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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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4. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0164

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SAMMLUNGEN o AUSSTELLUNGEN

MAILAND Während die Direktion der Pina-
kothek der BRERA einen neuen Saal für die
bisher an verfchiedenen Plänen der Sammlung
verteilt gewefenen Fresken Luinis vorbereitet,
hat fie die Kunftfchätje der Galerie in aller-
jüngfter Zeit um zwei bemerkenswerte Erwer-
bungen bereichert, um ein Madonnenbild des
aus Crema ftammenden Malers Vincenzo Ci-
verchio und ein Bildnis des Parifer Malers
Nikolaus de Largilliere. Das Ölgemälde Civer-
chios ift auf Holz gemalt und mißt 98 cm in der
Länge und 65 cm in der Breite. Es [teilt die
Madonna dar, die den Jefusknaben im Arm hält.
Rechts und links knien nackte Engelgeftalten.
Mutter und Kind tragen einen goldenen Heiligen-
fehein. Die Gewänder der Madonna find in
ziemlich dunklen Tönen gehalten, bloß das Unter-
kleid des Oberkörpers ift in einem ftark leuch-
tenden Rot gemalt. Den Hintergrund bildet
eine Wiefenlandfchaft. Das Antlitz der Madonna
und ihres Söhnchens find von einer wunderbaren
Süße und Milde, die an die beften Maler des
Quattrocento gemahnt. Bisher hatte die Brera
zwei weniger bedeutende Werke Civerchios,
eines Schülers Foppas, befeffen, deffen Meifter-
fchöpfungen [ich im Dom des lombardifchen
Städtchens Crema befinden. Die Dimenfionen
des auf Leinwand gemalten Bildes Largillieres
find 82 cm Länge und 65 cm Breite. Es zeichnet
[ich mehr durch die Schönheit und Lebhaftigkeit
der Seide, des Samtes und der Juwelen aus,
die die porträtierte Dame fchmücken, als durch
ihren Gefichtsausdruck, der infolge einer unge-
fchickten Reftaurierung gelitten hat. Profeffor
Modigliani, der Direktor der Brera, fchreibt das
Werk der erften Periode des Parifer Aufent-
haltes des Malers zu, die mit dem Jahre 1678
beginnt, in welchem er von London und Ant-
werpen nach der franzöfifchen Hauptftadt zu-
rückgekehrt war. Th.

MÄLMÄISON Dem hiefigen Mufeum ift
unter dem Titel „MUSEE OSIRIS“ eine neue
Abteilung angegliedert worden, die dieStiftungen
von Ofiris an Bildern, Tapifferien und Keramik
enthält.

MÜNCHEN Die KGL. GRAPHISCHE SAMM-
LUNG hat einige erfreuliche Zuwendungen zu
verzeichnen. Aus dem Nachlaße des Hiftorien-
malers Ludwig Thierfch wurde der Samm-
lung von den Erben eine größere Anzahl von
Studien und Skizzen überwiefen, darunter zwei
Skizzenbücher mit landfchaftlichen Aufnahmen,
die mit der ganzen Liebe der älteren Schule
gefchaut die edle ftrenge Kunft des Meifters von

einer neuen liebenswürdigen Seite zeigen.
Profeffor von Zügel hat gelegentlich des
Ankaufs einiger feiner Meifterzeichnungen ein
hervorragendes Studienblatt — Zwei Kühe in
der Sonne — als Gefchenk beigefügt, das für
feine Art des malerifchen Sehens befonders
charakteriftifch ift. Von der Witwe des im vorigen
Jahre fo tragifch verunglückten Malers Alfred
Zimmermann wurden die beften feiner gra-
phifchen Arbeiten — lebensvolle Porträtradie-
rungen und Algrafien allegorifierenden Inhalts
— in pietätvoller Weife der Sammlung ge-
fchenkt. Herr Profeffor Samberger ergänzte
die Reihe feiner zeitgenöffifchen Künftlerporträts
durch die Schenkung des Bildniffes von Direktor
Auguft Holmberg. Kleinere Zuwendungen ver-
dankt die Sammlung der Freundlichkeit des
Malers Herrn Luitpold Fauftner.

VENEDIG Die ACCADEMIA DI BELLE
ARTI hat für den billigen Preis von 250 Lire
ein unterzeichnetes und 1692 datiertes Bild
(2,57X1,93) von Luca Giordano erworben.
Es [teilt die Kreuzigung des heiligen Petrus dar.
In den Geftalten des Hintergrundes merkt man
einigen Einfluß von Paolo Veronefe, in denen
des Vordergrundes den von Ribera. Das Ganze
ift jedoch [ehr temperamentvoll und energifch
aufgefaßt. Das Gemälde ift vorzüglich erhalten.

Br.

WIEN Die MODERNE GALERIE hat ein
Exemplar der Bronzebüfte Guftav Mahlers von
Rodin erworben, die gegenwärtig in der fran-
zöfifchen Ausftellung der Galerie Miethke zu
fehen ift.

ZÜRICH Dem SCHWEIZERISCHEN LAN-
DESMUSEUM ift durch Teftat des Herrn Stutj
in Rüfchlikon eine Sammlung Übermacht worden
von fechstaufend katalogifierten Kunftblättern,
die auf die Schweiz Bezug haben. J. C.

ÄUS STELLUNG EN

ITALIEN IM JUBILÄUMSJÄHRE
1911 Einen genauen Überblick über die in den
kommenden Monaten in Rom und in anderen
italienifchen Städten ftattfindenden Veranftal-
tungen gibt die folgende Aufteilung.

In Rom findet ftatt:

1. Internationale Kunftausftellung.

2. Italienifche ethnographifche Ausftellung.

3. Hiftorifche Ausftellung verbunden mit
Friedensmufeum.

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