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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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2. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0087

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RUNDSCHÄU — SAMMLUNGEN

AMSTERDAM Diebefch ädigte Nacht-
wach e vonRembrandt. Äm 13. Januar gegen
x/21 Uhr mittags kam ein gut gekleideter junger
Mann in den Saal der Nachtwache im Rijks-
mufeum und blieb in fcheinbarer Verehrung vor
dem Bilde [tehen. Plößlich [prang er über die
Barriere und hieb mit einem Sdiuhmachermeffer
auf das Gemälde ein. Der hinzueilende Mufeums-
diener wurde von ihm mit dem Meffer bedroht.
Erft mit Hilfe anderer Äuffichtsbeamten konnte
der Mann feftgenommen und der Polizei über-
liefert werden. Die Befchädigungen find kaum
der Rede wert. Im ganzen gehen drei, wie
Kreideftriche ausfehende Schrammen über das
Bild, über die Kniee und die Bruft des Haupt-
rnanns Banning Cocq und die Bruft feines Leut-
nants W. van Ruijtenburg; nur hier ift auch die
paftose Farbe ein wenig verkraft. Äm Haupt-
mann ift nur der Firnis lädiert. Äm Samstag
war der Schaden bereits repariert, und das fen-
fationsluftige Publikum hatte wieder freien Zu-
tritt, um nur noch den etwas dunklen — weil
noch feucht — Streifen über der Bruft des Ban-
ning Cocq zu bewundern. Der 23jährige Täter
war früher beim Militär und ift wegen körper-
licher Gebrechen aus dem Dienft entlaffen. Äus
diefem Grunde wollte er [ich am holländifchen
Staat rächen und glaubte dies beffer durch Ver-
ftümmelung der Nachtwache, des Stolzes des
holländifchen Volkes, ausführen zu können, als
dadurch, daß er einem Staatsbeamten nach dem
Leben trachtete; fo fein eigenes Geftändnis.

Bei diefer Gelegenheit kann ich folgende glück-
liche Neuerung betreffs des fchmalen Durchgangs
von den Staalmeesters nach dem Äusgang aus
dem Änbau berichten. Das hier befindliche de-
korative Gemälde ift mit einer grün getünchten
Leinwand überfpannt worden. Die gleiche grüne
Farbe zeigen in gleicher Höhe die drei anderen
Wände. Und darüber hängen einige Gemälde,
die früher in anderen Sälen untergebracht waren
und deren Äufftellung an diefem Ort nicht allzu-
fehr zu beklagen ift. Kurt Erasmus.

BASEL Der Bericht der Eidgenöffifchen
Kommiffion der Gottfried Keller-Stiftung
über ihre Tätigkeit im Jahre 1909 ift gegen
Ende des versoffenen Jahres erfchienen. Er
verzeichnet die Erwerbung von G 1 e y r e s
„Sappho“, die ins Mufeum von Laufanne kam,
der Tafel „Änna Selbdritt“ von Hans Baidung
(über deren Erwerbungsgefchichte wir an ande-
rer Stelle berichten), dann eine Landfchaft von
Leon Gaud, die ins neue Mufeum nach Locle
kommt,eineBronze des jungenGenfers Bocquet,
welche im Genfer Mufeum deponiert wird. Die

reiche BernerSammlung von Werken Karl Stauf-
fers wird vermehrt durch einen Äkt aus der
Münchner Zeit des Künftlers, das Landesmufeum
erhält ein Bildnis einer Berner Patrizierin von
Barth. Sarburgh. Zwei Porträts von Änton
Graff, der Künftler und feine Frau, find für
Schloß Wülflingen beftimmt. Ins Schweizerifche
Älpine Mufeum zu Bern kommt ein Berner
Oberland-Relief des verftorbenen Gebirgsplafti-
kers Xaver Imfeld, eine gewiß intereffante
Ärbeit, deren Ankauf von Seite einer wiffen-
fchaftlichen Korporation oder eines Älpenklubs
weitere Kreife eher verbanden hätten als die
Erwerbung durch die Gottfried Keller-Stiftung,
der zur Kunftpflege reiche Mittel zur Ver-
fügung ftehen. J. C.

BERLIN Der neue Preußifche Etat fieht eine
Summe zur Einrichtung und Umgeftaltung ver-
fchiedener Räume in der alten, von Schinkel er-
richteten „Bauakademie“ vor, die zur Aufnahme
der mehr hiftorifch wie künftlerifch intereffanten
Gemälde, z. B. der Schlachtenbilder und Porträts
dienen follen, durch welche die ohnehin fchon
fo befchränkten Räume der Nationalgalerie
überlaftet find. Gleichzeitig follen verfchiedene
Umbauten in der Nationalgalerie felbft Befferung
fchaffen. — Man wird diefe fchon lange erhoffte
doppelte Abhilfe gewiß überall mit Freuden be-
grüßen. Svs.

BRÜSSEL Der Äntikenabteilung des
CINQUÄNTENÄIRE - MUSEUMS wurde eine
32 cm hohe Terrakottaftatuette gefchenkt, welche
aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. ftammt und eine
Gottheit, wahrfcheinlich Aphrodite darftellt. Sie
trägt einen dorifchen Chiton; von dem hohen,
das Haar krönenden Diadem wallt ein langer
Schleier herab, den fie mit der Hand hebt. Das
Kleid ift weiß. Die hohe Bafis, auf der die
Statuette fteht, gibt ihr einen monumentalen
Charakter. F. M.

FRANKFURT a. M. Die neuefte Erwer-
bung des Städelfchen Mufeumvereins ift ein
charakteriftifches Stück von Eugene Dela-
croix, dem Hauptmeifter und Begründer der
romantifchen Schule in Frankreich (fiehe Äbb.).
Das Bild ift zurzeit im Städelfchen Kunftinftitut
im Saale der Neuerwerbungen ausgeftellt. Es
ftammt aus der Sammlung des Fürften Demidoff
in San Donato bei Florenz und zeigt vier rei-
tende Araber in einer ßachen, auf tiefes Grün
geftimmten Landfchaft. Sein Entftehungsjahr ift
1832, in dem Delacroix feine erfte Reife nach

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