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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0685

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PERSONALIEN ° VERMISCHTES o LITERATUR

daß er endlich energifch das große Problem
Herculanum in die Hand nimmt. L. P.

WIEN Der Kaifer hat den Geheimen Rat
Oberftkämmerer Leopold Grafen Gudenus zum
Präfidenten des Kuratoriums des k. k. öfter-
reichifchen Mufeums für Kunft und In-
duftrie ernannt. Diefe Stellung bekleidete bis
vor kurzem Freiherr v. Gautfch, der [ie nach
feiner Ernennung zum Minifterpräfidenten zu-
rückgelegt hatte. * *

*

Der Gemeinderat der Stadt Wien hat dem
Oberbaurat Otto Wagner anläßlich feines 70. Ge-
burtstages die große goldene Salvatormedaille
verliehen.

VERMISCHTES

ZU REMBRÄNDTS „MÜHLE“ Ver-

fchiedene Tagezeitungen des In- und Auslandes
brachten die Nachricht, daß bei der Reinigung
der von H. C. Frick erworbenen „Mühle“ Rem-
brandts die Signatur des Hercules Segers zum
Vorfchein gekommen ift. Da diefe Nachricht
mehr Glauben gefunden hat, als man erwarten
füllte, fei hier kurz darauf aufmerkfam gemacht,
daß fie keineswegs den Tatfachen entfpricht.
Zunächft einmal ift das Bild nicht von Frick
fondern von Widener in Philadelphia erworben
worden (wie der Cicerone ja auch nie anders
behauptet hat). Weiterhin ift es nicht wahr,
daß bei der Reinigung eine Signatur gefunden
worden ift. Diefe exiftiert vielmehr nur in der
Phantafie eines Kunfthändlers, der — etwa nach
dem Syftem „Lautner“1— mittels einer Photo-
graphie die Buchftaben H S auf dem Bild zu
konftatieren verfuchte und wohl nicht nur aus
rein wiffenfchaftlichen Gründen das Refultat feines
Experiments der Öffentlichkeit mitteilte. —
Schließlich fei noch darauf hingewiefen, daß aus
zeitlichen Gründen die Äutorfchaft des Hercules
Segers faft ausgefchloffen ift. Die Monumen-
talität der Kompofition entfpricht einem Stil, der
in Holland erft nach 1650 möglich ift. Dagegen
wird der Tod des H. Segers allgemein vor
1650 angefeßt. Das Bild kann alfo nicht zu
feinen Lebzeiten entftanden fein. — Nicht un-
intereffant ift es, daß Bode fchon vor einigen
Jahren in „Rembrandt und feine Zeitgenoffen“2
an zwei verfchiedenen Stellen auf die Verwandt-
fchaft der „Mühle“ Rembrandts mit der Kunft
des H. Segers gewiefen hat.

1 Lautner, Wer ift Rembrandt? Breslau 1891.

- W. Bode, Rembrandt und feine Zeitgenoffen, Leipzig
1907; S. 113 und S. 121.

MÄILÄND Die hiefige Dombaukommiffion
hat für die italienifchen Bildhauer einen Wett-
bewerb ausgefchrieben, der die vier kleineren
Bronzetüren der Hauptfaffade des Mailänder
Doms betrifft. Die beiden Türen rechts und
links von dem mittleren Tore füllen Szenen aus
dem Mailand des Jahres 313, in welchem das
Edikt des Kaifers Konftantin Glaubensfreiheit
verkündete, und aus dem Leben des heiligen
Ämbrofius, des Schußpatrons der lombardifchen
Metropole, darftellen, während die zwei äußeren
Tore die vier Erzengel zum Gegenftand haben
füllen. Dem beften Entwurf wird ein Preis von
20000 Lire zugefprochen werden.

NÜRNBERG Der hiefige Maler Georg Leudis
hat ein für die Freskomalerei bereits durch
Reichspatent gefchüßtes wichtiges Verfahren er-
funden, das eine vollkommene Fixierung der
Farben bewirkt, fo daß die in der neuen Weife
hergeftellten Fresken nicht nur in unferm Klima
haltbar werden, fondern fogar abwafchbar find.
Beftätigt fich diefe Tatfache, fo würde damit
das fchwierigfte Hindernis, das fich in den klima-
tifchen Verhältniffen des Nordens der Entwick-
lung der Freskomalerei in den Weg geftellt hat,
dauernd überwunden fein. t.

ROM Der italienifche Staat hat aus derWelt-
ausftellung Franz von Stucks großes Gemälde
„Oreft und die Erinnyen“ für die moderne Ga-
lerie erworben.

LITERÄTUR

BÄSEL Das Hiftorifche Mufeum hat foeben
den Jahresbericht über 1910 verfandt, der außer
dem Gefchäftsbericht und den Neuerwerbungen
zwei Abhandlungen des Konfervators Doktor
R. F. Burckhardt über „Baffer Plaftik aus der Zeit
der Spätgotik“ und „Hochaltar aus der Kirche
zu Rodels im Domlefchg“.

BRÜSSEL Die Angabe, daß die im Mu-
feum in Bern befindlichen Gobelins Beute-
ftücke feien, welche die Berner in der Schlacht
von Granfon und Murten Karl dem Kühnen ab-
genommen hätten, wurde fchon früher in einer
Arbeit des ehemaligen Berner Pfarrers Stammler
angezweifelt. Vielmehr ftammten die Wand-
teppiche aus der Kathedrale von Laufanne, der
fie von einem Waadtländer, der in Dienften der
burgundifchen Herzoge gewefen, gefchenkt wor-
den feien, und von wo fie die Berner fpäter
erhalten hätten. Nur ein Stück fei im Befiß
Karl des Kühnen gewefen, was aus dem Wappen

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