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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 3.1911

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13. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.24118#0554

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VERMISCHTES o LITERATUR

der Gefahr eines allzu perfönlich-monumentalen
Ausdruckes Bismarckfchen Geiftes dauernd vor-
gebeugt würde. B.

ÄIX Franzöfifche Verehrer Cezannes haben
[ich zu einem Äusfchuß zufammengetan, um dem
Maler in feiner Stadt Äix-en-Provence ein wür-
diges Denkmal zu errichten, deffen Ausführung
Ariftide Maillol übertragen werden foll.

BERLIN Die Ergebniffe desPreisausfchreibens
für die Bismarckwarte in Weftend find in der
Großen Berliner Kunftausftellung zu fehen. Den
erften Preis erhielt Bruno Schmiß für feinen
Entwurf, der einen in kräftigen, monumentalen
Formen gehaltenen offenen Rundbau, als Mittel-
punkt einer außerordentlich durchdachten, groß-
zügigen Gefamtanlage, vorfieht. Svs.

BUDAPEST Am 18. Juni — elf Jahre nach
dem Tode des größten ungarifchen Malers —
wurde im Kerepefer Friedhof ein anfpruchslofes
Steindenkmal Munkäcsys enthüllt. Die ver-
ftridiene Zeit war lang genug, um unfere An-
fprüche für ein Monument reifen zu laffen, das
den größten künftlerifchen Ruhm der Nation am
würdigften Orte — fagen wir vor demBudapefter
Kunftmufeum — und in würdiger Form ver-
kündet. Diefer Wunfch ift aber leider nicht in
Erfüllung gegangen. Ohne den Opfermut des
hohen katholifchen Klerus wäre auch die jetzige
fimple Sandfteinfigur nicht zuftande gekommen;
ein Werk, das feinem Schöpfer Eduard Telcs
leider nicht viel Anerkennung eintragen kann.
Verfehlt ift fchon die Idee, die in diefem Denk-
mal zum Ausdruck gebracht wurde. Eine weib-
liche Figur haftet mit dem Rücken feft an einem
obeliskartigen Pfeiler, der oben in einem kriftall-
artig herausgearbeiteten Kreuz endet. Sie hält
die Linke fenkrecht himmelwärts gehoben und
hält darin einen Kranz. Ihr Gewand fällt in
geraden Falten herunter. Das Werk bildet eine
kompakte Maffe; es ift ganz fteinmäßig auf-
gefaßt, leidet aber eben an zu einfeitiger ftoff-
gemäßer Ausführung. Es ift heutzutage keine
Seltenheit, daß ausübende Künftler ihren Beruf
verkennen und trockene Kunfttheoretiker wer-
den. (Man nannte diefe Krankheit vor nicht
allzulanger Zeit Akademismus.) Telcs verfiel
nun auch in eine Übertreibung, die ihn die
allerhöchfte Aufgabe des Künftlers, die Befeelung
des Stoffes vergeffen ließ und dabei auch das,
daß er nicht einem durch die Kannibalen ver-
fpeiften Miffionär, fondern dem erften Künftler-r
genie Ungarns ein Denkmal zu fegen hatte.

Takäcs.

WIEN Dr. Bernhard Pagak, Privatdozent
der Kunftgefchichte an der Königlichen Univer-
fität Breslau, veranftaltet wie im vergangenen
Jahre in München, fo in diefem in der Zeit vom
2. bis 12. Oktober in Wien kunftwiffenfchaft-
liche Führungen, die als Ferienkurfus für Kunft-
hiftoriker, Lehrer und Kunftfreunde gedacht find
und „Das künftlerifche Sehen vor dem Original“
zum Gegenftand haben. Äußer den öffentlichen
Galerien Wiens füllen die Privatgalerien: Czer-
nin, Harrach, Liechtenftein und Schönborn und
ebenfo die derzeit in Wien ftattfindenden Kunft-
ausftellungen befucht werden. Auch find einige
Ausflüge in die nähere Umgebung, fo nach
Schönbrunn, Laxenburg und Klofterneuburg ge-
plant. Anmeldungen zur Teilnahme an diefem
zehntägigen Kurfus (Honorar 40.— M.) erbittet
der Veranftalter möglichft rechtzeitig — fpäte-
ftens bis zum 20. September — an feine Ädreffe:
Breslau IV. Intereffenten gibt ein ausführlicher
Profpekt näheres bekannt.

EIN LUTHERBRIEF FÜR WITTENBERG.
Pierpont Morgan hat den legthin auf der bei
C. G. Boerner, Leipzig, ftattgehabten Auktion der
Äutographen-Sammlung Geibel um 102 000 M.
erftandenen Brief Luthers an Kaifer Karl V. fo-
eben in Kiel dem deutfchen Kaifer zum Gefchenk
gemacht, der ihn der Stadt Wittenberg zum
dauernden Befig überwiefen hat.

LITERATUR

DRESDEN Mitteilungen aus den fäch-
fifchen Kunftfammlungen. Auch die Königl.
Sächfifchen Sammlungen zu Dresden haben ihre
eigene Zeitfchrift begründet, die von jegt an regel-
mäßig über die Tätigkeit, Neuerwerbungen ufw.
in Heftform berichten foll. Die erfte diefer Publi-
kationen (Verlag von Breitkopf & Härtel, Leipzig)
liegt uns mit einem begreiflicherweife recht rei-
chen, zum Teil auch recht intereffanten Inhalt vor.
Sie bringt im ganzen an die 20 Äuffäge fäch-
fifcher Mufeumsvorftände, dazu 10 Tafeln in
Lichtdruck und einige Textabbildungen. Da
die hier vereinigten Artikel ausnahmslos eine
Bereicherung der kunfthiftorifchen Kenntnis be-
deuten, fo darf man der Generaldirektion zu
diefem erften Jahrbuch aufrichtig gratulieren.
Hervorzuheben find folgende Beiträge: G.Treu,
Myronifcher Äthenakopf; F. Sarre, ein fyrifcher
Glasbecher; E. Zimmermann, Porzellane der
Mingdynaftie; M. Lehrs, vier neue Grünewald-
Zeichnungen; J. L. Sponfel, die Bildnismedaillen
des Tobia Wolf; M. Engelmann, die Uhren-
fammlung Pleißner; W. v. Seidlig, Landfchafts-
zeichnung von Rembrandt. Für die Sächfifchen

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