Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

DOI Heft:
21. Heft
DOI Artikel:
Rundschau - Sammlungen
DOI Artikel:
Ausstellungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0883

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
AUSSTELLUNGEN

WEIMAR Im GROSSHERZOGL. MUSEUM
find jet^t die dekorativen Gemälde von Ludwig
v. Hofmann, die auf der Dresdener Äusftellung
1906 einen von Van de Velde gefchaffenen Re-
präfentationsraum fchmückten, proviforifch auf-
geftellt worden. Die Unterbringung der fechs
großen Bilder madite in einem Teile der Galerie
erhebliche Umhängungen notwendig.

* *

*

Im GROSSHERZOGL. MUSEUM FÜR KUNST
UND KUNSTGEWERBE (Karlsplafe) ift die Por-
zellanfammlung durch eine Anzahl moderner
Figuren erweitert worden. Bekanntlich be-
mühen fich feit einigen Jahren verfchiedene
Thüringer Fabriken nicht ohne Erfolg, neben
der maffenhaft hergeftellten, gefchmacklofen
Exportware auch gediegenere, künftlerifch ein-
wandfreie Arbeiten zu liefern; unter ihnen ftehen
die „Schwarzburger Werkftätten“ in Unterweiß-
bach mit Modellen von O. Thiem, F. Barbach u. a.
und die Fabrik der Gebr. Heubach in Lichte bei
Wallendorf mit ihren meift von P. Zeiller mo-
dellierten, ftark farbig unter Glafur bemalten
Vögeln und Tieren obenan. Bei den Neu-
erwerbungen des Mufeums find diefe Firmen
denn auch hauptfächlich berückfichtigt worden;
daneben find noch Ilmenau und Volkftedt mit
ein paar Stücken vertreten. W. H.

AUSSTELLUNGEN

DER PARISER HERBSTSÄLON Die

Verniffage des Herbftfalons verlief heuer um
einige Grade ftiller als im Vorjahre nicht allein
des fchlechten Wetters wegen, fondern weil die
Münchner fehlen und diejenigen, die ihre An-
ziehungskraft erfetjen follten, die franzöfifchen
Dekorateure, nicht fertig waren und ihre zwei
Duzend Räume, die fie nach dem Mufter der
Münchner in den Parterreräumen des GrandPalais
einrichteten, zehn Tage fpäter eröffneten.

Die Tagespreffe ergriff die neue Gelegenheit,
die franzöfifche und Münchner Irmenkunft mit
einander zu vergleichen, und ein Teil derfelben
konnte fich nicht verfagen, gegen die Münchner
höhnende Schmähungen zu fprühen (was zum
Teil den gereizten politifchen Verhältniffen zu
danken ift), die um fo lächerlicher wirken, da die
diesjährige Äusftellung franzöfifcher Innenkunft
teilweife in der Anordnung, teiiweife in den ein-
zelnen Räumen deutlich Münchner Einflüße zu
erkennen gibt. Diefer Umftand drückt am klar-
ften und überzeugendften die Bedeutung und
den Erfolg der vorjährigen Münchner Äusftellung
aus. Da ift zuerft das Theatre des Arts, das

feine Entftehung allein Münchner und Moskauer
Anregungen verdankt. Was der weitfichtige
und opfermutige Direktor Jacques Rouche mit
feinen Künftlern Maxime Dethomas, Delaro,
Drefa, Segonzac, d'Espagnat, Piot, Jourdain im
Laufe eines Jahres erreicht hat, überrafcht und
verdient die höchfte Bewunderung. Die Deko-
rationen und Koftüme find mit ficherem Ge-
fchmack und reicher Phantafie entworfen und
bedeuten den Anfang zu einem Ausftellungsftil,
der in Frankreich vorbildlich zu werden verdient.

Die zwei Duzend Innenräume der franzöfi-
fchen Künftler, die größtenteils im Erdgefchoß
liegen, find zum erften Male dem Grand
Palais als eine vollftändige Zimmerflucht einge-
baut. Der Gefamteindruck ift imponierend durch
Gefchmack, Mannigfaltigkeit und Subordination
der einzelnen Gegenftände unter eine Gefamt-
idee. Die Raumverhältniffe der einzelnen Zimmer
find um die Hälfte oft um zwei Drittel kleiner
als die der Münchner. Als der begabtefte De-
korateur erweift fich der junge Andre Mare, der
ein Herrenarbeitszimmer und ein Speifezimmer
in poliertem Vogelkirfchbaumholz ausgeftellt hat
Im letzteren verfucht Mare mit glücklichem Ge-
fchick von der normännifchen Bauernkunft feinen
Ausgang zu nehmen. Die helle Heiterkeit der
leuchtenden Farben, die fich zu einer wohltuen-
den Harmonie zufammenfchließen, fpiegelt am
fchönften das franzöfifche Temperament wieder.
Follot, Dufrene undjaulmes find in zweiter Linie
zu nennen; manche ihrer Möbel find noch zu
fehr mit gefchwungenen Linien beladen, die noch
einmal an den Jugendftil erinnern, aus dem
Majorelle fich nicht herauszuretten verfteht. Die
gedruckten und gewebten Stoffe von Iribe, Llogd,
Sue u. a., die Kacheln von Rouault, die Schmiede-
arbeiten von Desvallieres, die Teppiche von Gam-
pert, die Beleuchtungskörper von Groult, Mare
und Follot lehren überzeugend genug, daß es
Frankreich an gefchmackvollen, felbftficheren und
begabten Talenten nicht fehlt, daß es nur eines
Organifators bedarf, einer feften, markigen Hand,
die die jetjt glänzend einleitende Bewegung zu-
fammenfaffend leitet und zum Siege führt. Aber
die republikanifche Regierung wird diefe Hoff-
nung kaum erfüllen, vor allem, fo lange Leute
an der Spitze derfelben ftehen, die die foziale
Bedeutung diefer ganzen Bewegung nicht zu
erfaßen vermögen, die anftatt deffen fie mit
fchönen Reden erfticken. Andre Methey, von
dem hier fchon wiederholt die Rede war, hat
neue Keramiken ausgeftellt, deren köftliche Schön-
heit ficher einft ebenfo teuer wie altindifche
Keramiken bezahlt werden wird.

In den Gemälde- und Skulpturenfälen des
Herbftfalons herrfcht auch in diefem Jahre wieder

834
 
Annotationen