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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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14. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0593

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AUSSTELLUNGEN

daß man den Eindruck ihrer alten Original-
wirkung in den Kirchen gewinnt. Zahlreiche
Pläne, die in dem gleichen Saal ausgeftellt wor-
den find, laßen ihre frühere Äufftellung deutlich
erkennen. Zurzeit fehlt noch ein Katalog. Äber
wir werden, fobald ein folcher erfchienen fein
wird, ausführlicher auf diefe hervorragende Neu-
erwerbung zurückkommen. 0. G.

ROM Zugleich mit der Einweihung des durch
Äntonio Munoz aufs würdigfte reftaurierten
Grabes Raffaels im Pantheon ift auch ein kleines
Museo del Pantheon, deffen Initiative man eben-
falls Munoz verdankt, dem Publikum eröffnet
worden. Es enthält außer vielen auf den Bau
bezüglichen Zeichnungen und Stichen Überrefte
antiker und mittelalterlicher Skulpturen, die bei
Renovierungsarbeiten zutage kamen. L. P.

ROTTERDAM Die leihweife Äusftellung
der drei großen Bilder von Barent Fabritius,
über die in Heft 10 berichtet wurde, veranlaßte
zwei Privatfammler, je ein ähnliches, wenn auch
kleineres Werk diefes Meifters im MUSEUM
BOYMÄNS einige Zeit ausftellen zu laffen. Das
eine ganz im Stil der Utrechter Gemälde ge-
haltene Stück fcheint nur ein Fragment zu fein;
jedenfalls ift die Deutung der Darftellung fehr
fchwierig. Es gehört Fräulein G. P. van Stolk
in Rotterdam. Das andere, eine Darftellung der
Begegnung des Propheten Elifa und der Witwe
von Sarepta, lieh Herr Profeffor Hulin de Loo
in Gent. Äuch dies Bild ift figürlich wie kolo-
riftifch höchft intereffant und fteht den Utrechter
Gleichnisbildern ebenfalls nahe.

Von dem Maler J. H. van Mastenbroek er-
hielt das Mufeum eine flott gemalte Studie für
fein großes Werk Dampf, Rauch und Regen,
das die Berliner Nationalgalerie befit$t, zum Ge-
fchenk, fowie eine fchwarze Kreidezeichnung.
Von der in Rotterdam lebenden Künftlerin Frl.
Jacoba Ä. de Graaff wurden eine Reihe Ra-
dierungen angekauft. K. F.

AUSSTELLUNGEN
DIE GROSSE BERLINER KUNST-
AUSSTELLUNG Die Leitung der Äus-
ftellung gibt fich alle Mühe, das finkende
Intereffe für ihre Veranftaltung durch Sonder-
unternehmen zu heben. Diefesmal ift es eine
kleine hiftorifche Äusftellung von Werken Ber-
linifcher Kunft aus den Jahren 1830 bis 1850
die in den Mittelpunkt des Ganzen geftellt ift
und auch dann Intereffe verdient, wenn man
die grundlegende Idee nicht als zwingend und
originell anfieht. Denn auf der unvergeßlichen

Jahrhundertausftellung des Jahres 1906 ift die
Ältberliner Kunft auch diefer Epoche voll zu
ihrem Recht gekommen, jedenfalls in größerem
Umfang und mit wertvollerem Material, als es
hier in der Mifchung mit oft mittelmäßigen
kunftgewerblichen Leitungen jener Tage ge-
lungen ift. Trotzdem ift man für einige wenige,
bisher verborgene und nun ans Licht gezogene
Stücke dankbar, vor allem wieder für glänzende
Skizzen Blechens aus den beinahe unerfchöpf-
lichen Beftänden der K. Nationalgalerie. Daran
reihen [ich Ärbeiten von Carl Begas, Franz
Catel, Eduard Gaertner, J. E. Hummel, Franz
Krüger, Karl Steffeck und mancher anderer Maler.
Befondere Erwähnung verdient eine feine Land-
fchaft im Sinne Blechens von Friedr. Äug. El-
faffer (1810—1845), der meiner Erinnerung nach
auf der Jahrhundertausftellung nicht vertreten
war. Sehr vornehm find Landfchaften und
Stilleben von Charles Hoguet (1821—1870), die
in ihrem ausgefprochenen koloriftifchen Ge-
fchmackvon befter franzöfifcher Schulung manches
biederhandwerkliche Stück in diefem Kreife
weit überragen. Von Menzel finden fich ein
paar wundervolle frühe Ölfkizzen, darunter ein
ganz fabelhaft modern gefehener „Tempelhofer
Berg“ vom Jahre 1846. Unter den Äquarellen
und Zeichnungen nehmen Krüger und Menzel
mit meift der K. Nationalgalerie gehörigen
Blättern den Hauptraum ein. Die kleine Aus-
wahl von Lithographien und Stichen entftammt
faft ausnahmslos der topographifchen Äbteilung
des K. Kupferftichkabinettes. In einem befon-
deren Saal, der dem Andenken Schinkels ge-
widmet ift, finden fich einige Gemälde, Zeich-
nungen und Ärchitekturentwürfe des Künftlers,
eine gar magere Ehrung für diefen reichen Geift.
Verfchiedene Zimmer find ungefähr im Gefchmack
der Zeit ausgebaut und mit alten Möbeln ein-
gerichtet worden, fie geben, wie nicht anders
zu erwarten, keinen hohen Begriff von einem
künftlerifch fo unausgeprägten Zeitabfchnitt, in
dem man guten Leitungen des Jahrhundert-
anfanges fkrupellos ärmlich-philiftröfe Produkte
der Jahrhundertmitte zugefellte.

Die eigentliche Kunftausftellung von Ärbeiten
der Gegenwart genauer anzufehen ift keine
Kleinigkeit, gilt es doch rund zweieinhalb Tau-
fend Bilder und Skulpturen zu prüfen. Wenn
diefe Arbeit überhaupt zu bewältigen ift, fo
liegt das leider an der erdrückenden Menge
minderwertiger Leitungen, die jedes Eingehen
erübrigen.

Unter dem Erwähnenswerten find zunächft ein
paar Kollektionen einzelner Maler zu vermerken.
So gibt man in etwa 60 Gemälden eine Über-
ficht über die Kunft Wilhelm Steinhaufens; Por-

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