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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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1. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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Ausstellungen
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SAMMLUNGEN ° AUSSTELLUNGEN

Gericaults Medufenfloß, das 1819 im Salon
mit einer Medaille ausgezeichnet wurde und
darauf von dem Londoner Sammler John Green
erworben wurde, um es gegen Eintrittsgeld in
der englifchen Hauptftadt fehen zu lassen, wo-
durch er zwantigtaufend Franken einnahm, und
das erft nach des Meifters Tode in den Louvre
gelangte, foll jetzt rentoiliert werden und an
einem würdigeren Platz des Louvre augehängt
werden.

Der ACADEMIE DES BEÄUX ÄRTS ift end-
lich eine Freilichtabteilung angegliedert worden.
Aber fämtliche Profefforen der ftaatlichen fran-
zöfifchen Kunftfchule weigern sich, in diefer
Klaffe zu unterrichten. Dergleichen ift aus dem
Lande Manets zu berichten.

POSEN Das Kaifer Friedrich-Mufeum hat
kürzlich feinen 7. Jahresbericht über 1909, den
der Direktor erftattet, verfandt, der eine inter-
effante Überficht über die von dem Mufeum ge-
leiteten Dienfte im Intereffe künftlerifcher Bildung
in der öftlichen Provinz enthält, wobei vor allem
die zum Teil hervorragenden Ausheilungen des
Mufeums Erwähnung verdienen. Unter den
Neuerwerbungen ift eine große Bronzeplakette des
deutfchen Kaifers von Adolf von Hildebrand
hervorzuheben, die dem Mufeum von einem
ungenannten Gönner überwiefen wurde. Die
Gemäldegalerie kaufte das Selbftporträt von
Karl Ziegler. Im übrigen aber find die Neu-
erwerbungen des betreffenden Jahres durch zwei
befondere Umftände gekennzeichnet: für die
prähiftorifche Abteilung durch den Anthropolo-
gifchen Kongreß, für die hiftorifche Abteilung
durch die Verfteigerung der Sammlung Lanna,
aus der das Mufeum einige hervorragende
kunftgewerbliche Arbeiten erwarb, darunter be-
fonders hervorzuheben eine Kachel von dem
Ofen der Sakriftei im Stephansdom zu Wien,
ein Meifterwerk deutfcher Hafnerarbeit und eine
Relieffchüffel aus Edelzinn mit der Darftellung
der Diana.

TROPPÄU Wie an anderer Stelle mitge-
teilt, wurde kürzlich Schloß Kreuzenftein mit
feinen einzig daftehenden Schäden an Werken
alter Kunft in ein Fideikommiß umgewandelt.
Zur Durchführung diefer Feftlegung war eine
detaillierte Schätzung fämtlicher in der Burg be-
findlichen Kunftwerke — es find über 15000
Inventarnummern — notwendig, welche im
Frühjahre 1910 von dem Direktor des Kaifer
Franz Jofef-MufeumsinTroppau, Dr.E.W.Braun,
und dem Kuftos des kunfthiftorifchen Hofmuseums
in Wien, Dr. Camillo Lift (letzterer für die Waffen)

durchgeführt wurde. Exzellenz Hans GrafWil-
czeck hat feiner Erkenntlichkeit für diefe Arbeit
dadurch Ausdruck gegeben, daß er dem Landes-
mufeum feiner fchlefifchen Heimat, dem Kaifer
Franz Jofef-Mufeum für Kunft und Gewerbe in
Troppau, 16 zumeift fpätgotifche Holzskulpturen
überwies, deren Erwerbung in diefer Qualität
aus dem Kunfthandel — es find Arbeiten vom
14. bis zum beginnenden 16. Jahrhundert dar-
unter eine herrliche Riemenfchneiderfche Figur
u. a. — heutzutage einem Provinzialmufeum
fchon aus pekuniären Gründen beinahe unmög-
lich wäre. R.

AUSSTELLUNGEN

BERLIN Die Fefttage haben im Ausftellungs-
leben nur wenig Neues gebracht. SCHULTE
wechfelte zum neuen Jahre und brachte vor
allem eine bemerkenswerte Erler-Kollektion, die
in einem fchneeweiß ausgefchlagenen Mittelfaal
zu guter Wirkung kommt. Erler erfreut auch
an diefer Stelle durch feinen feinen und ausge-
fprochen perfönlichen Farbgefchmack und die
breite, leichtflüffige Art der Malerei. Leider
vermißt man in der gegenwärtigen Ausftellung
Proben feiner dekorativen Kunft, in der er, meinem
Empfinden nach, fein weitaus Beftes geleiftet hat.
Hier zeigt er befonders Porträts, die wohl die be-
kannten Vorzüge befißen, aber gelegentlich das
Natürlich-Ungekünftelte der Kompofition vermif-
fenlaffen, wenn etwa vor einer dunklen Frauen-
geftalt eine leuchtendgrüne Vafe oder nebeneinem
Herren, der auf dem Sofa fit$t, ein Strauß gelber
Blumen allzu auffallend angeordnet ift. So geht
alfo von den am einfachften arrangierten Bild—
niffen die ftärkfte Wirkung aus und das des Frei-
herrn Heyl zuHernsheim, deffen Oberkörper fich
von einer glatten, einfarbigen Wand abhebt, unter
Verzicht auf alles Beiwerk, wird von keinem
anderen in Haltung und Nobleffe erreicht. — In
einer Anzahl von zum Teil lebensgroßen Bildern
von Sportleuten und Rennpferden bemüht fich
Hermann Junker von der üblen Schablone, in
die diefer Zweig der Malerei tief hineingeraten
ift, nicht ohne Erfolg abzukommen. Wenn es
ihm gelingt, fich auch in der Farbe noch mehr
von der obligaten Süße freizumachen, darf man
von feinem tüchtigen Zeichentalent und gutem
Beobachtungsvermögen vielleicht mehr erwarten.
Das Andenken des im vergangenen Jahre in
München verftorbenen Malers Ludwig von Löffß
ehrt eine kleine Kollektion; Landfchaftsbilder
aus Deutfchland und Griechenland, Interieur-
ftudien usw., unter denen ein oder die andere
Arbeit ein vornehmes, malerifches Können und

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