Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

DOI Heft:
17. Heft
DOI Artikel:
Ausstellungen
DOI Artikel:
Denkmalpflege
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0721

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
AUSSTELLUNGEN o DENKMALPFLEGE

faal beherrfcht von einem Willem Maris. In
einem Bild „St. Maarten“ betitelt, das mehrere
Kinder mit bunten Papierlampions darftellt, er-
fcheint W. Maris unerwarteterweife als „Lu-
minift“. Es ift amüfant, zu beobachten, wie fidi
feine effektvolle Technik der Aufgabe, die
Wechfelwirkungen verfchiedener farbiger Licht-
guellen wiederzugeben, gewachfen gezeigt hat.
Äußerft intereffant durch ihren Vermeer-artigen
Illufionismus find zwei Interieurs mit je einer
weiblichen Figur von dem Rotterdamer Maler
M. Schildt. Es ift fehr erfreulich zu fehen,
daß die vielen genrehaften Elemente, die bei
feinen frühen Werken — ein folches in der
Münchner Pinakothek — zu ftark hervortraten,
infolge rein malerifcher Intereffen etwas nach-
gelaffen haben. Von Hobbe Smith find zwei
folid gemalte Landfchaften zu fehen, die aber
noch nicht weit über den Achenbach-Stil hinaus
find. De Wiggers gibt in feinen beiden aus-
geftellten Werken äußerft feine Abendftimmungen.
Evert Moll, ein echter Holländer und wohl
die intereffantefte Perfönlicbkeit der jüngften
Generation diefer Haager Vereinigung, ift mit
zwei recht anfpruchslofen Werken zwar nicht
genügend vertreten; man kann aber tropdem
eine außergewöhnliche koloriftifche Begabung
an ihnen konftatieren. Von Werken, deren
Qualität über dem Durchfchnitt fteht, feien zwei
Stilleben von G. W. Oldewelt, zwei Interieurs
von Albert Roelofs, eine „Hafenanficht am
Abend“ von J. H. Maftenbroek und eine „Nord-
holländifche Landfchaft“ von J. H. Wijsmuller
hiermit nur kurz erwähnt. K. L.

LÄUSÄNNE Im Salon BURGY & CIE. findet
eine Ausftellung von etwa 60 Arbeiten Ferdinand
Hodlers ftatt; es ift eine ftattliche Reihe von
den fiebziger Jahren bis auf die neuefte Zeit.
Befonders erwähnenswert wegen der Studien
zu „Marignano“, den „Lebensmüden“, der
„Eurhythmie“ und einer Anzahl prachtvoller
Schweizer Landfchaften. Die neuefte Schöpfung
ift ein Frauenbildnis von zwingender Größe und
einer auch bei Hodler feltenen Harmonie im
ganzen wie im kleinften. J. C.

MÄGDEBURG Wie bereits mitgeteilt, be-
zieht im Oktober der hiefige Kunftverein fein
neues, ihm von der Stadt zur Verfügung ge-
peiltes Ausftellungshaus in der Brandenburger-
Straße, das mit einer großen Ausftellung eröffnet
werden foll, die eine Überficht von dem Wich-
tigften geben wird, was in den letzten Jahren
auf dem Gebiete deutfcher Kunft entftanden ift.
Die Ausftellung dauert vom 1. Oktober bis
30. November und trägt den Titel „Magde-

burger Kunftfchau 1911“. Ihre Leitung liegt
in der Hand der Firma Th. Broderfen & Co.
G. m. b. H.-Weimar. Ein ausführlicher Profpekt
gibt die Bedingungen, unter denen die Beteili-
gung deutfcher Künftler erwünfcht ift.

DENKMALPFLEGE

BRINDISI Die Kirche S. Maria del Cafale
bei Brindifi wird jept auf Veranlaffung der So-
praintendenza per i Monumenti mit einem Auf-
wande von 10000 Lire wiederhergeftellt. Nach
Angaben des Prof. Cofimo de Giorgi (Arte e
Storia, 15. Aug. 1911) wurde die Kirche 1322
durch Philipp von Tarent und feine Gattin Ka-
tharina von Frankreich gegründet. Ein byzan-
tinifches Temperabild auf dem Hochaltar ftammt
aus der noch älteren Kirche gleichen Namens, in
welcher 1310 der Prozeß gegen die Tempel-
herren ftattfand. Das Innere war reich mit
Malereien gefchmückt, die im 16. Jahrhundert
durch die Padri Riformati mit einer Kalkfchicht
bedeckt wurden. Unter der Tünche wurde kürz-
lich die folgende auf ein darüber beßndliches,
faft ganz zerftörtes Wandbild eines heiligen
Bifchofs Bezug nehmende Infchrift entdeckt:
+ HOC OPUS FIERI FECIT / DOMINUS GAU-
CIERI PRE / CEPTOR SANTI JOHANNIS YHE-
ROSOLIMITANI / ANNO DOMINI MCCCLXVI.
Die weitere Freilegung der Fresken ift in vollem
Gange. W. B.

CONVERSÄNO Wie die italienifche Preffe
berichtete, ift kürzlich der Dom, ein Bau des
11. Jahrhunderts, der im 14. Jahrhundert be-
deutend erweitert wurde, durch einen Brand,
dem namentlich der Kirchenfchmuck zum Opfer
fiel, verheert worden. Eine ausführliche Studie
über die Kirche veröffentlichte der Architekt
Sante Simone im Mai 1884 in der Florentiner
Zeitfchrift „Arte e Storia“. W. B.

FLORENZ In Santa Croce machen die
von Ezio Cerpi geleiteten Wiederherftellungs-
arbeiten gute Fortfehritte. Über der Kapelle der
Baroncelii find unter der Tünche Fresken des
Trecento freigelegt worden, die dem Orcagna
naheftehen. Im Palazzo Medici-Riccardi
hat die Amministrazione Provinciale die von
den Riccardi erbaute Loggia nach dem Garten
zu freigelegt und mehrere Räume des Erd-
gefchoffes wiederherftellen laffen und in Santi
Apoftoli ift auf Veranlaffung des Kanonikus
G. B. Riftori mit Beihilfe der Regierung das
Paviment mit feinen vielen alten Grabfteinen
und auf Koften der Familie Gerini deren Kapelle
wiederhergeftellt worden. W. B.

679
 
Annotationen