Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

DOI Heft:
24. Heft
DOI Artikel:
Rundschau - Sammlungen
DOI Artikel:
Ausstellungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.24118#1017

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
SAMMLUNGEN

ländifche Stilleben. Und befißt die Galerie außer
ihrem prächtigen Rembrandt „Ahasver und
Haman bei Efther“ fonft kein einziges Werk
ganz großer Meifter, fo gewinnt fie doch in
diefer neuen Anordnung von Dr. N. Romanow
und Herrn P. Muratow doppelte Bedeutung
für Moskau, wo fie die einzige größere Samm-
lung alter Meifter bildet. Ein kurzer Katalog
derfelben wird in nächfter Zeit erfcheinen. P. E.

NÜRNBERG Das Kupferstichkabinett
DES GERMANISCHEN NATIONALMUSEUMS
hat für die jüngft verftrichenen Monate eine
Anzahl intereffanter Neuerwerbungen zu ver-
zeichnen. Es wurde dabei die ältere deutfehe
Kunft wie immer nach Möglichkeit berückfichtigt,
ebenfoviel Wert aber legte man auf den An-
kauf von bedeutfamen Blättern aus dem 18. und
19. Jahrhundert, da man fich graphifche Schöp-
fungen aus diefen Epochen, die ein allmähliches
Wiederaufblühen unferer Kunft bringen und
namentlich feit der Berliner Jahrhundertausftel-
lung eine erhöhte Wertfchäßung erfahren, bei-
zeiten fichern möchte. — An der Spiße der neu-
erworbenen Handzeichnungen, die der älteren
deutfehen Graphik angehören, fteht eine geift-
volle Federzeichnung eines unbekannten Schwei-
zer Meifters des 16. Jahrhunderts, die einen
Triumphwagen mit Tugenden und Laftern dar-
ftellt und fo frei und leicht hingeworfen und fo
mit Lebensfreude und Schönheitsgefühl gefättigt
ift, daß fie eines Holbein würdig wäre. Eine
aquarellierte Landfchaft mit antiker Architektur
von P. Iuvenell, ein delikates, von der Grazie
und Laune des Rokoko volles Aquarell mit
einem ältlichen Herrn und einer jungen Dame
von Loder, fünf großzügige Landfchaftsfkizzen
von Domenico Quaglio und eine Anficht von
Reggio von Rottmann fchließen fich an. Tief
in die neue Zeit hinein führen dann einige kraft-
volle Bleiftiftzeichnungen von Menzel, unter
denen eine herrliche Studie (datiert: 28. März 82)
zu dem Ölbild „Piazza d’erbe“ fich befindet. —
Aus der Zahl der neu angekauften Kupfer-
ftiche und Radierungen werden die Blätter
aus der „Architectura“ des Wendelin Dietterlein
(Andrefen II, Nr. 43ff.), die Schöpfungen des liebens-
würdigen Wielandilluftrators G. Leberecht Crufius
und des Berliner Äkademiedirektors Ch. B. Rode,
ein radiertes Selbftporträt von Anton Graff, eine
ftattliche Reihe der feinempfundenen, zart ra-
dierten und kolorierten Tierftudien und der
Kopien nach alten Meiftern des neuerdings zu
Ehren gelangten Johann Heinrich Tifchbein (1742
bis 1808), W. von Kobells Darftellung des erften
Münchener Oktoberfeftes (1810), eine in ihrem
treuherzigen Realismus an Thoma erinnernde

Radierung von Ludwig Emil Grimm (1813), eine
Landfchaftsfchilderung von Morgenftern (Radie-
rung von 1828) und endlich das ausgezeichnete
von C. Küchler 1836 radierte Bildnis des Land-
fchaftsmalers J. A. Koch in erfter Linie feffeln. —
Für die Abteilung der Lithographien gelang
es u. a. verfchiedene fchöne Inkunabeln von
Strixner, Pilotg, Hauber, Männlich, Hanfftängl
und anderen Künftlern zu gewinnen. Menzel
ift mit einem frühen, vorzüglich gezeichneten
Blatt in Rotdruck, das einen Zeitungslefer wieder-
gibt, vertreten. — Unter den Holzfchnitten
ragen ein klarer alter Abdruck von Burgkmairs
Simfon und Delila (B. 6) und Wolf Trauts Tod
des heil. Franziskus hervor. — Ein befonders
reicher Zuwachs ift für die Sammlung der kul-
turhiftorifchen Blätter zu konftatieren. Hier
wurden vor allem die Abteilungen für Karika-
turen und Porträts reich bedacht. Eine fatirifche
Darftellung des 17. Jahrhunderts, die Frauen im
Kampf um die Hofe fchildert, und die von be-
haglichem Biedermeierhumor erfüllten Karika-
turen des faft in Vergeffenheit geratenen wacke-
ren Johann Michael Volß (1748—1858) mögen
da hervorgehoben werden. Der Porträtfamm-
lung führte man neben vielen anderen Stücken
zeitgenöffifche Bildniffe von Claudius (Silhouette),
Peter Cornelius, Führich, Niebuhr, Uhland,
Roffini, Spohr und Liszt zu. Höhn.

AUSSTELLUNGEN

BERLIN Über die Dezemberausftellungen der
Hauptfalons ift das Wichtigfte bereits gefagt
worden. Bei SCHULTE begegnet wie immer
ein abwechslungsreiches Bild, aus dem als ftärkfte
Note der venezianifche Maler Italico Brass
heraustritt, über den kürzlich an diefer Stelle
gelegentlich der Äusftellung bei Heinemann ge-
fprochen worden ift. Daneben wird eine Kol-
lektion Sambergerfcher Porträts die meifte Be-
achtung verdienen, obwohl die Manier diefes
Meifters immer ftereolyper und für meinen Ge-
fchmack unerträglicher wird. Und doch find
diefe Arbeiten eitel Gold gegenüber den Por-
träts von Alexander Fuks-München, den man
in diefer Gefellfchaft fpezififch Münchener Kunft
überhaupt gern miffen möchte, die Schramm-
Zittau, Bauriedl, Piepho und felbft Damberger
fo qualitativ überlegen repräfentieren, ohne im
einzelnen unfere Kenntniffe zu bereichern.

* *

*

In der Weihnachtsausftellung bei KELLER &
REINER fteht unter den Malern Joffe Goffens
obenan, über den im leßten Heft gelegentlich
feiner Münchner Äusftellung alles gefagt wurde,

968
 
Annotationen