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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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13. Heft
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Ausstellungen
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Entdeckungen. Funde
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Gesellschaften und Vereine
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ENTDECKUNGEN UND FUNDE o GESELLSCHAFTEN UND VEREINE

Äusftellung italienifcher Divifioniften aus der
Galerie Grubicy in Mailand. Die vier Duzend
Bilder zeigen in fehr inftruktiver Weife wie das
Evangelium des Meifters Segantini „das Licht
in der Farbe zu fuchen“ von feiner Schule be-
folgt wird. Am Divifionismus halten fie faft
alle feft und es gelingt einer fcharfen Beobach-
tungsgabe und feinem Farbenfinn recht oft Im-
preffionen von reichem Leben des Kolorits zu
fchaffen. Die reifften und eigenften Arbeiten
hat Carlo Fornara, Mailand, ausgeftellt, ihm
fchließt fich mit ländlichen Motiven der talen-
tierte Gottardo Segantini an, dann Minozzi mit
Meerbildern und Allegorien; dann Prada, Zanon,
Merello, Maggi, Benvenuti um einige Namen
befonders hervorzuheben. — In den Ausftel-
lungsräumen des Kunftfalons find immer auch
die neueften und kräftigften Blätter der Schweizer
Graphikervereinigung „Die Walze“ zu fehen.
Durch die Raffe und Kraft ihrer ganzen Anlage
packen vor allem die neuern Blätter des Genfers
E. Vallet, Typen und Szenen aus dem Wallifer
Bauernleben ohne alle Konvention, ohne jeden
Anklang an gefälliges Genre. J. C.

ENTDECKUNGEN ♦ FUNDE

FRANKFURT a. M. Fund wertvoller
Fresken in der Kirche des Deutfchherrn-
Ordens zu Frankfurt a. M. Anstelle der
Barockkirche des Deutfehherrnordens amSachfen-
haufer Mainquai diefes Namens ftand einft die
1193 erbaute, 1647 abgebrannte Kirche, von der
nur die Sakriftei übrig geblieben ift. Bei der
1896 vorgenommenen Erneuerung derfelben,
hatten fich fchon unter einem Teil des Gewölbe-
put^es Temperagemälde aus Gotifcher Zeit vor-
gefunden (f. Donner-Richters Beiträge zur Ge-
fchichte Frankfurts). Nunmehr entdeckte der
Kirchenmaler Ballin Renai ffance-Fresken,
deren Wert und Umfang den der erftgenannten
noch überfteigt. Die an der Südwand Vorge-
fundene „Himmelfahrt und Krönung der
Heiligen Jungfrau“ ift ohne Zweifel eine
zwar freie, aber vortreffliche Kopie von Älbrecht
Dürers berühmtem Mittelbild des S. Thomas-
altars der Dominikanerkirche, das Dürer 1509
auf Beftellung des Frankfurter Ratsherrn Heller
fchuf. Eine gute Kopie des Nürnbergers Harrich,
die fich im hiftorifchen Mufeum zu Frankfurt
a. M. befindet, liefert hierfür den fieberen Be-
weis. Den Namen des Malers der jeßt ent-
deckten Fresken werden die mit der Erforfchung
emfig befchäftigten Gelehrten zweifellos bald an
der Hand des reichen Urkundenmaterials er-
mittelt haben. Zu diefem Bilde trat am nörd-
lichen Gewölbe ein zweites hinzu, vom felben

tüchtigen Meifter wohl herrührend, eine „Ge-
krönteMaria im Strahlenkranz mit reizen-
dem Jefuskinde; ferner ein gefpreißtftehen-
der, geharnifchter St. Georg und ein Chrifto-
forus mit mächtigem Baumftamm als Stütze des
heiligen Laftträgers. Mit der erhabenften Dar-
ftellung des Göttlichen vereint fich hier diejenige
edelfter menfchlicher Gefühle, bei der Madonna
des höchften Mutterglücks, wie wir fie bei
Raffael als Fortfehritt gegenüber feinen Vor-
gängern freudig begrüßen.

Deutfche Eigenart ift in Werken bildender
Kunft wohl feiten in größerer Vollkommenheit
zum Ausdruck gekommen, als bei dem neueften
Frankfurter Funde.

Diefem wieder aufgedeckten großen Kunft-
werke verdankt wohl die Frankfurter erfte
Deutfchherrn-Ordenskirche den in den Mufeums-
urkunden fich findenden, bisher nicht genügend
erklärlichen Beinamen des „ornatiffimi templi
Theutonicorum“.

Die Deutfchherrn-Ordensritter hatten die Kirche
von Friedrich II. gefchenkt bekommen, dem fie
der Vafall Münzenberg 1221 gewidmet hatte.

Die Erhaltung der Bilderumriffe ift eine voll-
kommene, wenn auch die Farben die alteFrifche
nicht mehr befißen. Ihr grifailleartiger brauner
Ton ift aber von hohem Reiz. G—r.

VENEDIG In der feit acht Jahren in Re-
ftaurierung begriffenen Frarikirche wurde ein
Grabdeckel, und zwar in der S. Michelekapelle,
entdeckt. Es ftellt einen liegenden Krieger dar,
in voller Rüftung mit Helm und Schwert; fein
Haupt ruht auf einem Kiffen (180 cm hoch, 50 cm
breit). Unbedingt gehört diefe Skulptur der
erften Hälfte des 14. Jahrhunderts an. Eine faft
identifche Zeichnung diefer Bildhauerei beßndet
fich im Museo Civico und ftammt von Grevem-
broch. Wir finden da das ganze Denkmal ab-
gebildet, das einen franzöfifchen Kreuzzügler
vorftellt, der im Jahre 1337 in Venedig ftarb.

Br.

GESELLSCHAFTEN UND
VEREINE

VON DER UNIVERSITÄT MÜN-
CHEN Der „Kunftwiffenfchaftliche Ver-
band“ an der Univerfität München, der feit
mehreren Semeftern auf eine große Anzahl
fruchtbringender Veranftaltungen zurückblicken
kann, erfreute fich auch im versoffenen Winter-
femefter wieder außerordentlich reger Beteili-
gung. Nicht vergeben mag bleiben, daß der
inzwifchen leider verstorbene Ordinarius Profeffor
Riehl einer der erften war, die fich mit Freuden

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