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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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14. Heft
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Ausstellungen
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Denkmalpflege
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0600

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AUSSTELLUNGEN

die erfte Stelle ein; fie umfaßt 491 Gemälde,
Paftelle, Zeichnungen, Lithographien und Ra-
dierungen. Leonce Benedite hat dem Katalog
ein kritifch-biographifches Vorwort vorangeftellt,
in dem u. a. die 32 Werke des Kiinftlers auf-
gezählt worden find, die fich in öffentlichen
Galerien befinden. In Deutfchland befißen die
Mufeen von Düffeldorf, Karlsruhe und München
je ein Bild Cottets. Cottet wurde am 12. Juli
1863 in Puy geboren, wuchs in Evian am Genfer
See auf und ftudäerte in Paris bei Maillard,
Julian und Roll. Er bereifte Italien, Spanien
und Nordafrika; fein Lieblingsaufenthalt wurde
fehr bald die Bretagne. Seine bretonifchen
Landfdiaften, Figurenkompofitionen mit bre-
tonifchem Hintergrund haben ihm befonders
auch in München ein Publikum gefchaffen. Die
fchwere, farblofe, lichtarme, dumpfe und oft
brutale Art der lebten zehn Jahre feines Schaf-
fens fällt fehr gegen die frifcheren Studien aus
feiner erften Periode ab. Diefe gewaltige Aus-
stellung machte die innerliche Verarmung diefes
Künftlers leider fehr deutlich.

In der GALERIE BERNHEIM JEUNE & CIE.
zeigten Bonnard und van Dongen die Früchte
ihres leßten Jahres. Über Bonnards zarte Ta-
pifferiemalerei läßt fich kaum Neues fagen. Van
Dongen erfchien auch in diefer Äusftellung noch
recht ungleichmäßig. Seine Bilder find oft brutal
und erinnern in ihren knalligen, undifferenzierten
Farben an die Plakatkunft. Daneben fieht man
dann wieder zartere Töne, Bilder, in denen
Linien und Farben eine Einheit ergeben, die
als Niederfchlag eines malerifchen Weltgefühls
wirken.

Bei DRUET veranftaltete Francis Jourdain
eine Kollektivausftellung feiner leßtjährigen
Werke, deren Anmut und Farbenfrifche einen
fehr fympathifchen Eindruck machten. Daran
fchloß fich eine Äusftellung älterer Arbeiten von
Cross und Signac. DURAND-RUEL rief in einer
Gedächtnisausftellung das Andenken eines mit
Unrecht vergeffenen Malers, Louis Mettling (1846
bis 1904) wach, der, wenn auch oft ungleich-
mäßig, erft im Stile Ribots, dann in der Art der
Impreffioniften recht hübfche Bilder gefchaffen hat.

0. G.

WARSCHAU Die von der „Gefellfchaft zum
Schüße der Denkmäler der Vergangenheit“ arran-
gierte Äusftellung „Das alte Warfchau“ muß,
was die Reichhaltigkeit der Exponate und deren
fyftematifche Aufteilung anbetrifft, zu den ge-
lungenften Veranstaltungen dieser Art während
des leßten Jahrzehnts in Warfchau gezählt wer-
den. Die Hauptabteilungen der Äusftellung um-
faßten mehr oder weniger vollftändige Samm-

lungen von 1. Plänen, Ansichten Warfdiaus,
fowie bildlicher Darftellungen feiner Straßen und
Bauten, 2. Bildniffen hervorragender Perfönlich-
keiten und Darftellungen hiftorifcher Ereigniffe
der Stadt, 3. Urkunden und Gegenftänden, die das
Zunftwefen Warfchaus illuftrieren und 4. kunft-
gewerbliche Erzeugniffe lokaler Herkunft. Unter
den letzteren nahmen die bekannten Fayencen
aus der Belvedere-Fabrik, fowie eine Kollektion
von polnifchen Bronzemedaillons aus der Guß-
anftalt von Karl Minter aus der »erften Hälfte
des 19. Jahrhunderts und diverfe Silberarbeiten
heimifdier Meifter die erfte Stelle ein.

Vom rein künftlerifchen Standpunkte boten
natürlich die fehr zahlreichen Warfchauer Ve-
duten und Porträts das größte Intereffe. Zum
erftenmal ausgeftellt war hier der ganze Zyklus
von 68 Aquarellen (Bef. Graf Raczynski) von
Zygmunt Vogel (1764—1826), dem „Kabinet-
zeichner“ des leßten polnifchen Königs, Stanis-
law Auguft Poniatowski, welche ein erfchöpfen-
des Bild der Stadt aus jener Periode boten.
Hieran fchloffen fich eine Reihe fchöner Ölge-
mälde der fehr tüchtigen Architekturmaler Mar-
jan Zaleski (1796 —1877) und Alexander
Gry glewski (1833—79), verfchiedene Zeichnun-
gen und Stiche des gegen Ende des 18. Jahr-
hunderts nach Polen gezogenen, deutfchen
Stechers Friedrich Chriftoph Dietrich (1779
bis 1847), des fächfifchen Baumeifters S. B. Zug,
der Graphiker J. Piwarski, K.' Alberti fowie
anderer, und laft not leaft — Canaletto, der,
wie bekannt, in Warfchau geftorben ift. Aller-
dings ßgurierten die hauptfächlichften Warfchauer
Bilder des Meifters nur in Stichen oder Photo-
graphien, doch fchmückten auch drei feiner
Originalgemälde die Äusftellung — die fignierte
Änficht des „Parks von Lazienki“ (Bef. Baron
Leop.Kronenberg), eineGefamtanficht Warfchaus,
von der Weichfel gefehen (Bef. Graf Przezdziecki)
und die bekannte „Königswahl Stanislaw Äu-
gufts“ aus dem Jahre 1778 (Bef. Graf Raczynski).
Erwähnenswert find noch die vielen Pläne, de-
korativen Entwürfe und Details zum königlichen
Schlöffe (jeßt Siß des Generalgouverneurs) fo-
wie befonders zu dem Luftfchloß „Lazienki“ (von
Merlini, Fontanna, Kamfeßer), dem Lieblingsbau
Stanislaw Äugufts. P. E.

DENKMALPFLEGE

ROM Das Schickfal des Palazzo Farnefe ift
noch immer unficher. Die Gelder für den An-
kauf feitens Frankreich find feit mehr als einem
Jahre fchon bewilligt, da aber feitens Italien
ein angebliches Vorkaufsrecht befteht, ift die
Frage bisher ungelöft. In einer der leßten

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