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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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1. Heft
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Entdeckungen. Funde
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Gesellschaften und Vereine
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0055

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GESELLSCHAFTEN UND VEREINE

in keinem anderen fliehe über das dem Könige
eigentümliche bleiche Geficht ein fo fanftes Rot.
So verhältnismäßig heiter und menfchlich er-
fcheint der [ich ftets vor dem Befchauer ab-
fchließende Formalift nur noch einmal auf einem
Bilde von Velasquez, dem Reiterbilde im Prado,
das neun Jahre eher als das Parmabild ent-
ftanden war. — Da im übrigen ja die zwei Bilder
in der Darftellung übereinftimmen, ift es nicht
nötig, das neuentdeckte Bild hier des näheren zu
befchreiben. Hoffentlich werden Meffrs. Ägnew
es öffentlich ausftellen, ehe es — wohl übers
Waffer — auf Nimmerwiederfehen verfchwindet.

F.

KRÄKÄU In einer der Sißungen der Ab-
teilung für Kunftgefchichte der Akademie der
Wiffenfdiaften hat Prof. Graf Georg My cielski
nähere Mitteilungen über das von ihm im Privat-
befiß in Tours aufgefundene Bildnis Marie
Antoinettes gemacht, das von Alexander Ku-
charski (geb. 1736) im Temple vor der Hin-
richtung der Königin gemalt worden ift. Das
Gouacheporträt befindet fich jeßt im Befiße des
Erzherzogs Karl Stefan. P. E.

NEAPEL Vor einiger Zeit wurde im Museo
Filangieri ein Porträt Botticellis entdeckt. Das
Bild trägt fälfchlich den Namen Ghirlandajo,
während es zu den Hauptwerken Botticellifcher
Porträtkunft gehört. Der Dargeftellte, der dem
Kreife der Medici anzugehören fcheint, ift ein
Mann in den beften Jahren mit feften, ernften
Zügen. Dr. Hans Timoteus Kroeber hat das
Bild in feinem foeben erfchienenen Buch: „Die
Einzelporträts des Sandro Botticelli“ (Verlag von
Klinkhardt & Biermann, Leipzig), zum erftenmal
publiziert.

PETERSBURG Zu A. Victoryns, überden,
wie fich die Lefer zum Teil erinnern werden,
die „Monatshefte für Kunftwiffenfchaft“ im leßten
Jahrgang (Heft 8/9) einen grundlegenden Auffaß
von Kurt Freife brachten, zu dem ein Nachtrag
aus der Feder von Walter Cohen in Heft 11
deffelben Jahrganges folgte, bemerkt der Kon-
fervator der Kaiferl. Eremitage in Petersburg,
Herr James von Schmidt, daß er ein weiteres
Exemplar des „Gefühls“ (der Hühneraugen-
operation) im Vorrat der Eremitage gefunden
habe, das fich mit dem von W. Cohen aus dem
Bonner Provinzialmufeum mehr decke als mit
der Wiener Kopie, die in dem Freifefchen Auf-
faß reproduziert ift. Das Bild in der Eremitage
mache durchaus einen originalen Eindruck.

VERONA Während man Ausgrabungen auf
der Piazza Vittorio Emanuele in Angriff nahm,

wurde in einer Tiefe von 1,50 m ein Mofaik
aufgefunden. Dasfelbe hat eine Fläche von
3X2,50 m. In einem Oval ift ein halbnackter
Mann mit einer Lanze dargeftellt. Zu Füßen
desfelben fieht man einen Panther, der im Be-
griffe fteht, einen Sprung zu machen; rund-
herum ein Blumenfries. Rechts lieft man das
Wort „Roropes“ und links fteht ein „Zeta“. Um
den Oval find weitere vier Panther angebracht.
Das Ganze ift fehr gut erhalten. Der Fund ift
römifchen Urfprungs. Br.

GESELLSCHÄFTEN UND
VEREINE

DER DEUTSCHE VEREIN FÜR
KUNSTWISSENSCHAFT Am 28.

und 29. Dezember v. J. fanden die Sißungen
des Deutfchen Vereins für Kunftwiffen-
fchaft in der Kgl. Akademie der bildenden
Künfte in Dresden ftatt. Unter ihnen muß
die der Denkmälerkommiffion ihrer wiffenfchaft-
lichen Bedeutung wegen befonders hervorge-
hoben werden. Denn fie hatte das vorzubereiten,
was den Vorftand und Ausfchuß zur Genehmi-
gung vorzulegen war und Schließlich der Mit-
gliederverfammlung zur Kenntnis gegeben wer-
den konnte. Ehe jedoch davon gefprochen wird,
mag erwähnt fein, daß in den Vorftand als
buchhändlerifcher Beirat an Stelle des verdor-
benen Geh. Kommerzienrates W. Spemann Dr.
de Gruyter berufen wurde, und der Ausfchuß
die Wahl des Profeffors Dr. Rudolf Kaußfch
(Breslau) in die Denkmälerkommiffion ge-
nehmigte. Zum erften Male wurden auch Ehren-
mitglieder ernannt, zwei um die Kunftwiffen-
fchaft hoch verdiente Männer, der frühere Ge-
neraldirektor der Kgl. Preußifchen Mufeen,
Exzellenz Dr. Schoene, und der frühere Bonner
Ordinarius für Kunftgefchichte, Geheimrat Prof.
Dr. Carl Jufti.

In der Denkmälerkommiffion wurde ausführ-
licher Bericht über die im Gange befindlichen
Arbeiten erftattet. Direktor Dr. von Bezold
konnte mitteilen, daß der Zettelkatalog für den
Kirchenbau des 17. und 18. Jahrhunderts
weit vorgefchritten ift, aber bei feiner umfaffen-
den Anlage, die alle Kunftinventare Deutfch-
lands, Öfterreichs und Böhmens, die Literatur
allgemeinen Inhalts wie die Monographien und
die Zeitfchriften berückfichtigt, noch einiger Zeit
bis zu feiner Vollendung bedarf. Diefe Aus-
führlichkeit erfcheint um fo mehr geboten, als
eine Aufnahme und Publikation aller Kirchen
diefes Zeitraumes unmöglich ift. Es muß eine
Auswahl getroffen, das künftlerifch oder hifto-

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