchloffenen Hod-
ler-Ausftellung in Köln die Sommerausftellung
des Frankfurter Kunftvereins gefolgt. Mit
jener erften Ausftellung hat diefe bedeutend um-
fangreichere nur etwa ein Duzend Werke ge-
mein, im übrigen fchöpft fie aus Schweizer und
aus dem an Hodler-Werken fehr reichen Frank-
furter Privatbefifs und bietet fo in einer der
Öffentlichkeit bisher fremden Auswahl von Wer-
ken ein lückenlofes Bild der Entwicklung des
Meifters. Der frühe Hodler, aus den fiebziger
und achtziger Jahren, kommt in der Vielgeftaltig-
keit feiner Tendenzen gut zur Geltung. Inte-
reffant find vor allem die Landfchaften, die zu
einem ganz felbftändigen, ganz eigenartigen
Impreffionismus hinftreben, einem Impreffionis-

mus, der jedoch die Form nicht auflöft, fondern
fie nur mit dem Reichtum farbigen, lichterfüllten
Lebens zu umkleiden ftrebt. Daneben ftehen
Porträts, ohne jeden farbigen Reiz, überaus
trocken, aber zuweilen durch die Gewalt des
Ausdrucks packend. Und fchließlich Interieurs,
ganz Tonmalerei, ganz auf fchwarze Töne ge-
ftimmt. Aus dem Figurenbild, dem anfangs noch
genrehaften, wächft dann der eigentliche Hodler
empor. Das Bild des Bauern auf dem Efel,
ganz auf den Ausdruck des großen Konturs ge-
ftellt, kündigt ihn an, der Lebensmüde, der zu-
fammengefunken auf dem Steine kauert, läßt
fchon in dem Illuftrativen, das ihm noch an-
haftet, die große fymbolifche Kompofition des
reifen Meifters ahnen. Am bedeutfamften aus
diefer Zeit des Überganges (um 1890) ift das
Frauenporträt, das die Frankfurter Städtifche
Galerie erworben hat und das hier zum erften-
mal zugänglich gemacht ift; hier ift, fern von
allem Gedankenhaften, Gewollten die Natur in
die große Form des Stiles gebannt, wundervoll
diefe große Frauengeftalt in klarem, kühlem
Lichte vor uns hingeftellt. Dann folgen die be-
kannten Hauptwerke, der Frühling, der Tag, die
heilige Stunde, alle in einem deuxieme etat,
und um fie die Schar jener Hodlerfchen Frauen,
die die Ergriffenheit, die Bewunderung, die
Abendruhe, die Empfindung fymbolifieren. Man
bewundert die mächtige Wirkung, deren diefes
große, ftarke Wollen in der Verbindung mit
einem ergebnisreichen künftlerifchen Prinzip
fähig ift, aber man fühlt zugleich auch die
Grenze diefer Kunft. Wo die gigantifche Natur
aus ihrem überquellenden Reichtum heraus fpen-
det, ftehen wir in ftaunender Verehrung — vor
Rembrandt, Delacroix, van Gogh; wo aber
ein großer Kunftwille das richtig Erkannte ge-
ftaltet, da vermögen wir nachzurechnen und wir
fühlen, wo die Seelenmalerei in die Intellekt-
malerei übergeht oder aus ihr hervorgeht. Daß
Hodlers letzte Arbeiten, der Mäher, der Holz-
fäller — auch fie bringt die Ausftellung — zur
höchften Kunft gehören, deren wir fähig find,
verfteht fich. Und ganz frei, beglückend wie
feiten fonft, ift der Landfehafter Hodler. Der
hat den großen Stil gefunden, der einer großen
Natur entfpricht (der Impreffionismus ift ja die
Kunft der leichtbewegten Ebene, der fanften
Flußläufe); vielleicht wird die Kunftgefchichte
fpäterer Zeiten einmal den Landfehafter Hodler
über den Monumentalmaler ftellen. C. G.

BERLIN Bei CASSIRER ift die Sammlung
Dikran Kelekian ausgeftellt, enthaltend be-
fonders Erzeugniffe altägyptifcher und altperfi-
fcher Kunft, als Keramiken, Kleinbronzen und

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